Auch über die Zukunft der Kläranlage in Höpfigheim wird nachgedacht. Foto: Archiv (Brock)

Der Zweckverband der Häldenmühle gibt ein umfassendes Gutachten in Auftrag.

Bottwartal - E

in Gutachten soll klären, ob der Anschluss weiterer Kommunen an das Gruppenklärwerk Häldenmühle in Marbach sinnvoll ist. Das hat die Verbandsversammlung des Klärwerk-Zweckverbandes am Mittwoch entschieden. Die Vertreter von Marbach, Benningen, Erdmannhausen, Murr, Steinheim und Großbottwar beauftragten das Ingenieurbüro Jedele und Partner aus Stuttgart für 50 000 Euro.

Untersucht wird, ob außer dem Anschluss der Steinheimer Teilorte Lehrhof und Höpfigheim auch Oberstenfeld, Beilstein, der Großbottwarer Teilort Hof und Lembach sowie Kirchberg und Rielingshausen wie auch Burgstetten angeschlossen werden sollten.

Das Gruppenklärwerk Häldenmühle wäre bei einem Ausbau nicht mehr nur für etwa 80 000 Einwohner, sondern für rund 140 000 Einwohner zuständig. „Ein Ausbau der Kläranlage wäre damit unumgänglich“, sagt Frank-Steffen Schmid vom Büro Jedele und Partner, das den Zweckverband seit Jahren berät. Das Strukturgutachten diene als Grundlage für weitere Entscheidungen, die sich auf den Raum Marbach und das Bottwartal für die nächsten 30 bis 60 Jahre auswirken. Ob die Kanäle die Fracht vertragen und die Hydraulik in den Kanälen und im Klärwerk ausreichen, seien wichtige technische Fragen.

Starkes Interesse an einer Gesamtlösung für das Bottwartal hat der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann. Er habe als Vorsitzender des Gruppenklärwerks Oberes Bottwartal angefragt, nachdem er vom geplanten Anschluss Höpfigheims erfuhr. „Bei uns stehen größere Investitionen an“, erklärt Kleemann. So müsse etwa für eine Million Euro das Nachklärbecken saniert werden. Betroffen sind nicht nur die rund 8100 Einwohner Oberstenfelds, sondern auch etwa 750 Bewohner des Großbottwarer Ortsteils Hof und Lembach mit Sauserhof. „Die Umweltauflagen für Klärwerke steigen“, weiß Kleemann und verweist auf das Land, das Zusammenlegungen fördere. Es übernehme auch die Kosten für das Gutachten hälftig, den Rest teilen sich mit je 5000 Euro die beiden Zweckverbände Häldenmühle und Eichbachtal (Kirchberg und Rielingshausen) sowie Beilstein, Oberstenfeld und Burgstetten. Der Blick auf andere Fusionen ermutigt Markus Kleemann: „Das ganze Abwasser aus dem Zabergäu fließt nach Heilbronn.“ Dabei seien Städte wie Brackenheim mit rund 15 000 Einwohnern, Lauffen mit etwa 12 000 und Nordheim mit 8000 Personen angeschlossen.

Das Landratsamt Ludwigsburg steht hinter der Untersuchung. „Sie ist notwendig, um für die Zukunft eine Entscheidungsgrundlage zu haben“, sagte Hermann Weinbrenner vom Fachbereich Umwelt in der Sitzung des Zweckverbands Häldenmühle. Nur mit dem Gutachten komme der Verband an eine 25-prozentige Förderung von Baumaßnahmen. Größere Kläranlagen hätten eine höhere und effizientere Reinigungsleistung. Auch für die Gewässerökologie ergäben sich Vorteile. Aus dem ökonomischen Plus könne der Anschluss erwirtschaftet werden. Wie lange es dauert, bis sich der Klärwerkausbau amortisiert hat, soll das Gutachten ebenfalls klären.

Auf den begrenzten Platz im Marbacher Klärwerk wies der Benninger Bürgermeister Klaus Warthon in der Sitzung hin. Er brachte die Perspektive ins Spiel, auf Murrer Gemarkung nach auslaufenden Pachtverträgen zu schauen. Vom Grundsatz her stimme er dem Gutachten zu, erklärte der Rathauschef, doch wenn es schon jetzt größere Bedenken gebe, mit der Fläche auszukommen, wäre dann das Gutachten womöglich unsinnig?, fragte Warthon.

Als ergebnisoffen bezeichnete der Ingenieur Frank-Steffen Schmid das Gutachten. „Es ist kein Selbstläufer, auch mit den Zahlen auf dem Papier – es ist wichtig, alles zu prüfen.“ Zwar gebe es heutzutage in Kläranlagen Verfahren, die nicht flächenintensiv seien, doch brauche das Marbacher Klärwerk eine Entwicklungsfläche, zumal Anlagen für mehr als 100 000 Einwohner noch strengeren Richtlinien unterlägen. Ob man das relativ große Klärwerk Oberes Bottwartal auflösen oder es sogar dauerhaft mit Beilstein zusammenführen sollte, sei offen.

Die 2020 beginnende Sanierung der Faultürme – laut Planer jetzt konjunkturell bedingt mit möglichen Kosten von 4,8  Millionen Euro statt ursprünglich geschätzten 3,5  Millionen Euro – werde auf eine eventuelle Erweiterung des Klärwerks abgestimmt, versprach Frank-Steffen Schmid. Unklar ist, ob ein Pfahlbau in den Fels hinein notwendig ist.