Auf dem Wunnenstein ist Ritterliches geboten. Foto: avanti

Der Tag des offenen Denkmals zeigt Geschichte aus der Nähe. Davon haben sich die Besucher an mehreren Orten im Raum Marbach und im Bottwartal überzeugt.

Marbach/Bottwartal - Denkmäler vor der eigenen Haustür besucht haben Interessierte am Sonntagnachmittag nicht nur in ganz Baden-Württemberg, sondern speziell auch im Raum Marbach und im Bottwartal. Dort waren einige der landesweit 90 000 Denkmäler zu bestaunen.

So öffnete am Sonntag zum Beispiel das Heimatmuseum Affalterbach
seine Pforten. Der Trägerverein lud nicht nur zum Entdecken ein, sondern auch zum Verweilen im Zelt bei Kaffee und Kuchen. Neben der Dauerausstellung gab es am Wochenende auch die Sondersammlung „Auf nackter Haut“ zu sehen. Dafür hatten die beiden Kuratorinnen Ursula Knapp und Ursula Hahn verschiedenste Unterwäschestücke aus alten Zeiten gesammelt. Die beiden Macherinnen führten gerne durch die Ausstellung. Manche der Exponate waren mehr als 100 Jahre alt. „Vor allem die Kinder sind immer wieder überrascht, was die Leute früher alles als Unterwäsche getragen haben“, schmunzelte Knapp. Für das Museum war der Tag auch eine Gelegenheit, sich zu präsentieren. „Wir brauchen frisches Blut im Team“, sagte Annemarie Paiani, die aktuell die Öffentlichkeitsarbeit leistet. „Wir hoffen, dass durch solche Aktionen Leute Interesse bekunden.“

Etwas verhalten startete der Tag in der Killianskirche in Mundelsheim.
Nach der Renovierung vor einigen Jahren sind die aufwendigen Fresken und Wandmalereien jetzt wieder in voller Pracht zu sehen. Manfred Kizler stand Besuchern Rede und Antwort und lieferte spannende Informationen über den Renovierungsvorgang der Malereien. „Die untere Hälfte war in den 60er Jahren nämlich noch mit weißer Farbe übermalt gewesen“, erklärte er. „In einer früheren Restauration wurden dann alle Malereien freigelegt und vor einigen Jahren dann noch einmal gereinigt.“ Im Kirchenschiff selbst wurde nichts hinzugefügt. Dennoch erstrahlen die Fresken wieder im alten Glanz.

Zünftig ging es auf dem Wunnenstein in Winzerhausen
her. Der alte Turm stand für Besucher offen und auf dem kleinen Plateau darunter unterhielt die Spielgruppe Camino die Besucher mit Tänzen und schwungvollen Stücken aus dem Mittelalter und der Renaissance. Manch einer der Besucher konnte sich vor dem Elan der Tanzgruppe kaum retten und wurde prompt zum Mitmachen aufgefordert. Ritter Wolfelin war wieder mit seiner Entourage zugegen, komplett mit authentischem Zelt und in voller Rüstung zeigte er das Leben im Ritterlager. „Wir haben in diesem Jahr wirklich viele Besucher“, freute sich der Heimathistoriker Rudi Issler. „Ich habe das Gefühl, die Leute interessieren sich wieder etwas mehr für das Mittelalter.“

Das Klappern von Zahnrädern erfüllte den engen Raum in der Ölmühle Jäger in Marbach
am Sonntagnachmittag. Mit 20 Besuchern pro Führung gab es schnell Platzprobleme zwischen den Treibrädern, Walzen und Auffangbecken. „Trotzdem strömen die Leute weiter durch die Mühle“, sagte ein zufriedener Fritz Jäger. Während die alte Mühle nur noch kurz für die Besucher angeworfen wurde, produzierte Manfred Widler mit einer modernen Maschine im Hof echtes Leinöl. Die Mühlen-Modelle von Walter Buck boten Einblicke in die Funktionsweise der Ölpressen. Wer sich von der Qualität selbst überzeugen wollte, der konnte etwa Leinöl käuflich erwerben.

In der Alexanderkirche in Marbach
erklärte Eckhard Fischer den Besuchern die verschiedenen Symbole und Statuen an den Wänden und an der Kanzel der alten Kirche. Die Führung am Tag des offenen Denkmals ist eine der wenigen Führungen durch die spannende Geschichte des Gotteshauses und wurde am Wochenende von vielen Besuchern angenommen.