Partielle Sonnenfinsternis ist in unseren Breitengraden sichtbar, sollte aber nicht ohne eine Spezialbrille bestaunt werden.

Marbach/Bottwartal - U

m genau 10.37 Uhr wird das seltene Naturschauspiel heute in unserer Region seinen Höhepunkt erreichen. Denn dann wird die Sonne zu 71,4  Prozent vom Mond bedeckt sein. Wer vorgesorgt hat und die schützende Spezialbrille aufgehoben hat, die bei der totalen Sonnenfinsternis im Jahre 1999 zum Einsatz kam, ist jetzt auf der sicheren Seite. Wer in den vergangenen Tagen bei den Optikern nach den speziellen Schutzgläsern anfragte, schaute allerdings in die Röhre.

„Ausverkauft“, hieß es unter anderem bei Kienzle-Optik in Marbach und Benningen. „Wir waren auf den Ansturm nicht gefasst“, erklärte Petra Hranitzky, Augenoptikermeisterin und Filialleiterin in Marbach. Sie habe zwar rund 100 Schutzbrillen vorrätig gehabt, „die waren jedoch relativ schnell vergriffen.“ Die Nachfrage sei vor allem seitens der Schule immens gewesen. „Wir konnten nur eine Schulklasse eindecken“, bedauert Petra Hranitzky. Dass der Bedarf dermaßen groß gewesen sei, sei nicht vorhersehbar gewesen. Eine Nachbestellung der Brillen sei nicht möglich gewesen. „Ausverkauft“ hieß es nämlich auch bei den Zulieferern.

Bei Optik Kloss in Großbottwar machte Anita Kloss die gleiche Erfahrung. „Wir hätten 200 Schutzbrillen auf einmal verkaufen können“, sagt die Geschäftsinhaberin. Vom riesigen Andrang vor der partiellen Sonnenfinsternis sei sie regelrecht überrascht worden. „Wenn das eine totale Sonnenfinsternis gewesen wäre, hätten wir mehr bestellt“, erklärt sie. Es hätten sich vor allem viele Schulen gemeldet, um die entsprechenden Brillen in großer Stückzahl zu bestellen.

Die Apfelbachschule in Affalterbach hat sich ebenfalls auf das Himmelsereignis vorbereitet. Weil die Schutzbrillen bei den Optikern nicht mehr zu bekommen waren, hat die Grundschule diese im Internet bestellt. „Wir hoffen, dass die Brillen noch rechtzeitig ankommen“, bangt die Lehrerin Colette Wissmann, „ansonsten bleiben wir aus Sicherheitsgründen im Klassenzimmer.“ Im Friedrich-Schiller-Gymnasium Marbach (FSG) findet während der Sonnenfinsternis regulärer Unterricht statt. Weil nicht jeder Schüler eine Schutzbrille besitzt, verzichten die Lehrer darauf, mit den Kinder und Jugendlichen das Schauspiel anzuschauen. „Die Sicherheit geht vor“, erklärt Kristin Peller-Schmidt vom FSG-Sekretariat.

Wer das Ereignis ohne eine geeignete Spezialbrille bewundert, riskiert bleibende Schäden am Auge. Eine Sonnenbrille oder selbst gebaute Schutzbrillen genügten nicht als Schutz, betont die Optikermeisterin Petra Hranitzky. Denn Hornhaut und Linse bündelten das Licht beim Blick in die Sonne wie ein Brennglas, „das kann einen unwiederbringlichen Schaden auf der Netzhaut verursachen, bis hin zur Blindheit“, warnt die Fachfrau.

Laut dem Wetterexperten unserer Zeitung, Yannick Garbe, sei die Sonnenfinsternis mit einem geeigneten Augenschutz von überall aus gut zu sehen, selbst vom Bürofenster aus. Weil die Weinberge alle in südliche Richtung ausgerichtet seien, eignen sich diese für einen Blick auf die teilweise verdunkelte Sonne am besten. Auf den höher gelegenen Gegenden wie beispielsweise auf dem Forstberg oder dem Lichtenberg in Oberstenfeld oder auf dem Wunnenstein in Großbottwar sei das Naturspektakel ein besonderes Erlebnis. „Die Wetterbedingungen sind gut“ kündigt Garbe an. Den Betrachtern böte sich, anders als bei der kompletten Sonnenfinsternis 1999, nur eine leichte Verdunklung wie beispielsweise bei Bewölkung, erklärt der Wetterexperte.