So wie hier in der Nähe des Oberstenfelder Bürgerhauses ist die Bottwar an mehreren Stellen
So wie hier in der Nähe des Oberstenfelder Bürgerhauses war die Bottwar an mehreren Stellen durch den starken Regen randvoll gewesen. Foto: Werner Kuhnle

Der Dauerregen hat vorübergehend für Streckensperrungen gesorgt. Nachmittags wurde Entwarnung gegeben.

Marbach/Bottwartal - Keine Spur vom Frühling, geschweige denn Sommer, der meteorologisch heute beginnt – das Wetter derzeit ist ein Ärgernis. Den Feuerwehren machte es am Freitag sogar richtig Arbeit: Der starke Regen ließ die Pegel von Neckar, Bottwar und Murr ansteigen. Mehrere Straßen mussten wegen Überflutung vorübergehend gesperrt werden. Am Nachmittag wurde zwar vorerst Entwarnung gegeben. Entscheidend wird aber sein, ob die Niederschläge in der Nacht nochmals zugelegt haben.

In Benningen behielt Kämmerer Joachim Köhler den Wasserstand im Auge. „Eben kam die Mail, dass der Pegel steigt“, sagte er am Vormittag. Seit einem Jahr hat die Gemeinde an der Neckarbrücke ein Messgerät. Ein Warnhinweis sei auch, wenn die Schiffsanlegestelle überflutet werde: „Dann holen wir die Sandsäcke raus.“ Feuerwehrkommandant Alexander Essig berichtete, dass man alle Unternehmen im Gewerbegebiet Krautlose verständigt habe, nachdem bei der Verladestation der Kies-Firma Epple das Wasser die Kante der Kaianlage erreicht habe. Der Bauhof habe die Dammbalken halbseitig eingebaut – mit den Aluminiumträgern kann der Schutzwall im Ernstfall vollständig verschlossen werden.

Essig hält die Gefahr noch nicht für gebannt – „auch wenn wir hinterm Deich leben“. Wenn der Regen nicht nachlasse, könne das Grundwasser in den Kellern steigen – allerdings sei das „glasklares Wasser“. Viele Hausbesitzer hätten eigene Pumpen angeschafft und ließen die Untergeschosse gezielt volllaufen, um den Druck auf das Gebäude zu mindern. Er sehe der Entwicklung relativ gelassen entgegen: „Das Schöne am Wasser ist ja, dass es relativ langsam kommt“, so Essig.

Ebenfalls im Einsatz war die Wehr in Steinheim. Dort überflutete gegen 9.15 Uhr der Otterbach im Bereich des Schützenhauses die L 1126 in Richtung Kreisverkehr „Schweißbrücke“, die deshalb bis zum Nachmittag gesperrt wurde. Bei der Bottwar und Murr „haben wir noch ein bisschen Luft“, sagte der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Franz Gerhard. Dennoch machte vor allem die Bottwar Schäffer auch am Nachmittag noch Sorgen. Bei einem Kontrollgang stellte er fest, dass dort der Pegel noch einmal um zehn Zentimeter gestiegen war. „Entwarnung kann ich deshalb noch keine geben“, so Schäffer.

So sieht das auch der Oberstenfelder Bürgermeister Reinhard Rosner, der sich vor Ort einen persönlichen Eindruck verschaffte. „Die Lage ist nach wie vor ernst, wir sind in Bereitschaft“, sagte er. Feuerwehrkommandant Jürgen Beck blieb ebenfalls skeptisch: „Wir machen uns auf alles gefasst.“ Die Kläranlage sei bereits am Morgen mit Sandsäcken gesichert worden. Am Vormittag mussten die Lichtenbergstraße und die L 1117 zwischen Gronau und Kurzach vorübergehend gesperrt werden.

Zufrieden war der Großbottwarer Rathauschef Ralf Zimmermann, dass das Becken im Hoftal „seine erste Bewährungsprobe bestanden hat“. Es schütze die Stadt vor Hochwasser. Das Becken Am Stockbrunnen sei nur halbvoll, da habe er mehr erwartet, sagte Feuerwehrkommandant Christian Brückel. In Hof- und Lembach musste die Brückenstraße im Bereich der Bottwar gesperrt werden. Zudem lief laut Angaben der Polizei gegen 14 Uhr der Keller eines Hauses im Wiesengrund voll und musste leergepumpt werden.

Die Murr bei Kirchberg war laut Feuerwehrkommandant Rainer Drexler „noch im Rahmen“. Dennoch habe man vorsorglich Sandsäcke gefüllt. Wie sich die Niederschläge entwickelten, sei allerdings schwer einzuschätzen. Das bestätigt auch unser Wetterexperte Yannick Garbe.

In Beilstein-Schmidhausen mussten einige Straßenbereiche abgesichert werden, weil Erde abgerutscht war. Laut dem Pressesprecher des Landratsamts Heilbronn, Manfred Körner, habe aber keine Strecke vollständig gesperrt werden müssen, es sei „alles im grünen Bereich“. Auch sein Kollege vom Landratsamt Ludwigsburg, Andreas Fritz, beruhigte: „Wir rechnen derzeit nicht mit einer dramatischen Lage und kommen voraussichtlich mit einem blauen Auge davon.“

Glimpflich verlaufen ist gegen 9.45 Uhr auch ein Unfall am Neckar bei Benningen. Eine 84-jährige Frau war laut Polizei am Ufer abgerutscht und ins Wasser gefallen. Ein hinzukommendes Ehepaar entdeckte sie und konnte sie aus dem Wasser ziehen. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht.