Die Kinder der Musikschule haben eine Menge auf dem Kasten. Dafür ist der Unterricht aber auch recht teuer. Foto: Archiv (avanti)

Die Musikschule Marbach/Bottwartal hat einen schweren Stand. Weil sie ihre Lehrkräfte fair bezahlt, erhebt sie hohe Gebühren. Das aber schreckt Eltern ab.

Marbach/Bottwartal - An der Jugendmusikschule Marbach-Bottwartal wird offenbar hervorragende Arbeit geleistet. Davon zeugen die zahlreichen Preise, die die Mädchen und Jungs bei Wettbewerben wie „Jugend musiziert“ Jahr für Jahr auf regionaler und Landesebene absahnen. Und doch ist die Einrichtung keinesfalls frei von Sorgen, wie die Leiterin Bärbel Häge-Nüssle gestern im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats der Schillerstadt betonte.

Zum einen bemängelte sie, „dass wir leider keine eigenen Unterrichtsräume in Marbach haben“. Das erschwere die Organisation. Zum anderen bedrücken sie die hohen Gebühren, mit der man kreisweit an der Spitze liege. So habe es zum 1. Oktober 2016 eine „kräftige Erhöhung“ gegeben – mit entsprechenden Konsequenzen. „Es gingen etliche Beschwerden von den Eltern und auch Kündigungen ein. Viele orientieren sich um und gehen zu umliegenden Musikschulen“, stellte Bärbel Häge-Nüssle fest.

Die hohen Tarife der Musikschule Marbach-Bottwartal sorgen aber nicht nur für sinkende Schülerzahlen. Sie wirken sich auch auf Kooperationen aus. So hat das Friedrich-Schiller-Gymnasium die Zusammenarbeit bei den Bläserklassen gekündigt. Für die aktuellen Fünfer mache das FSG schon mit einem anderen Partner gemeinsame Sache, sagte Häge-Nüssle. „Die haben sich für eine kostengünstigere Lösung entschieden.“ Ob man fürs kommende Schuljahr wieder zusammenfinde, sei unklar. Das bestätigt Christof Martin, Leiter des FSG, auf Nachfrage. Mit den Tarifen der Musikschule Marbach-Bottwartal habe man das Projekt nicht mehr kostendeckend betreiben können – und sich deshalb nach einem neuen Partner umgeschaut und mit der Großbottwarer Musikakademie Staudenmaier für die aktuellen Fünfer auch gefunden. Das Zusammenspiel mit der Musikakademie habe sich bislang bewährt. Falls sich daran nichts ändere, werde man an der Kooperation auch beim nächsten Jahrgang festhalten.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Marbacher Musikverein und der Jugendmusikschule Marbach-Bottwartal ist inzwischen ebenfalls beendet worden. „Man ist auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen“, erklärte der Bürgermeister Jan Trost. Sabine Häusser, Chorleiterin des Musikvereins der Schillerstadt, sagt allerdings auf Nachfrage unserer Zeitung, das dahinter keine finanziellen Gründe steckten. Vielmehr habe der Musikverein durch dieses Miteinander mit der Musikschule keine Nachwuchsinstrumentalisten für den Verein gewinnen können.

Die hohen Beiträge bei der Jugendmusikschule Marbach-Bottwartal resultieren in erster Linie daraus, dass die Unterstützung von der öffentlichen Hand vergleichsweise gering ausfällt. „Andere Musikschulen mit unserer Größe und unserem Erfolg haben das Dreifache an Zuschuss“, erklärte Bärbel Häge-Nüssle. Das untermauerten auch die Zahlen, die Geschäftsführer Jens Dörr vorlegte. Demnach stammen 70 Prozent der Einnahmen von den Eltern, der Rest vom Land und den Kommunen. Im Landesdurchschnitt betrage der Eigenanteil der Mütter und Väter 54 Prozent, meinte Bärbel Häge-Nüssle. „Wir sind hier am absoluten Limit“, sagte sie. Während Marbach und Steinheim fürs Schuljahr 2015/16 zusammen rund 100 000 Euro beisteuerten, kamen von den anderen Städten und Gemeinden zusammen lediglich 15 000 Euro. „Wir haben die umliegenden Kommunen angeschrieben, ob sie ihren Zuschuss nicht erhöhen möchten“, berichtete Jens Dörr. Allerdings hätten nur Erdmannhausen, Murr und Oberstenfeld zugesagt, mehr Geld zu überweisen. „Bei den anderen drei Kommunen müssen die Eltern die volle Gebührenerhöhung tragen“, erläuterte Jens Dörr. Konkret betrifft das demnach die Großbottwarer, Benninger und Mundelsheimer.

Heinz Reichert von der SPD plädierte dafür, bei dem Punkt nicht lockerzulassen. „Die anderen Kommunen zahlen zu wenig“, meinte er. Das findet auch Sebastian Engelmann von den Grünen. „Man könnte die Schule in Jugendmusikschule Marbach/Steinheim umbenennen, das wäre wahrscheinlich ehrlicher“, sagte er süffisant. Hendrik Lüdke von Puls vertrat ebenfalls die Auffassung, dass von den anderen Städten und Gemeinden mehr Geld fließen müsste. Das habe zwar keine Auswirkungen auf die Zahlungen der Stadt Marbach, aber die Kinder aus den betreffenden Kommunen würden davon profitieren.

Heike Breitenbücher von der CDU beklagte, dass die Erhöhung der Tarife zu Austritten führte. „Andererseits finde ich es gut, dass die Musiklehrer nach Tarif bezahlt werden. Das zeichnet einen guten Arbeitgeber aus“, sagte sie. Damit nahm sie Bezug auf die Ausführungen von Jens Dörr, der die aktuelle Anhebung der Gebühren mit Tarifsteigerungen erklärt hatte. Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern sagte, dass das Geld, das für die Musikschule aufgebracht werde, gut angelegt sei. Wichtig sei aber, eine Obergrenze für den Abmangel festzulegen und dann einzuhalten – was dankenswerterweise der Fall sei.