Die Planungen für eine Verbindung zwischen Poppenweilerstraße und Affalterbacher Straße werden eventuell forciert. Foto: Archiv (Kuhnle)

Freie Wähler und SPD beantragen, finanzielle Mittel für die Umgehung in den Haushalt aufzunehmen. Die Stadtverwaltung hatte das auch schon vor. Dagegen fordert der BUND aus verschiedenen Gründen, die Finger von dem Projekt zu lassen.

Marbach - Immer mal wieder haben die Stadträte zuletzt über eine Querspange zwischen der Straße nach Affalterbach und dem Kreisverkehr bei der Feuerwehr diskutiert. Doch über den Status einer Idee ist das Ganze bislang nicht hinausgekommen. Das ändert sich nun. Die SPD und die Freien Wähler fordern in einem gemeinsamen Antrag, im Haushalt Geld für die Planung und eine erste Investitionsrate zum Bau der Verbindung zu berücksichtigen. Außerdem drängen die beiden Fraktionen darauf, „eine Kostenschätzung für das geplante Vorhaben zu erstellen“. Unabhängig von dieser ganz aktuellen Initiative hatte auch die Verwaltung angedacht, im Etat-Entwurf eine erste Marge für das Projekt einzubauen, berichtet Gerhard Heim, der Erste Beigeordnete.

Dass SPD und Freie Wähler jetzt ernst mit der Südtangente machen wollen, ist kein Zufall. Die Fraktionen machen darauf aufmerksam, dass sich der Bau der Umgehung in Affalterbach, die Verwirklichung des Sportgeländes Lauerbäumle, das geplante Neubaugebiet an der Affalterbacher Straße und der Supermarkt, der dort angesiedelt werden soll, auf die Verkehrsentwicklung in der Schillerstadt auswirken werden. „Dadurch wird noch mehr Verkehr kommen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Ernst Morlock, der in dem Zusammenhang von einem täglichen Plus von wenigstens 2000 Fahrzeugen spricht. „Wir haben deshalb gesagt, es muss etwas passieren“, erklärt er.

Die Sozialdemokraten und die Freien Wähler stellen in ihrem Antrag fest, dass eine Trasse zwischen der Poppenweiler-straße und der Affalterbacher Straße als Verlängerung der Washingtonstraße seit Jahrzehnten im Flächennutzungsplan vermerkt sei. Es sei höchste Zeit, dieses Vorhaben jetzt auch aufzugreifen. Eine weitere Verzögerung würde nur die Verkehrslage auf den ohnehin schon hoch belasteten Straßen verschärfen. Man könne diese Option folglich nicht „einfach ignorieren“. Stattdessen sei es angebracht, planerisch darauf vorzubereiten, um sich ein Bild von den Kosten, der Streckenführung und den Umweltfolgen zu machen. „Nur so sind wir künftig handlungsfähig“, sind SPD und Freie Wähler überzeugt – denen bewusst ist, dass mit der Straße ein starker Eingriff in die Natur verbunden wäre. „Wir sehen trotzdem den Mehrwert der Querspange“, sagt Ernst Morlock. Die Kronenkreuzung sei schließlich „gigantisch belastet“.

Mit diesen Aussagen reagiert er sogleich auf einen offenen Brief, den der BUND Bezirksverband Marbach-Bottwartal verfasst hat. Darin konstatieren die Umweltschützer, dass sie den Bau der Südtangente ablehnen und die Diskussion darüber mit großer Sorge beobachten. „Obwohl die geplante Ansiedlung eines Supermarkts im Neubaugebiet ,Affalterbacher Straße/Kreuzäcker’ zu einer insgesamt veränderten Situation führt, sehen wir eine unveränderte Lage im Hinblick auf die Vielzahl von verkehrstechnischen Gründen und Gründen des Schutzes von Natur und Umwelt, die gegen eine solche Verbindungsstraße sprechen“, heißt es in dem Schreiben an die Stadt und die Vertreter des Gemeinderats. Der BUND bemängelt, dass die Auswirkungen der Südtangente noch nicht hinreichend untersucht worden seien. Dies betreffe insbesondere die Konsequenzen für den Eichgraben. Der BUND geht davon aus, dass dort der Durchgangsverkehr zunehmen wird – und sich so quasi eine verlängerte Umfahrung zwischen L 1100 am Neckar und der Affalterbacher Straße etabliert. Aber auch die Poppenweilerstraße in Marbach müsse dann mehr Fahrzeuge verkraften. Dadurch spitze sich auch die Situation vor dem Bildungszentrum zu. Nicht vergessen dürfe man zudem die Nachbarn in Poppenweiler, die ebenfalls Leidtragende der Querspange wären.

Als weitere Argumente gegen die Straße führen die Naturfreunde auf, dass die Landschaft zerschnitten würde. Dabei sei gerade das an die mögliche Trasse angrenzende Gewann „Reut“ einer der „letzten Rückzugsräume für geschützte Tiere und Pflanzen auf der südlichen Marbacher Gemarkung“. Ferner würden weitere Flächen versiegelt, Ackerland gehe verloren. Und ein Naherholungsraum werde obendrein zerstört.

„Das wäre ein Eingriff in die Natur, das ist keine Frage“, will auch Gerhard Heim nichts beschönigen. Allerdings habe man an der Kronenkreuzung ein großes Verkehrsproblem. Eine Südtangente würde diesen Knotenpunkt auf alle Fälle entlasten. Das habe eine Untersuchung ergeben, sagt der Erste Beigeordnete. Umgekehrt sei in der Tat auf der Poppenweilerstraße mit mehr Fahrzeugen zu rechnen. Allerdings glaubt Gerhard Heim nicht, dass der Eichgraben auf eine wesentliche Verschlechterung zusteuern würde, sondern der Verkehr Richtung Innenstadt zur L 1100 fließen würde. Alles in allem hätte die Querspange aus Gerhard Heims Sicht also Vor- und Nachteile. Es werde also darum gehen, das Für und Wider miteinander abzuwägen und dann eine Entscheidung zu treffen.