In der Unterkunft am Bahnhof stehen 24 Betten weniger zur Verfügung, als ursprünglich geplant. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Stadt muss laut Kreis noch 78 Personen aufnehmen. Das ginge wohl nur über einen Neubau.

Marbach - Mit dem Art-Hotel, dem Wilhelm-Schenk-Haus in der Heckenstraße, kleineren Domizilen in der Altstadt sowie dem Asylbewerberheim am Bahnhof sah sich die Stadt eigentlich ganz gut aufgestellt, was die Kapazitäten für die Flüchtlingsunterbringung angeht. Gleichzeitig hatte der Bürgermeister Jan Trost stets davor gewarnt, sich nun zurückzulehnen. Akut bestehe kein Handlungsbedarf, doch die Situation müsse im Auge behalten werden und könne sich schnell ändern, sagte er. Letzteres scheint nun der Fall zu sein – sodass die Kommune eventuell eine weitere Unterkunft bauen lassen muss.

Wie das Landratsamt Ludwigsburg nämlich nun bekannt gibt, muss die Stadt Marbach in der Anschlussunterbringung in diesem Jahr exakt 99 Personen aufnehmen. Wobei die Kommune einen Teil dieser Quote bereits erfüllt hat und heuer 21 weiteren Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf geboten habe, wie Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg, berichtet. Damit blieben aber immer noch 78 Frauen, Kinder und Männer, die in Marbach beherbergt werden müssen. Und so viele Plätze habe man nicht in der Hinterhand, sagt Jan Trost. In der Heckenstraße mit ihren rund 30 Betten seien genauso wenig Reserven vorhanden wie im ehemaligen Pfundhaus oder in der Niklastorstraße. Einen gewissen Puffer gebe es nur im Art-Hotel, das zu etwa zwei Dritteln belegt sei. „Das reicht aber sicher nicht für 100 Personen“, stellt der Rathauschef klar. Maximal 70 Flüchtlinge finden hier Obdach.

Sollten also tatsächlich 78 Plätze fehlen, müsse sich die Stadt über Alternativen Gedanken machen. Neubauten kämen dann in Rielingshausen bei der Gemeindehalle oder dem Festplatz in Marbach infrage. „Das ist kein Geheimnis“, konstatiert Jan Trost. Unklar ist jedoch, ob die Stadt wirklich diesen Plan B aus der Schublade holen muss. Das dürfte erst nach einem Gespräch feststehen, das die Stadt mit Vertretern des Landratsamts führen will. Denn aktuell verhält es sich so, dass die Kommune andere Zahlen ermittelt hat als das Kreishaus, wie der Bürgermeister betont. „Wir kommen auf deutlich niedrigere Werte“, erklärt er. Wie groß genau die Diskrepanz ist, will er noch nicht öffentlich kommunizieren, sondern erst abwarten, was bei dem Gespräch mit der Behörde herauskommt. Hierbei will er auch klären, ob die Kommune eventuell Plätze für die Anschlussunterbringung vom Landkreis anmieten kann, der das Heim am Bahnhof betreibt.

Stand jetzt dürfte sich das aber schwierig gestalten. In besagter Unterkunft am Bahnhof stehen laut Pressesprecher Andreas Fritz genau 116 Plätze zur Verfügung. Und davon seien bereits 114 belegt, also lediglich zwei frei. Werte, die wiederum Jan Trost stutzen lassen – und womöglich auch mit erklären, warum die Stadt mit anderen Zahlen operiert. Der Bürgermeister erinnert daran, dass bei der baurechtlichen Genehmigung von 140 Betten die Rede gewesen sei. Und dass es nun weniger sind, wirkt sich auch auf die Quote der Stadt aus.

Das hängt damit zusammen, dass die Plätze aus der vorläufigen Unterbringung auf die in der Anschlussunterbringung angerechnet werden. Gemäß ihrer Quote müsse die Stadt Marbach in der vorläufigen Unterbringung 88 Betten in petto haben, erklärt Fritz. Weil es durch das Heim am Bahnhof aber de facto 116 seien, gebe es einen Überhang von 28 Plätzen, die bei der Anschlussunterbringung abgezogen werden. „Diese Plätze wurden für die Aufnahmeverpflichtung für das Jahr 2017 bereits berücksichtigt“, stellt Andreas Fritz fest. Wären am Bahnhof jedoch 140 Betten angeboten worden, wie eigentlich angedacht, wäre der Überhang für Marbach entsprechend höher ausgefallen. Der Pressesprecher des Landratsamts macht auch keinen Hehl daraus, dass das Konzept eine höhere Anzahl von Personen vorgesehen hatte. „Es ist richtig, dass die Gemeinschaftsunterkunft in der Bahnhofstraße in Marbach ursprünglich für bis zu 140 Personen geplant wurde. Umgesetzt werden konnten dort jedoch nur 116 Plätze. Beispielsweise musste auch Platz für Gemeinschaftsräume in ausreichender Zahl gelassen werden“, erläutert er. Die Planung sei zu einem Zeitpunkt erfolgt, als sehr viele Flüchtlinge ankamen und „wir nicht wussten, wo wir sie unterbringen sollten. Deshalb sind wir von einer dichteren Belegung ausgegangen, die jetzt nicht mehr notwendig ist.“