Der Raps hat unter dem Spätfrost offenbar weniger gelitten als befürchtet. Foto: Archiv (dpa)

Zwar hat der Raps unter dem Spätfrost weniger gelitten als befürchtet, er ist aber auf den Feldern im Landkreis Ludwigsburg generell auf dem Rückzug.

Marbach/Bottwartal - Ein riesiges Rapsfeld springt den Autofahrern an der Landesstraße zwischen Marbach und Affalterbach ins Auge. Es gehört dem Erdmannhäuser Albert Jenner. Der Landwirt agiert auf seinem Elf-Hektar-Acker gegen den Trend, denn immer weniger Kollegen bauen die Ölpflanze an: „Ich war auch eine Weile ausgestiegen“, erklärt der Bauer, der schon früher immer den Raps als Zwischenfrucht wählte: „Er ist mit seinen tiefen Wurzeln gut für den Boden – danach gibt es den schönsten Weizen.“ Nur eben war der Raps ins Hintertreffen geraten, als der Mais seinen Siegeszug in Biogasanlagen antrat und der Biodiesel mit Raps stärker besteuert wurde.

Der Rückgang an Raps ist dramatisch: „Nur noch wenige Landwirte bauen ihn an“, berichtet Jürgen Häußermann, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Absatzgenossenschaft Labag in Marbach. Er schätzt, dass mit rund 100 Hektar nur noch ein Drittel der Rapsfläche von vor fünf Jahren am Mittleren Neckar bebaut werden. „Raps ist eine Kultur für Profis und verlangt eine intensive Begleitung“, sagt Häußermann. Schädlinge wie der Rapsglanzkäfer und auch Frost könnten der Pflanze zusetzen.

Tatsächlich hat auch Albert Jenner mutmaßlich mit Einbußen durch den Spätfrost zu kämpfen: „Ich weiß noch nicht, wie hoch die Schäden sind, aber ich rechne mit zehn bis 15 Prozent Einbußen.“ Jenners Trost: „Der Raps bildet einige Triebe erst spät.“ Und da das Wetter in den nächsten beiden Wochen besser werden soll, könnten dann auch endlich die Bienen fliegen und die neuen Blüten bestäuben. Er selbst spritze nur einmal, bevor sich die Blüten bildeten und arbeite mit einem Imker zusammen, betont Jenner.

Raps ist für Landwirte in diesem Jahr als Alternative interessant, weil beim Weizen nach vier Rekordernten ein Preis-Tief vorherrscht. Nur noch 140 Euro gibt es für die Tonne Weizen. „Das ist beschämend wenig und deckt nicht die Produktionskosten“, berichtet Jürgen Häußermann, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Absatzgenossenschaft Labag in Marbach. Noch vor fünf Jahren bekamen Bauern rund 200  Euro für jede Tonne. Die negative Entwicklung lasse auf so manchem Acker den Raps wieder erblühen. „Die Volatilität, also die Preisschwankung, ist beim Raps größer – und damit ist ein Gewinn möglich“, erklärt Häußermann. Noch im März lag der Preis bei 400 Euro für die Tonne. Aktuell sei er jedoch auf 360 Euro pro Tonne gefallen. Bei den Rapspreisen lasse sich an den Börsen für Agrarerzeugnisse insgesamt noch keine klare Tendenz ablesen.

Auf Kreisebene beobachtet der Pflanzenbauberater Albert Scholpp vom Landratsamt Ludwigsburg beim Raps einen Rückgang der Anbaufläche von 1400 auf 900 Hektar in den vergangenen Jahren. „Ich gehe aber davon aus, dass sich der Raps in der Größe jetzt halten wird.“ Im Bottwartal werde mehr Raps angebaut als im Strohgäu. „Dort werden mehr Zuckerrüben verwendet – und das verträgt sich nicht mit dem Raps als Folgefrucht.“ Der Raps stehe von August/September ein ganzes Jahr auf dem Feld. Dies sei für schwere Äcker von Vorteil, die im Frühjahr bei Feuchtigkeit schwer zu bearbeiten wären. Aktuelle Frostschäden habe es bisher so gut wie keine gegeben. Es könnten aber in der Folge Pilze in geplatzte Stängel eindringen.