Yakup Zeyreks Fotos sind bis November im MZ-Treppenhaus zu sehen. Foto:  

Bei der 52. Auflage von „Kunst im MZ-Treppenhaus“ werden Fotos von Yakup Zeyrek gezeigt.

Marbach - Fotografien sind eigentlich immer Zeit-Geschichten: Ein Moment der Vergangenheit wird eingefroren. Für Yakup Zeyreks Bilder gilt der Titel „Zeit-Geschichten“ aber ganz besonders, so der Geschäftsführer der Marbacher Zeitung, Kai Keller, bei der Vernissage am Samstag. Der Kornwestheimer Werbefotograf Yakup Zeyrek bestückt mit seinen Werken die 52. Auflage von „Kunst im MZ-Treppenhaus“. Passend zu den tropischen Temperaturen am Samstag hat Jairo Quintana Jiménez die Vernissage mit Tango- und Flamencoklängen seiner Gitarre umrahmt.

Aufgewachsen ist der 59-Jährige Yakup Zeyrek in der Türkei – und in Großbottwar. Das Fotografieren hat ihn schon immer fasziniert. Sein Können hat Zeyrek mit vielen Kursen immer erweitert, bis er – erst nebenbei, später hauptberuflich – damit Geld verdienen konnte. 2012 hat er sich als Fotograf selbstständig gemacht und heute ein Atelier in Kornwestheim. Dort allerdings trifft man ihn nicht allzu oft an, denn er ist viel unterwegs, deutschland- und europaweit.

Einen Teil der Bilder, die im MZ-Treppenhaus zu sehen sind, hat Yakup Zeyrek auf Reisen gemacht. Beruflich war er oft in Ost-Deutschland und hat dort angefangen, das Zerfallene zu fotografieren: vergessene Orte, frühere Fabriken in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Entstanden sind Bilder, die, so Keller, „eine ganz eigene Ästhetik haben“. Und in der Tat kann man sich fast verlieren beim Betrachten der Fotos: Putz blättert von den Wänden, Grafitti sind fast allgegenwärtig, die Natur holt sich Stück für Stück zurück, was die Industrie ihr Jahrzehnte zuvor genommen hat. Fragen tauchen auf. Wer hat wohl an diesem Zeichenbrett gesessen? Wer auf diesem Sessel? Wer waren die Menschen, die damals in der Papierfabrik Halle, in der Tangerhütte Altmark oder der Farb- und Lack-Fabrik Magdeburg gearbeitet haben.

Yakup Zeyrek hat sie gesucht und für seine Ausstellung „Verortetes Gedächtnis“ an die Orte zurückgebracht. Die Schau hat er vergangenes Jahr für das Museum im Kornwestheimer Kleihues-Bau konzipiert. Im MZ-Treppenhaus sind Bilder ohne Menschen zu sehen.

Dafür dreht sich Teil zwei der Ausstellung bei der Marbacher Zeitung um Menschen: „Baba zeigt Gesicht“ lautet der Titel. Yakup Zeyrek hat sie für eine Vätergruppe mit türkischstämmigem Hintergrund kreiert. „Der Verein wollte sich nach außen präsentieren und ich hatte sofort ein Konzept im Kopf“, berichtet er. Unter dem Titel „Vater sein ist . . .“ hat er die Männer porträtiert, bewusst schwarz-weiß und großformatig. Sie strahlen Lebensfreude aus, lassen hinter Fassaden blicken. Und sie erzählen Zeit-Geschichten.

Die Ausstellung Zeit-Geschichten im MZ-Treppenhaus am König-Wilhelm-Platz in Marbach ist bis 4. November zu den Öffnungszeiten der Marbacher Zeitung zu sehen: Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr sowie von 13.15 bis 16.30 Uhr.