Ob auf der alten Trasse der Bottwartalbahn Busse Marbach anfahren sollten, wird Teil der Untersuchungen zum gesamten Verkehrsproblem sein. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Verwaltungen wollen eine Untersuchung für eine Bottwartalbahn in Auftrag geben. Dabei wird aber auch eine kurzfristig realisierbare Bus-Lösung geprüft.

Marbach/Bottwartal - Auf der alten Bottwartalbahn-Trasse zwischen Murr und Marbach könnten in absehbarer Zeit Busse rollen. Das steht als eine von mehreren Möglichkeiten im Raum, seitdem im Landratsamt Ludwigsburg die Bürgermeister von Marbach, Murr, Steinheim, Großbottwar, Oberstenfeld und Beilstein sowie führende Vertreter der beiden Landkreise Ludwigsburg und Heilbronn über das Projekt Bottwartalbahn gesprochen haben.

Sollten die Gremien der Landkreise sowie die Gemeinderäte der Anlieger im Herbst zustimmen, wird nicht nur eine Stadtbahn zwischen Marbach und Beilstein untersucht, sondern auch als kurzfristige Lösung eine gesonderte Busstraße zur Beschleunigung am ständig verstopften Nadelöhr zwischen Murr und Marbach. Demnach würden Busse von der Bergkelterkreuzung aus über die L1100 in Richtung Steinheim geführt. Unmittelbar vor dem Tunnel Steingrube würden sie über eine Ampel in Richtung Marbach auf die alte Bahntrasse geleitet. Dann könnte es bis zum Marbacher Krankenhaus und zum Bahnhof weitergehen. Infrage kommt aber auch, die Busse lediglich über die Straße am Gruppenklärwerk Häldenmühle vorbei wieder auf die L1100 bis kurz vor der Oehler-Kreuzung fahren zu lassen.

Das Landratsamt Ludwigsburg bestätigte am Montag auf Nachfrage unserer Zeitung das zweigleisige Vorgehen. Die Kreisverwaltung hatte bereits am 2. Juni im Ausschuss für Umwelt und Technik des Kreistags über die neue Untersuchung zur Bottwartalbahn informiert (wir berichteten). Demnach galt die Analyse aus dem Jahr 2004 als nicht mehr aktuell. „Die Bevölkerung hat sich ganz anders entwickelt, als damals prognostiziert“, sagte der Landrat Rainer Haas in der Ausschusssitzung und kündigte da schon eine zusätzliche Untersuchung für den Busverkehr an.

Die Pläne für die Busstudie scheinen inzwischen konkreter. Offenbar strebt die Gemeinde Murr, die bisher wie auch die Gemeinde Oberstenfeld immer gegen eine Reaktivierung der alten Bahn war, eine interimsweise Nutzung der alten Bahntrasse als gesonderte Busstraße an. „Das wäre eine Maßnahme, die für die Nutzer des ÖPNV sehr positiv wäre“, findet Torsten Bartzsch. Der Murrer Bürgermeister hegt starke Zweifel, ob die alte Trasse der Bahn auf seinem Gemeindegebiet überhaupt durchgängig reaktiviert werden kann. „In der Verlängerung des Mühlwegs in Richtung Steinheim liegen zwischen einem Haus und der Murr mit dem Geh- und Radweg nur wenige Meter – es ist für mich schwer vorstellbar, dass da einmal eine Bahn durchfahren kann.“ Trotzdem wolle sich Murr der Untersuchung nicht verschließen. „Jetzt geht es erst einmal um das große Ganze und die Wirtschaftlichkeit.“

So sieht es auch der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. „Wir sind für Verbesserungen im ÖPNV und gehen ergebnisoffen in die Untersuchungen“, sagt er und will auch, was Wirtschaftlichkeit und die Trassenführung einer Stadtbahn angeht, das Feld den Verkehrsexperten überlassen. „Für uns ist entscheidend, was die Profis sagen.“ Zu beachten seien aber, ob durch eine Ampelanlage für Busse am Tunnel Steingrube Staus auf der L1100 verstärkt werden könnten. Auch sollte die Planung mit dem neu angelegten Radweg am Klärwerk vereinbar sein. Führe die Busstraße oberhalb weiter, könnte der Anstieg zu steil sein.

Die Marbacher Stadtverwaltung hatte sich immer, ähnlich wie Steinheim und Großbottwar, für eine Stadtbahn im Bottwartal positioniert. „Die richtige und langfristige Lösung ist die Bottwartalbahn“, sagt Gerhard Heim, Erster Beigeordneter der Schillerstadt. Sei die Busbeschleunigung auf der Trasse erst einmal da, werde es keine Stadtbahn mehr geben, sagt er voraus. Doch die Bahn sei der einzige Weg, den immer stärker werdenden Verkehr auf der Straße zu entlasten. Bereits in den 1990er Jahren hatte die Stadt Marbach einen Spurbus auf der alten Bahntrasse abgelehnt. Eine Wendeplatte am Bahnhof hätte zu viel Lärm am Kirchenweinberg verursacht und wäre auch zu teuer geworden. Sollten die Busse auf der alten Trasse künftig in Richtung Bahnhof fahren, sieht der Erste Beigeordnete ähnliche Probleme auf die Planer zukommen. „Ich frage mich, wo wir jetzt eine Wendeplatte hinbauen sollen.“