Manche Sorten haben sich gut vom Frost erholt, manche weniger. Foto:  

Die Weinlese hat diesmal sehr früh begonnen. Während die Menge wegen des späten Frosts im Frühjahr zu wünschen übrig lässt, ist die Güte der Trauben gut.

Marbach/Bottwartal - Die erste Hälfte des Monats September ist zwar noch nicht vorbei, aber die Weinlese in der Region Marbach und Bottwartal ist bereits in vollem Gange. „Wir sind extrem früh dran“, sagt Steffen Waldbüsser vom gleichnamigen Weingut in Kleinbottwar, der am gestrigen Mittwoch gerade mit acht Helfern im Gewann Teufel steht und Weißburgunder liest. „Den müssen wir jetzt zügig holen, bevor die Trauben faulig werden.“

Grund für die frühe Ernte und die damit verbundene Eile ist ein wechselhaftes und an Wetterkapriolen reiches Weinjahr. Los ging es mit einem sehr warmen und trockenen Frühjahr mit einem dementsprechend starken Austrieb der Rebstöcke im April. „Dann kam, was nicht kommen darf“, wie man es beim Weinfactum Bad Cannstatt, zu dem die Rielingshäuser Wengerter gehören, ausdrückt: der Spätfrost in der Nacht vom 19. auf den 20. April. Auch die Lagen in Rielingshausen, Steinheim und Kirchberg waren beim Weinfactum betroffen. Und damit nicht genug. Es folgten starke Winde und zu allem Überfluss auch noch Hagel. „Ganz schön viel Katastrophe für ein Weinjahr“, so die Cannstatter.

Doch das Wetter zeigte sich auch von seiner Schokoladenseite. Während der warmen Witterung im Juli und August konnten die Reben nochmals richtig Gas geben. Und weil es eben nicht nur heiß, sondern auch feucht war, beginnt die Weinlese nun deutlich früher als üblich. Bereits vergangene Woche waren beim Weinfactum unter anderem die Dornfelder-Trauben und der Müller-Thurgau dran.

Ähnlich im Weingut Waldbüsser in Kleinbottwar. Donnerstag vor einer Woche wurde der Dornfelder gelesen, Anfang dieser Woche folgten Müller-Thurgau und Kerner, am Mittwoch eben der Weißburgunder. Was vom Frost übrig ist, sei sortenabhängig, sagt Steffen Waldbüsser. Den Müller-Thurgau, den Trollinger und den Lemberger habe es arg erwischt, beim Weiß- und Spätburgunder sehe es deutlich besser aus. Mit der Qualität des Jahrgangs 2017 ist er aber schon mal sehr zufrieden.

Das sind auch die Wiedenmanns vom Weingut Sankt Annagarten in Beilstein. „Wir haben superschönes Taubenmaterial im Keller“, schwärmt Katharina Wiedenmann. Bereits am Dienstag vor einer Woche habe man die frühen Parzellen mit Cabernet Dorio gelesen. „Auch, wenn wir im Vergleich zu anderen Jahren gut 14 Tage voraus sind, die mussten wir wegernten.“ Der Ausfall durch Hagel oder Frost sei in den Weinbergen der Familie nur minimal gewesen. „Da sind wir mit einem blauen Auge davongekommen.“

Nicht so die Lauffener Weingärtner, zu denen seit einigen Jahren auch die Mundelsheimer gehören. Angesichts der Frostschäden im April erwartet der Vorstandschef Dietrich Rembold „einen kleineren Jahrgang als im langjährigen Durchschnitt“. Die Qualität sehe zum jetzigen Zeitpunkt aber sehr gut aus. Auch in Mundelsheim hat die Lese sehr früh gestartet – nämlich bereits am 8. September mit Acolon und Dornfelder.

Genau mit diesen beiden Sorten sind auch die Bottwartaler Winzer Ende vergangener Woche in den Herbst gestartet. „Es ging diesmal schon relativ früh los“, so der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende Bastian Remkes. „Wir versuchen, das Ganze ein bisschen nach hinten zu ziehen, aber es scheint alles rasant schnell zu gehen.“ Für eine spätere Lese bräuchte es aber das, womit das Wetter in der vergangenen Zeit nicht gerade geprotzt hat: trockene und kühle Nächte sowie trockene und sonnige Tage. Dennoch ist Remkes zufrieden. „Die Trauben sind makellos. Der Acolon hat bis 88 Grad Oechsle, die Qualität ist gut und sauber. Ich hoffe, dass das so weitergeht.“