Ein Prösterchen auf das neue Jahr. Foto: avanti

Der Kanu-Club Marbach pflegt beim Übergang vom einen Jahr zum anderen einen überaus erfrischenden Brauch.

Marbach - Ein wenig unwirklich liegt der Neckar da. Vom Wasser aufsteigender Nebel dämpft die Geräusche aus der Umgebung. Bei Temperaturen unter null Grad sind die Bäume am Ufer mit Reif bedeckt. Die Mitglieder des Kanu-Clubs Marbach brechen auf zum alljährlichen Silvester-Paddeln.

Die Kanuten wollen später die ausgefallenste Kopfbedeckung wählen. Da wundert es einen nicht, wenn Elefantenohren wedeln oder eine Paddlerin mit Lichterketten behängt ist. Einige Kanus sind sogar mit Geschenken oder Rentiergeweih und roter Nase dekoriert. Im blauen Faltboot „Alte Liebe“, das laut dem Ersten Vorsitzenden Peter Scheichenbauer bereits auf dem Mississippi unterwegs war, geht es hinaus aufs heimische Wasser. Nach ersten vorsichtigen Versuchen fällt das regelmäßige Paddeln schon leichter. Mit der Zeit sorgt die ungewohnte Bewegung aber für einen leichten Schmerz in Armen und Rücken. Ist das schon Muskelkater? Eine grüne Boje kommt in Sicht. Der erste Kilometer wäre damit schon mal geschafft. Mittlerweile sind aber die Hände kaum mehr zu spüren, denn das Spritzwasser friert auf der Kleidung sofort fest.

Nach drei Kilometern führt eine schmale Abzweigung nach links in den Benninger Teich. Unter den vorderen Kanus ist wiederholtes Knacken zu hören, denn auf dem stehenden Wasser hat sich eine dünne Eisschicht gebildet. In der Mitte des Teichs reihen die Paddler ihre Kajaks und Kanadier dicht aneinander. Dann werden Flaschen und Thermoskannen herausgeholt, um gemeinsam anzustoßen. Wanderwart Helmut Klein zückt die Kamera, um den Moment auf einem Foto festzuhalten. Die Rückfahrt fällt deutlich leichter, denn inzwischen ist die Sonne zum Vorschein gekommen. Noch immer zieht leichter Nebel über die Wasseroberfläche. Auf der linken Flussseite spiegeln sich die Terrassen der Weinberge. Rechter Hand tauchen die rauchenden Schornsteine der Benninger Häuser wieder auf.

Zurück an der Anlegestelle brennt vor dem Vereinsheim bereits ein Lagerfeuer. Das Spanferkel für die Feier am Abend liegt auch schon bereit. Dann werden die Paddler gemütlich beisammensitzen und sich an die Fahrten erinnern, die sie in diesem Jahr unternommen haben.

Im Mittelpunkt steht die Gemeinschaft, alle reden sich mit dem Vornamen an. Kanufahren betreiben sie als reinen Freizeitsport. An den Wänden zeugen zahlreiche Bilder und Erinnerungsstücke davon, mit wie viel Abwechslung und Abenteuer der Kanusport verbunden ist: Eine Gruppe in der Lagune von Venedig, zwei Paddler neben Walen im russischen Norden.