Der Marbacher Roland Blach (mit Schriftstück in der Hand) hat die Gruppe glücklich nach Berlin geführt. Foto: privat

Ein Ziel hat 150 Radfahrer geeint: Sie sind für den Frieden durch Marbach und die Republik gefahren – bis nach Berlin.

Marbach/Berlin - Eine Demonstration für eine gerechte Welt ohne Atomwaffen, das klingt erst mal nach der Friedensbewegung in den 1980er Jahren. Für Roland Blach ist die Pacemakers- Tour nach Berlin mehr als nur Nostalgie - er will wachrütteln. „Dafür fahren wir sogar bis vors Kanzleramt.“

Der Marbacher ist Koordinator des Pacemakers-Radmarathons für eine atomwaffenfreie Welt. Die Idee entstand in den Jahren 2004/2005. In Stuttgart, Büchel und Rammstein fanden verschiedene Kundgebungen statt. Die Teilnehmer bereisten sie mit dem Fahrrad. Weitere Touren sollten folgen, und so fand von Donnerstag, 17. Juli, bis Samstag, 19. Juli, die erste 666 Kilometer lange Tour nach Berlin im Rahmen der Kampagne „atomwaffenfrei.jetzt“ statt.

Der Start war in Stuttgart, auf der Strecke kamen insgesamt 150 Teilnehmer zusammen. Weiter ging es unter anderem nach Marbach, Schwäbisch Hall, Bamberg, Leipzig, Wittenberg bis zum Ziel in die Bundeshauptstadt. Mit im Gepäck hatten die Radfahrer einen offenen Brief und die Forderung, mit der atomaren Abrüstung zu beginnen. Auch äußerten sie die Bitte um einen Gesprächstermin. Sieben Bürgermeister von Städten ihrer Tour hatten den Brief unterschrieben. Einen Blumenstrauß für Angela Merkel anlässlich ihres 60. Geburtstags hatten sie ebenfalls dabei.

Sechs Monate im Voraus kümmerte sich Blach um die Organisation. So musste für jedes Bundesland eine Demonstration angemeldet werden, die Rathäuser selbst oder befreundete Vereine kümmerten sich um die Verpflegung. Zudem begleitete eine Polizeieskorte die Aktivisten. Während der Fahrt wurden Straßen gesperrt und teilweise Ampelanlagen ausgeschaltet. Die Demonstranten erreichten aufgrund des großen Aufgebots, der Banner und Lautsprecherdurchsagen mehrere tausend Bürger. Die Fußgänger blieben dabei überrascht stehen und spendeten „spontanen Applaus“.

Roland Blach selbst sorgte im Begleitfahrzeug dafür, dass alles glattging. Trotz der Hitze gab es keine Unterbrechungen oder Verletzte.

Als einen „besonderen Moment“ bezeichnet Blach die Ankunft auf dem Hiroshima-Platz in Potsdam, einem Gedenkort der Opfer der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki im Zweiten Weltkrieg. Der Befehl zum Abwurf der Atombomben wurde 1945 wahrscheinlich am Rande der Potsdamer Konferenz getroffen, ein wichtiger Stützpunkt der Reise von Roland Blach und seinem Team. Zudem spricht der Koordinator begeistert von „einem Frieden unter den Teilnehmern, die sich in jeder Situation unterstützt haben“. Auch wichtig sei der Pannenservice eines Radladens aus Freiberg gewesen. Das Erlebnis nennt Blach „einen Meilenstein“ und „unvergesslich“, aber auch die Teilnehmer waren begeistert: „Trotz Hitze bekam man eine Gänsehaut.“ Da ist es nicht verwunderlich, dass die Tour nach Berlin im kommenden Jahr erneut stattfinden soll. Zuvor steht jedoch am kommenden Samstag der 10. Pacemakers-Radmarathon in Bretten an. Die 340 Kilometer lange Strecke führt über Heidelberg, Mannheim, Kaiserslautern zurück nach Bretten. Andere Städte, aber dasselbe Ziel: eine friedliche und gerechte Welt ohne Atomwaffen.