Volles Haus bei Pana in Marbach, aber irgendwie hatten sich die meisten diesen Fußball-Nachmittag ganz anders vorgestellt Foto: Werner Kuhnle/Frank Wittmer

Die Rahmenbedingungen für einen schönen Fußballabend sind im Biergarten oder im Gemeindehaus perfekt – nur Jogis Jungs machen nicht mit.

Marbach - Es hätte so schön sein können: Sonntagnachmittag im Biergarten, das Wetter ist gut, die Stimmung bei den Fans auch – und dann das: Keine Tore, nur Entsetzen angesichts der vielen fahrlässigen Aktionen, mit denen Jogis Jungs den Mexikanern Tür und Tor geöffnet haben.

Anfangs gab es noch Szenenapplaus für die Verteidigungsaktionen von Neuer und Co. Aber nach und nach machte sich blankes Entsetzen in den Gesichtern der überwiegend jüngeren Fans breit – vor allem, nachdem der Ball schon nach 35 Minuten im deutschen Tor zappelte.

Manche nahmen das auch mit Gelassenheit, um den Gang auf die Toilette nicht weiter zu verschieben und dann Bier-Nachschub für die Kumpels zu organisieren, wenn die Schlange nicht ganz so lang ist. Auch Biergartenchef Pana hofft in der Halbzeitpause noch auf deutschen Torjubel. Der Laden ist voll, wenn die Stimmung gut ist, freut sich der Wirt mit. „Wir haben bei 1000 Leuten zu gemacht, mehr passt einfach nicht rein“, so der Neckar-Gastronom. Mit Sicherheitsdienst und Profi-Technik bei zwei Leinwänden ist das Ganze auch bestens organisiert.

Etwas kleiner, aber sehr gemütlich ist das „Public Viewing“ im Gemeindehaus in Rielingshausen. „Wir machen das seit 2008 bei jeder Europa- und Weltmeisterschaft“, erklärt Pfarrer Eberhard Weisser, der das Trikot der erfolgreichen WM vor vier Jahren in Brasilien trägt. Aus dem gemeinsamen Fußball-Schauen hat sich ein richtiges kleines Fest entwickelt, das aber kein Gewinnstreben in sich trägt. „Wir machen das alles hier beinahe zum Selbstkostenpreis.“

Als Überraschung gibt es in der Halbzeitpause für die vielen Kinder ein Eis, die sich gerne im Torwandschießen versuchen. So hat der lahme Kick wenigstens noch seine süße Seite. „Die Erwartungen sind hoch“, hatte Weisser vor Beginn noch formuliert. „Mit dieser Last, den Titel zu verteidigen, muss die deutsche Nationalmannschaft klarkommen.“ Das Bibelwort „Mit meinem Gott kann ich Mauern überspringen“ gab der evangelische Pfarrer den Nationalspielern mit auf den Weg, „auch wenn es eine Abwehrmauer ist“.

Bei dem anschließenden Spiel mögen dem einen oder anderen Zuschauer dann doch eher unchristliche Gedanken gekommen sein. „Wir lieben den Nächsten und auch unsere Gegner, aber nur, wenn wir ein   Tor mehr haben“, sagt einer und schmunzelt.

Damit es zum Titel reicht, sind nicht nur in Rielingshausen einige Gebete notwendig. Am 15. Juli ist jedenfalls ein Gottesdienst mit dem Thema Fußball geplant, und das Finale um 17 Uhr sollte dann lauten, so zumindest der fromme Wunsch der Fans: Deutschland gegen Brasilien.