Irgendwo am Neckar sollen die Anlagen für die Gartenschau entstehen. Wo genau, soll in den nächsten Wochen geplant werden. Foto: Sandra Brock

Die Gemeinderäte werden wohl im Frühjahr über eine Bewerbung entscheiden, eventuell in einer Doppelsitzung. Die Bürgermeistern haben Infofahrten unternommen.

Marbach/Benningen - Touristen en masse, prächtige Grünanlagen und ein Meer aus Blumen: Gartenschauen sind für Kommunen in aller Regel echte Besuchermagneten und Farbtupfer, die die jeweiligen Städte und Gemeinden für den Augenblick, aber auch langfristig attraktiver machen. Insofern könnten auch Marbach und Benningen davon profitieren, wenn sie ein solches Event auf die Beine stellen würden. Und dass sie das tun, ist zumindest nicht abwegig. Die Verantwortlichen haben zuletzt hinter den Kulissen eine Menge Informationen eingeholt, die Rahmenbedingungen abgeklopft und sich erkundigt, ob so ein Projekt überhaupt zu stemmen wäre. Ein abschließendes Abstimmungsgespräch über das weitere Vorgehen zwischen dem Benninger Bürgermeister Klaus Warthon und dem Marbacher Rathauschef Jan Trost soll noch vor Weihnachten stattfinden. Im Frühjahr 2017 soll dann die Entscheidung fallen, ob man sich im Doppelpack als Ausrichter bewerben möchte, erklärt Jan Trost.

Er betont jedoch zugleich, dass bislang keinerlei Weichenstellung erfolgt sei. „Das war bis jetzt alles nur Verwaltungsvorarbeit“, erklärt Jan Trost. Den Beschluss müssten die Gemeinderäte fassen. Eventuell sogar in einer gemeinsamen Sitzung. „Das könnte sein“, meint Jan Trost. Unter Umständen werde das Votum im Rahmen einer interkommunalen Zusammenkunft getroffen, sagt auch Klaus Warthon.

Jan Trost hält sich jedoch in der Frage bedeckt, ob er eine Bewerbung überhaupt befürwortet. „Bevor wir uns nicht mit Benningen abgestimmt haben, werde ich keine Empfehlung nach außen abgeben“, sagt der Marbacher Bürgermeister. Endgültig festgelegt hat sich auch Klaus Warthon in der Frage nicht. Er verweist darauf, dass schlicht noch nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen. „Aber Stand heute sehe ich deutlich mehr Chancen als Risiken. Bislang kann ich mir rausnehmen, zu träumen, dass das Realität wird“, sagt der Benninger Bürgermeister. Außerdem hätten ihn die Informationsbesuche in den zurückliegenden Wochen „motiviert, dass man was macht und versucht, einzusteigen“.

Zum einen haben Klaus Warthon und Jan Trost bei der BW Grün vorbeigeschaut, der Förderungsgesellschaft für die Baden-Württembergischen Landesgartenschauen. Zum anderen bei ihren Amtskollegen in Nordheim, Horb und Mühlacker, die Erfahrungen mit der Ausrichtung von solchen Projekten vorweisen können. Und zwar jeweils mit kleinen Gartenschauen, wie sie auch Marbach und Benningen anstreben würden, erklärt Klaus Warthon.

Besagte drei Ortschaften wurden aber auch wegen ihres speziellen Profils ausgewählt, betont der Benninger Verwaltungsleiter. Nordheim stehe mit seinen rund 7500 Einwohnern stellvertretend für eine kleinere Gemeinde. Zudem sei in der Kommune im Landkreis Heilbronn mit dem Blumensommer, der an die eigentliche Gartenschau anknüpfte und im Anschluss regelmäßig ausgerichtet wurde, eine nachhaltige Lösung entstanden. In Mühlacker und Horb habe hingegen der Fluss eine Rolle gespielt, was eine andere Parallele zu Benningen und Marbach darstelle. In dem Zusammenhang habe man sich zum Beispiel erkundigt, wie die Kommunen mit dem Thema Hochwasser umgegangen seien, erklärt Klaus Warthon. Schließlich würde man bei einer Gartenschau vor Ort nicht zuletzt auf Flächen am Neckar setzen, wo eine Überschwemmung zumindest nicht auszuschließen sei.

Klaus Warthon und Jan Trost haben von ihren Stippvisiten aber auch ein Fazit der jeweiligen Rathauschefs mitgebracht. Und das sei durch die Bank positiv ausgefallen, sagt Jan Trost. Alle hätten nur in den höchsten Tönen von den Gartenschauen gesprochen, bestätigt Klaus Warthon – auch wenn damit viel Geschäft verbunden gewesen sei.

Beim Besuch der BW Grün habe man indes vor allem vorgefühlt, ob Marbach und Benningen so ein Ereignis überhaupt schultern können, sagt der Benninger Bürgermeister. Dabei sei deutlich geworden, dass auf jeden Fall genügend Potenzial vorhanden ist. Zum Beispiel wegen des hervorragenden ÖPNV-Anschlusses. Zudem zeigte sich für die Doppel-Delegation, dass auch andere Kommunen schon mit mehr als einem Areal für ihre Schauen ins Rennen gegangen waren. Und von der Größe würden die Flächen ebenfalls reichen. „Das ist nicht zu unterschätzen, was uns zur Verfügung stehen würde“, betont Klaus Warthon.

Sowohl Benningen als auch Marbach könnten Grundstücke am Neckar bereitstellen, sagt Jan Trost. „Das wäre der Schwerpunkt“, konstatiert er. Denkbar sei darüber hinaus, die Parkanlagen auf der Schillerhöhe einzubinden, die durch die Verlagerung der Sportanlagen ins Lauerbäumle einmal entstehen sollen.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Nach der Abklärung der Rahmenbedingungen wird es für Klaus Warthon und Jan Trost nun in erster Linie darum gehen, Fakten zusammenzustellen, auf deren Basis die Gemeinderäte eine Entscheidung über die Bewerbung fällen können. So müssten unter anderem konkrete Flächen benannt und eine grobe Kostenschätzung vorgelegt werden, erklärt Klaus Warthon. Sollten die Gremien dann zustimmen, könnten die Kommunen ihren Hut in den Ring werfen. Wobei die Gartenschauen bis 2025 längst vergeben sind. Marbach und Benningen haben daher die Phase von 2026 bis 2035 im Blick.

Mehr zum Thema