Drei Generationen Wiedenmann Foto: Werner Kuhnle

Kunstinteressierte kommen bei einer Ausstellung auf ihre Kosten.

Marbach/Bottwartal - Sie schlüpft mit ganzem Herzen in die Rollen ihrer jeweiligen Bühnen-Engagements: Dorothea Baltzer. Die Stuttgarter Vollblutschauspielerin ist aber auch beeindruckt von den Genuss-Stationen im Bottwartal, die sich mit der Veranstaltung „Wein, Wandern und Genuss“ alle Jahre wieder bieten.

Besonders an das Beilsteiner Weingut Sankt Annagarten hat sie dabei ihr Herz verschenkt, wo sie in der Vergangenheit bereits mehrere Male bei den Lesezeiten aufgetreten war und dort schöne Erfahrungen – auch mit den Familienangehörigen gesammelt habe. Nach einem Jahr Abstinenz, „weil ich im letzten mit Luther unterwegs war“ freut sie sich heuer wieder auf den Wein-Wandertag, wo sie ihre Lesungen in der Sankt Anna-Kelter abhalten wird.

Auch Winzerfamilie Wiedenmann schätzt den Genuss-Tag, der ihnen immer wieder auch neue Gäste ins Haus bringt. Von der ersten Stunde an gehören die Winzer zu den teilnehmenden Weingütern. Seither ist ihr Angebot mit einer Kunstausstellung verknüpft. In diesem Jahr wird die aus Winnenden kommende Künstlerin Cornelia Blattert ihre Werke in den Räumlichkeiten des Weinguts zeigen: Aquarell- und Acrylbilder.

Für den leiblichen Genuss ist an dem Sonntag ebenfalls gesorgt. Wie in der Vergangenheit auch, ist die Besenwirtschaft im Keller der Ort kulinarischer Genüsse. Fleischgerichte, darunter auch Wildgulasch stehen ebenso im Angebot wie vegetarische. Lockt an dem Tag die Sonne, wird es auch oben im Hof eine Bestuhlung geben. Kaffee und eine Kuchenauswahl verwöhnen außerdem den Gaumen. „Und weil wir grad so viele leckere Zitronen haben, gibt es bei schönem Wetter auch Kalte Ente“, freut sich Renate Wiedenmann über ihren Zitronenbaum, der in diesem Jahr überreichlich Früchte trägt. „Bis dahin darf jetzt keiner mehr Zitronen ‚runterholen“.

Vor allem die menschlichen Begegnungen sind es, die für Dorothea Baltzer die Rolle der Vorleserin beim Weingut Sankt Annagarten so angenehm machen. Sie freut sich, wenn ihre Zuhörer, inspiriert von dem Vorgetragenen, ebenfalls neue Witze und Ideen liefern. So wird ihr Repertoire an Spaßigem von Mal zu Mal größer. Der Austausch mit den Gästen ist für sie zudem erfrischend. Die Zuhörer wiederum danken es der Rednerin, dass sie selbst von den mitgebrachten Texten so fasziniert sei und die eigene Freude weiterzugeben verstehe. Etwa bei einem Text von Thaddäus Troll, „bei dem er die Farbenvielfalt von Landschaft und Trauben, die er während einer Weinlese wahrgenommen hat“, so wunderschön beschreibe. „Und manch ein Gedicht von einem Weingenießer“, so erzählt Baltzer, „verschafft mir selbst die Lust, mir den nächsten kühlen Weißwein zu schnappen und ein Glas zu trinken“. Besonders dann, wenn sich das Wetter von seiner schönsten Seite zeigt. Ein Impuls, dem die Schauspielerin aber nicht nachgebe, weil sie ja schließlich im Dienst sei.

Dorothea Baltzer aber zeigt sich begeistert davon, „wenn der Funke beim Erzählen auf das Publikum überspringt und sie entdeckt, dass ihre Zuhörer „nicht nur Freude am Kulinarischen und am Wein, sondern auch am geistigen Genuss haben“. Wird dann noch Raum geschaffen für Worte, die ungestört gehört werden können, dann ist für sie die Lesezeit „eine wunderbare Angelegenheit, mit der gutes Essen und Trinken gekrönt werden“.