Die Holdergassen dienen als Kulisse für den Shakespeare-Theaterspaziergang des FSG Anfang Juni. Foto: Archiv (Dieter Sukowski)

Der Literatur- und Theaterkurs des Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums ergänzt das Programm des Schillvereins originell.

Marbach - Der Schillerverein stellt in diesem Jahr den 250. Geburtstag von Charlotte, der Ehefrau des großen Dichters, in den Mittelpunkt seiner Programmgestaltung. Da der Verein mit seinen derzeit 272 Mitgliedern aber auch immer auf der Suche nach neuen, möglichst jüngeren Mitgliedern ist, fragte der zweite Vorsitzende Birger Laing beim Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) nach, ob nicht Interesse bestehe, dass sich Schüler am diesjährigen Programm beteiligen würden.

Positive Resonanz gab es beim Oberstufenkurs „Literatur und Theater“, der in diesem Schuljahr von den Lehrerinnen Ingeborg Schneiberg und Kerstin Sonnenwald betreut wird. Allerdings entschieden sich die fünf Jungen und drei Mädchen nicht für den schwäbischen Dichter ihrer Stadt, sondern für William Shakespeare, dessen 400. Todestag in diesem Jahr gewürdigt wird. „Die Schüler waren von Shakespeare fasziniert, sie wollten unbedingt etwas mit ihm machen“, erzählt Ingeborg Schneiberg. Sehr schnell sei dann auch die Idee entstanden, ein Freilicht-Projekt in den Holdergassen der Stadt zu machen. „Wir sind dort durch die Gassen spaziert, um die passenden Kulissen zu finden, und haben gleich auch die Zustimmung der Anwohner eingeholt“, berichtet Schneiberg weiter.

Shakespeare hätten sich die Schüler genähert, indem sie Patenschaften für einzelne Stücke des englischen Dramatikers übernommen hätten. Dabei waren es vor allem die bekannten Stücke wie „Romeo und Julia“, „Othello“ oder „Hamlet“, derer sich die Jungen und Mädchen annahmen. „Als Nächstes sollten sie ihre Lieblingssätze aus diesen Stücken mitbringen“, beschreibt Schneiberg die weitere Entwicklung.

Am Ende des Prozesses wird ein Theater-Spaziergang durch die Holdergassen am 3., 4. und 5. Juni stehen, bei dem sich Figuren aus verschiedenen Shakespeare-Werken in einer Art Collage begegnen. „Der Weg steht fest, wir sind jetzt gerade dabei, die Schauplätze auszuwählen“, erklärt Kerstin Sonnenwald. Als Titel haben die Schüler ein Zitat aus „Romeo und Julia“ ausgewählt: „Alle Welt ist in die Nacht verliebt“. „Es werden sich zum Beispiel Orphelia und Julia begegnen, die beide einen Mann suchen und sich unterhalten, wie man das am besten macht“, gibt Schneiberg Einblick in das Projekt. Zudem werde sich Lady Macbeth im Rahmen des Spaziergangs auf die Suche nach dem eigenen Glück und dem Glück der anderen machen.

Die beiden Lehrerinnen sind voll des Lobes über die acht Elft- und Zwölftklässler ihres Literatur- und Theaterkurses: „Normalerweise steht eine Aufführung erst im zweiten Jahr an. Diesmal sind sie gleich im ersten Jahr gefordert“, sagt Schneiberg. Zudem sei es ungewöhnlich, dass die Jungen mit fünf zu drei die Oberhand in diesem Kurs hätten. „Normal waren immer elf Mädchen und ein Junge“, so Schneiberg.

Noch auf eine andere Art unterstützen Schüler des FSG den Schillerverein bei der Suche nach neuen Mitgliedern: Achtklässler haben Postkarten mit Bildern und Gedichten gestaltet, die voraussichtlich im Mai als Frühlingsgruß und Werbung für den Schillerverein in der Fußgängerzone verteilt werden.

Die erste Veranstaltung des Schillervereins 2016 ist ein Vortrag von Wolfram Berner vom Kreisarchiv Ludwigsburg am Montag, 11. April, um 20 Uhr „Von der Kraftwerksbahn zum Radweg“ im Bürgersaal des Rathauses. Am Montag, 13. Juni, um 20 Uhr referiert Sabine Fischer vom Deutschen Literaturarchiv über Charlotte Schiller: „Freundin, Braut und Dichtergattin“. „Schillers Frauen“ sind Gegenstand des Vortrags von Ursula Naumann aus Baiersdorf am Montag, 7. November, um 20 Uhr im Bürgersaal des Rathauses. Der Film „Die geliebten Schwestern“ von Dominik Graf wird an Charlotte Schillers Geburtstag am 22. November um 20 Uhr in der Stadthalle gezeigt. Er war im vergangenen Jahr der deutsche Beitrag für den Oscar.