Spielsucht zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Foto: Werner Kuhnle

Die Caritas behandelt jährlich rund 50  Spielsüchtige. Die Tendenz ist steigend.

Marbach/Bottwartal - „Was hilft gegen Spielsucht? „Totale Abstinenz“, lautet die Antwort von Roland Linder, Mitarbeiter der Suchtberatung bei der Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz. „Spielsüchtige müssen, ähnlich wie Alkoholabhängige, komplett auf alle Glückspiele verzichten“, betont er auf Anfrage unserer Zeitung. Derzeit behandele die Caritas jährlich 50 Spielsüchtige, Tendenz steigend.

Typische Risikogruppen lassen sich momentan nicht feststellen, erzählt Linder. Er sehe aber männliche Jugendliche als besonders gefährdet. „Spielcasinos berichten, dass sehr viele türkisch- und griechischstämmige Menschen dort spielen.“ Erwähnt würden auch Rentner. Grundsätzlich ziehe sich Spielsucht wie die Alkoholsucht durch alle Bevölkerungsschichten.

Ob in den Spielcasinos den Kranken wirklich geholfen wird, bezweifelt Roland Linder. „Die Spielcasinos werben mittlerweile mit der gesetzlichen Auflage des Spielerschutzes“, weiß der Therapeut, warnt jedoch: „Die Sucht spielt sich im Gehirn ab – es ist kaum möglich, einen wirksamen Schutz zu installieren.“ Man müsste die Automaten drastisch verlangsamen, um schädliche Auswirkungen im Gehirn zu vermeiden. Linders dringender Rat: Spielsüchtige sollten sich sozialtherapeutisch behandeln lassen. Es gebe viele Parallelen zur klassischen Suchtbehandlung. Auch Schuldnerberatungsstellen leisteten Hilfe.

Die Caritas schule aber auch die Mitarbeiter von Spielcasinos. Das schreibe das Glückspielgesetz vor. Die Mitarbeiter der Casinos würden darin befähigt, Spieler anzusprechen. Sie sollten die Süchtigen motivieren, eine Beratungsstelle aufzusuchen. So könnten sich Kranke mit ihrem Spielverhalten auseinandersetzen. Aus Sicht von Linder bestehe ein eklatanter Widerspruch zwischen den Geschäftsinteressen der Automatenbetreiber und der Aufgabe, Spielsüchtige persönlich zu unterstützen.