Karin Götz Foto: MZ

Dass sich Vereine, Trainer und Übungsleiter auf einen Ehrenkodex verpflichten, ist richtig.

Marbach/Bottwartal - Die meisten Übergriffe auf Kinder und Jugendliche passieren im familiären Umfeld, nicht im Verein. Und doch tun Vereine gut daran, sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen, um Kinder, Eltern, aber letztlich auch Trainer und Übungsleiter zu stärken. Wir haben dem Thema Kindeswohl diese Woche in unserem Lokalteil eine ganze Seite gewidmet. Zu Wort kam unter anderem Uwe Trentsch. Als Kind hat der heute 42-Jährige sexuellen Missbrauch erlebt und eine Selbsthilfegruppe gegründet. Missbrauch müssen nicht immer sexuelle Handlungen sein, betont er, auch körperliche und seelische Gewalt gehören dazu. Um im Bereich des Sports zu bleiben: Auch das Heruntermachen vor versammelter Mannschaft sei eine Form der Gewalt.

Der TSG Steinheim handelt. Präventiv – ohne Anlass. Wer im Verein als Trainer oder Übungsleiter aktiv ist oder sein möchte, muss künftig ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen und eine Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnen. Mit besagtem Ehrenkodex sichern die Trainer unter anderem zu, individuelle Schamgrenzen der Kinder und Jugendlichen sowie aller Vereinsmitglieder zu respektieren, keine Form der Gewalt auszuüben, die Würde jedes Einzelnen unabhängig seiner sozialen, ethnischen und kulturellen Herkunft, Weltanschauung und Religion zu achten und dem persönlichen Empfinden der Kids immer Vorrang vor den eigenen sportlichen Zielen einzuräumen.

Der TSG macht damit einen richtigen und wichtigen Schritt, der hoffentlich viele Nachahmer findet. Bereits zehn andere Vereine aus dem Raum Marbach/Bottwartal sind vom Landkreis mit dem Qualitätsmerkmal Kinderschutz zertifiziert. Im Bereich des Sports auch die TTG Marbach/Rielingshausen und der TSV Affalterbach. Das erweiterte Führungszeugnis vorgelegt zu bekommen, ist Bestandteil eines noch umfassenderen Präventionskonzepts, das nach unserer Kenntnis bislang nur der TSG umsetzt. Die Affalterbacher wollen es in einem nächsten Schritt aber ebenfalls fordern.

Jetzt mag der ein oder andere diese Maßnahmen für übertrieben halten oder meinen, dass es dem Image der Vereine mehr schadet als dient, weil der Anschein erweckt wird, es gebe allerorts Probleme. Ich denke, genau das Gegenteil ist der Fall. Es geht um aktive Prävention und verantwortliche, vorausschauende, moderne Vereinsführung. Und ja, ich bin mir durchaus bewusst, dass es schwer ist, Ehrenamtliche für Vereine zu finden, und bin dankbar für jeden, der sich engagiert. Dass das Unterzeichnen eines solchen Ehrenkodexes aber Menschen davon abhalten wird, sich einzubringen, halte ich für Unfug. Wenn, dann hält es die Richtigen ab. Und was das erweiterte Führungszeugnis angeht, bin ich der Meinung: Wer nichts zu verbergen hat, kann es auf den Tisch legen. Ohne Murren.