Bei den verfrühten Erdbeeren hat der Frost leichten Schaden angerichtet. Foto: dpa

Im April war das Wetter stellenweise lausig, selbst geschneit hat es noch. Doch das hat wenig Auswirkungen auf die Obst- und Weinernte.

Marbach/Bottwartal - Der Spruch vom April, der macht, was er will, dürfte in den vergangenen Tagen und Wochen in Marbach und im Bottwartal öfter die Runde gemacht haben – angesichts von verschneiten Feldern und Blüten, wie sie auch auf Bildern in unserer Zeitung zuletzt zu sehen waren. Auf Obsternte und Weinlese scheint das schlechte Wetter jedoch keine allzu negativen Auswirkungen zu haben, wie eine Umfrage bei einigen Winzern und Obstbauern ergab. „Wir sind noch einmal mit einem dunkelblauen Auge davongekommen“, sagt der Affalterbacher Obstbauer Sven Gunßer.

Der Frost sei nicht so stark gewesen, lediglich in ein oder zwei Nächten seien die Temperaturen unter den Gefrierpunkt gesunken, führt Gunßer weiter aus. „Nur bei den verfrühten Erdbeeren hat es ein paar Blüten erwischt“, erklärt der Obstbauer. Dies habe aber nur geringe Auswirkungen auf den Ertrag. „Dafür werden die anderen Erdbeeren umso schöner“, ist Gunßer sicher. Die Apfel- und Birnenernte sieht der Obstbauer durch das schlechte Wetter überhaupt nicht beeinträchtigt. „Es kann sein, dass Bäume als Schockreaktion die eine oder andere Blüte abstoßen. Aber insgesamt wirkt sich die Kälte auf die Qualität der Früchte positiv aus, die überlebenden Äpfel werden umso schöner“, sagt Gunßer. Gar keine Schäden hat er in seinen Weinbergen festgestellt, allerdings habe er von Kollegen auch anderes gehört.

Friedrich Fink, Vorstand der Lauffener Weingärtnergenossenschaft (WG Lauffen), hat bei sich in den Randlagen ein paar Frostlagen ausgemacht. Negative Auswirkungen auf den Gesamtertrag befürchtet aber auch er nicht. „Die kühle Witterung hat zu einer Verzögerung geführt, aber das kann bei höheren Temperaturen auch wieder aufgeholt werden“, glaubt der Mundelsheimer. Entscheidend sei nicht die Antriebsphase, sondern die Blütephase. „Ob die jetzt am 8. oder 17. Juni beginnt, ist eigentlich egal. Wenn aber in dieser Phase noch einmal Frost kommt, dann wird das zu Beeinträchtigungen führen“, ist sich Fink sicher. Er rechnet damit, dass nach der jetzigen Kälteperiode der Lesebeginn acht bis zehn Tage später als in den vergangenen Jahren sein wird, als man stets um den 18. oder 20. September begann. „Im Vergleich zu den vergangenen 20 Jahren liegen wir aber absolut im Lot“, beruhigt Friedrich Fink.

Etwas differenzierter sieht Obstbauer Jens Eisenmann aus Rielingshausen die jüngste Kälteperiode. „Wir hatten rund zehn Tage mit weniger als fünf Grad Celsius und Nächte um den Gefrierpunkt, das verzögert den Obststand und die Reife schon ein wenig“, erläutert er. In den vergangenen beiden Wochen habe es quasi keine Vegetation gegeben. Die Auswirkungen auf die Apfelernte seien noch nicht absehbar. „Die Blüte wird sich um drei bis vier Wochen verzögern“, glaubt der Inhaber des Obsthofes in Rielingshausen. Schäden am Obst gebe es aber nicht.

Frost- beziehungsweise Teilfrostschäden gebe es bei den verfrühten Erdbeeren. „Da sind einige deformiert und werden so genannte Krüppelfrüchte.“ 20 bis 30 Blüten seien auf einigen Freiluftfeldern kaputt, was angesichts von rund 100 Blüten pro Feld jedoch zu verkraften sei. Bei einigen Früchten sei die Oberfläche etwas rauer. Die Freiluftsaison für Erdbeeren könne erst um den 10. bis 15. Mai beginnen, dann werde er auch die Stände aufbauen. Größere Auswirkungen hätte der Frost jedoch auf die Spargelernte gehabt. „Wir können erst jetzt so richtig mit der Ernte anfangen, in den vergangenen zwei Wochen haben wir fast gar nichts gestochen.“ Zuletzt sei man stets um den 20. April damit gestartet.