Das Ergebnis im Wahlkreis 14. Foto: MZ

Der Grünen-Kandidat Daniel Renkonen hat im Wahlkreis 14 überzeugt: 32,06 Prozent der Wähler schenkten ihm das Vertrauen.

Marbach - Gebannt stehen Daniel Renkonen
und Freunde der Grünen an der Leinwand im Henry’s in Bietigheim. „In vier Minuten gibt es hoffentlich eine gute Nachricht“, so der Landtagskandidat. Und da wird er nicht enttäuscht. Im Land holen die Grünen 30,4 Prozent und bilden damit zum ersten Mal in der Geschichte die stärkste Partei – lauter Jubel brandet im Lokal auf. „Das ist ein klarer Regierungsauftrag“, so Renkonen.

Und die guten Nachrichten für den 46-Jährigen reißen nicht ab. Immer wieder treffen Ergebnisse der einzelnen Wahllokale im Wahlkreis 14 ein. Sieg in Bietigheim, Sieg in Marbach – und der Trend hält an. Mit 32,06 Prozent setzt sich Daniel Renkonen gegen Fabian Gramling (CDU) beim Direktmandat durch. „Das ist ein sensationelles Ergebnis, davon haben wir nur träumen können“, freut sich der Grüne. Das verdanke er neben den Wählern auch seinem unermüdlichen Helfer-Team.

Erschrockenes Raunen erfüllt nach Bekanntgabe des Ergebnisses hingegen den Konferenzraum der Firma Gailing Siebdruck in Bissingen. Laut den ersten Hochrechnungen hat die CDU gegenüber den Grünen mehr als 19 Prozent Stimmenanteil verloren. Den stark 100 CDU-Anhängern hier ist klar: es wird eng für ihren Bewerber, den Neuling Fabian Gramling.
Er hat rechnerisch weniger als 13 Prozent Vorsprung vor seinem ärgsten Konkurrenten Daniel Renkonen.

Gramlings erste Reaktion fällt noch gefasst aus: „Dass es knapp wird, war absehbar“, sagt der 29-Jährige. Dann brandet freudiger Applaus auf: nach der ersten Hochrechnung hat Gramling im Wahlkreis doch einen knappen Vorsprung vor Renkonen. Allein: es sind erst zwei von 21 Wahlbezirken ausgezählt. Dann reift langsam die bittere Erkenntnis: Es wird für Gramling nicht gegen Renkonen reichen.

Kurz nach 20 Uhr gibt der noch amtierende Landtagsabgeordnete Manfred Hollenbach die schlechte Nachricht bekannt. „Wir werden in Ruhe schauen müssen, warum der Landestrend bei uns so stark durchgeschlagen hat“, sagt der leicht geknickte, aber dennoch lächelnde Fabian Gramling. Letztlich überwiege bei ihm aber die Freude über den „superguten Wahlkampf, den wir gemacht haben“ die Enttäuschung.

Entsetzt und traurig blickten am Sonntag die SPD-Anhänger bei der Wahlparty im Kulturhaus Rommelmühle in Bietigheim-Bissingen auf die Ergebnisse. „Für mich ist das noch nicht fassbar“, sagte der SPD-Kandidat Thomas Reusch-Frey, der 12,96 Prozent erzielte.
Er sei sprachlos, dass die SPD landesweit auf einem derart niedrigen Niveau liege. „Ich denke, dass unsere sozial schwachen Wähler durch die Flüchtlingsprobleme verunsichert waren – dabei haben wir immer deutlich gemacht, dass wir uns sowohl für Flüchtlinge als auch andere sozial Schwache einsetzen.“

Angesichts der reduzierten Zahl der SPD-Abgeordneten gehe er davon aus, dass er sein Mandat verloren hat (stand bis Redaktionsschluss nicht fest). „Unsere gute Arbeit – etwa in der Wirtschaftspolitik mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit – das alles ist verpufft.“

Gewissermaßen als doppelter Gewinner sieht sich Dr. Dieter Baumgärtner,
Wahlkreiskandidat der FDP. Er hat mit 9,2 Prozent der Stimmen sogar den positiven Landestrend der Liberalen getoppt. Trotzdem sieht es nicht danach aus, als ob er einen der zwölf FDP-Sitze im Landtag erobert hat. „Ich bin gerne Hausarzt und kann das jetzt bleiben“, sagt Baumgärtner.

Walter Kubach
von den Linken lässt trotz der schlechten Ergebnisse – er liegt mit 2,31 Prozent der Stimmenanteile noch unter dem negativen Landestrend – den Kopf nicht hängen. „Meine Ergebnisse sind stabil“, sagt Kubach, „ich werde auf jeden Fall weitermachen.“

Der AfD-Kandidat für den Wahlkreis Bietigheim-Bissingen, Roland Mackert,
hat 14,97 Prozent erreicht – und liegt damit fast genau im Landesdurchschnitt der AfD (14,9). Der 64-Jährige Oberstudienrat am Wirtschaftsgymnasium in BietigheimBissingen, der für die AfD auch im Stadtrat in Sachsenheim sitzt, war gestern für eine Stellungnahme zu seinem Ergebnis nicht zu erreichen. Ob sich Mackert mit seinen 14,97 Prozent einen Sitz im Landtag sichern konnte, war am Sonntag bis Redaktionsschluss nicht bekannt.