Auf der alten Rollschuhbahn wird nur ein Haus mit 48 Plätzen realisiert. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Stadt baut auf der Rollschuhbahn wegen neuer Flüchtlingszahlen nur eines statt zwei Häuser.

Marbach - Normalerweise wäre schon längst alles in trockenen Tüchern gewesen und der Gemeinderat hätte den Auftrag zum Bau einer Flüchtlingsunterkunft auf der alten Rollschuhbahn für bis zu 96 Personen erteilt. So stand es nämlich auf der Tagesordnung des Gremiums Ende vergangener Woche – ehe der Punkt von der Tagesordnung genommen wurde. Der Bürgermeister Jan Trost hatte erklärt, dass es neue Zuweisungszahlen gebe und man erst nochmal alles durchrechnen wolle. Die endgültige Entscheidung solle dann in einer Sondersitzung fallen (wir berichteten). Dieser Schachzug hat sich als überaus weise entpuppt. Denn nach Gesprächen mit dem Landratsamt Ludwigsburg ist man zu dem Schluss gelangt, vorerst nur eines von eigentlich zwei anvisierten Häusern zu benötigen. Dieser Auffassung schloss sich der Gemeinderat am Donnerstag in besagter Sondersitzung bei vier Enthaltungen an.

Realisiert wird zunächst nur das Gebäude an der Nordseite, das sich in Richtung der FC-Klause orientiert. Der stellvertretende Bauamtsleiter Ralf Lobert hatte ein Füllhorn an Argumenten aufgeführt, die für diese Variante sprechen. Vor allem lasse sich so die Erschließung besser abwickeln. Zudem sei ein Haus an dieser Stelle städtebaulich weitaus besser eingebettet. Weniger Kosten fielen so obendrein an. Punkte, die auch den Räten voll einleuchteten und von niemandem infrage gestellt wurden.

Auch der Vorschlag der Verwaltung, vorerst nur ein Haus in Auftrag zu geben, stieß auf volle Zustimmung. „Aufgrund der Zahlen ist es sinnvoll, jetzt nur ein Gebäude zu realisieren“, sagte Heike Breitenbücher von der CDU. Auch für Hendrik Lüdke von Puls war diese Vorgehensweise nachvollziehbar. „Die neuen Zahlen machen diese Lösung notwendig“, pflichtete Ernst Morlock von der SPD bei. „Wir wären ja geradezu töricht, jetzt zwei Gebäude zu errichten, wenn die momentane Situation nur eines verlangt“, ergänzte Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern. Allerdings mahnte er wie Heike Breitenbücher an, das Ganze nur als Momentaufnahme zu sehen und die Entwicklung im Blick zu behandeln. „Es kann sehr gut sein, dass wir in einem halben oder einem Jahr gezwungen werden, das zweite Gebäude zu errichten“, betonte Herzog. Darauf wies auch Jan Trost explizit hin. „Aktuell ist das die richtige Lösung“, sagte der Bürgermeister. Man wisse aber nicht, was die Zukunft bringe.

Derzeit geht das Landratsamt Ludwigsburg davon aus, dass künftig pro Jahr rund 1000 Flüchtlinge im Kreis aufzunehmen sind. Auf Marbach heruntergerechnet bedeute das, etwa 30 Asylsuchende von 2019 an beherbergen zu müssen, erklärte Jan Trost. In der Erstunterkunft des Landkreises am Bahnhof stünden aber deutlich mehr Betten zur Verfügung, die miteinkalkuliert werden könnten. Was die städtischen Heime anbelange, müsse man für 2017 und 2018 zusammen 64 Personen weniger in Obhut nehmen als noch vor kurzem gedacht. Alles in allem bedeute das, dass 2018 lediglich 39 Plätze neu geschaffen werden müssten. Halte man überdies etwa zehn Plätze für Obdachlose in Reserve, brauche man 49 Betten. Und fast exakt genauso viele Personen können in einem Haus auf der Rollschuhbahn untergebracht werden. Die beiden ursprünglich geplanten Gebäudekomplexe waren für jeweils 48 Bewohner ausgelegt. Die genauen Kosten für das eine Haus müssen jetzt noch abgesteckt werden. Das günstigste Angebot der Firma Rikker aus Affalterbach, die den Zuschlag bekam, hatte sich auf zwei Gebäude bezogen und lag bei 3,468 Millionen Euro.