Klaus Dieterle (links) und Manfred Knappe haben durch den Abend geführt. Foto: avanti

Bei der Vernissage in der Wendelinskapelle berührt Fritz Genkinger mit Bildern – obwohl er nicht dabei ist

Marbach - Eine ganz besondere Stimmung lässt die zahlreichen Besucher der Ausstellungseröffnung am Freitagabend eine Begegnung mit Fritz Genkinger erleben – und das, obwohl er seine Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen absagen musste. Klaus Dieterle vom Freundeskreis Fritz Genkinger e.V. berichtet den Gästen, dass er zu ihm gesagt hat: „Ich kann nicht da sein, aber meine Bilder sind ja da.“

Seine einführenden Worte zur Vernissage in der Marbacher Wendelinskapelle beginnt Klaus Dieterle damit, dass Begegnungen beispielsweise belebend, inspirierend oder auch aufwühlend sein können – wie die Begegnungen mit Bildern von Fritz Genkinger. „Maler der Wandlungen“ werde der Künstler auch genannt, und wenn man durch die Ausstellung gehe, könne man spüren, wie Fritz Genkinger immer wieder eine neue Sprache finde. Klaus Dieterle fragt: „Ist das Kunst als Autobiografie?“

Mittlerweile hat sich der Künstler in den Ort Böttingen auf der Schwäbischen Alb zurückgezogen. Klaus Dieterle sagt: „Fritz Genkinger hat sich der Vermarktung und dem Zugriff des Kunstbetriebs entzogen.“ Er sei der Welt abhandengekommen, aber in seinen Bildern, in seiner ganz eigenen Sprache sei er doch da, gegenwärtig. Von 1974 bis 1995 lebte Fritz Genkinger in Rielingshausen und ist vielen durch seine sogenannten Sportbilder bekannt, die sich auf vielen Plakaten, Kunstdrucken und sogar einer Serie von zehn Briefmarken finden, die von Paraguay zur Fußballweltmeisterschaft 1978 ausgegeben wurden.

Sport-, Südamerika-, Fund-, Schlüsselloch- oder Schichtenbilder bezeichnen seine einzelnen Schaffensperioden. Mittlerweile arbeitet Fritz Genkinger auch an Skulpturen aus Böttinger Marmor, den er in seiner neuen Heimat auf der Schwäbischen Alb kennengelernt hat. 26 Bilder umfasst seine aktuelle Ausstellung – sie zeigen die Vielfalt seines Schaffens. Es geht laut Dieterle aber immer um den Menschen, um Vieldeutigkeit und Doppeldeutigkeit.

Klaus Dieterle berichtet bei der Vernissage auch von seiner ersten Begegnung mit Fritz Genkinger bei einer Ausstellung in Rottenburg im März 1992. Damals habe er noch nicht geahnt, dass ihn sein Weg einmal nach Marbach führen solle und er dem Verein Freundeskreis Fritz Genkinger angehören werde. Bis vor drei Jahren war Klaus Dieterle Pfarrer in Marbach und ist dem Künstler immer wieder begegnet – auch bei Besuchen auf der Schwäbischen Alb. „Fritz Genkinger ist wie ein stiller Mönch.“ Er sei ein Menschenfreund, der allein durch sein Dasein berühre und immer den Blick aufs Wesentliche habe. Dieterle ist Gründungsmitglied des Freundeskreises und freut sich, dass durch das Engagement des Vereins das Werk von Fritz Genkinger nicht in Vergessenheit gerät. Zurzeit wird in ehrenamtlicher Arbeit ein Werkverzeichnis seines Gesamtwerks erstellt.

Der Freundeskreis plant nun, in Marbach schon im nächsten Jahr ein Fritz Genkinger Kunsthaus zu eröffnen – konkrete Planungen wurden am Donnerstagabend dem Gemeinderat vorgestellt (wir berichteten). Und Manfred Knappe, stellt als Vereinsvorsitzender bei der Vernissage die Idee für das Kunsthaus vor. Dort werden nicht nur Bilder von Fritz Genkinger gezeigt, sondern auch Skulpturen aus Böttinger Marmor, Grafiken und Musik. Der Freundeskreis konnte während der Vernissage weitere Mitglieder gewinnen, so dass dem Freundeskreis jetzt 33 Menschen angehören.

Dass Fritz Genkinger nicht da sein kann, bedauert auch Galeristin Monika Schreiber bei der Ausstellungseröffnung. Gemeinsam mit Bürgermeister Jan Trost habe sie geplant, dass sich der Künstler in das Goldene Buch der Stadt Marbach einträgt. Und so entsteht bei ihr noch während der Vernissage die Idee, die Ausstellung mit einer Finissage zu beenden. Sie freut sich, wenn Fritz Genkinger dann dabei sein kann – zu einer Begegnung auf ganz persönliche Art und Weise.