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Die Wengerter müssen ihre Trauben aufgrund des vielen Regens schnell in die Kelter bringen. Sonst drohen Fäulnis und Pilzbefall.

Marbach/Bottwartal - Das gute Wetter muss man ausnutzen“, findet Friedrich Fink, Vorstandsmitglied der Lauffener Weingärtner. Auf dem Mundelsheimer Rozenberg wird derzeit deshalb feste geschafft. Traube für Traube wandert der Schwarzriesling in die Eimer und wird dann mit dem Traktor gleich zur Kelter gefahren. Morgen sind dann Dornfelder und die weniger bekannte rote Sorte Hegel dran, die vollmundige und fruchtige Weine ergeben soll. „Müller-Thurgau und Portugieser sind ebenfalls überreif“, erzählt Friedrich Fink. „Die Beeren werden schnell brüchig und braun. Das muss man gründlich ausschneiden und den Rest so schnell wie möglich reinholen.“ Lieber zwei Oechsle weniger und gesundes Lesegut, ist das Motto von Fink. „Da wird nicht gepokert“, macht er klar.

Der Starkregen – am vergangenen Freitag waren es in Mundelsheim 40 Liter auf den Quadratmeter – hat den Beeren zugesetzt. „Die saugen sich mit Wasser voll und platzen auf“, erklärt Matthias Hammer, Vorstandsvorsitzender der 200 Mitglieder starken Marbacher WG. Die Folge kann Fäulnis sein, aber auch schon das Ernten von nassen Beeren ist nicht erwünscht. „Das würde uns ja den Ertrag verwässern.“

In Marbach wurde schon der Schiller gelesen, was in diesem Fall nicht nur für das literarische Werk gilt. Die hochreifen Weiß- und Rotweine in den Steillagen, die Sorten Dornfelder, Trollinger, Grauburgunder und ebenfalls der Schwarzriesling machen hier den Anfang. Durch das warme Frühjahr sind manche Lagen dieses Jahr 14 Tage früher reif als sonst. „Wir haben das Problem, dass wir nicht alles durchlesen können, weil der Reifegrad sehr unterschiedlich ist“, erklärt Hammer. Man müsse sehr genau prüfen und gegebenenfalls schnell reagieren, vor allem wegen der Kirschessigfliege. „In einigen Steillagen, da riecht‘s schon richtig nach Essig“, hat Fink bemerkt. Dieses Jahr müsse man gründlich ausschneiden. Nur was gesund ist, kommt in Eimer und Butte.

In Rielingshausen sieht Vorstandsmitglied Marc Nagel weniger das Problem durch Schädlinge. „Wir müssen uns aber auch beeilen, weil durch die vielen Niederschläge die Trauben anfällig sind für Fäulnis und Pilzbefall.“ Die ganze Woche hindurch werde bei hoffentlich gutem Wetter weiter gelesen. „Heute holen wir den Dornfelder, dann kommen Kerner und Schwarzriesling dran.“ Die Trauben werden in Rielingshausen gesammelt und dann gekühlt mit dem Lastwagen nach Bad Cannstatt gebracht. Trotz des guten Frühjahrs werde man sicher nicht „das letzte Grad Oechsle“ aus dem Rielingshäuser Kelterberg herausholen, aber Nagel ist sich sicher: „Das wird ein guter bis sehr guter Jahrgang.“

Etwas vorsichtiger ist da noch Eberhard Lang, der Kellermeister der Bottwartaler Winzer. „Wir haben gute Qualitäten, aber ein Spitzenjahrgang wird das sicher nicht.“ Die 600 Mitglieder haben bereits die frühen Sorten Acolon und Dornfelder abgeliefert, gestern war der Müller-Thurgau dran, die späteren Burgunder-Sorten wie Samtrot und Schwarzriesling folgen.

„Bei den späten Sorten haben wir nicht so den Zeitdruck, wenn das Wetter jetzt einige Tage stabil bleibt“, meint Lang. Trocken und nicht zu warm, das ist das Wunschwetter der Wengerter und Kellermeister für die nächsten Tage. Eile tut eher bei den frühen Sorten not. „Was reif ist, muss man schnell reinholen“, sagt Lang. Personell sei man recht „schlagkräftig“, sodass die Lese jetzt mit Hochdruck voran gehen könne.