Sebastian Engelmann befragt die Europa-Abgeordnete Maria Heubach. Foto: Frank Wittmer

Die grüne Europa-Abgeordnete Maria Heubach hat im Marbacher Schlosskeller vor den Folgen des TTIP-Abkommens gewarnt.

Marbach - Der Verein „Gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg Rems-Murr“ hatte die Europaabgeordnete Maria Heubuch am vergangenen Donnerstabend in den Schlosskeller eingeladen. Organisator Wolfgang Simon machte keinen Hehl daraus, dass er sich mehr Publikum gewünscht hätte. Immerhin: Rund die Hälfte der 80 bereit gestellten Stühle waren besetzt.

In dem einstündigen Vortrag verstrickte sich die Milchbäuerin aus dem Allgäu, die jetzt für die Grünen im Europaparlament sitzt, selbst in den Wirren von CETA, TTIP und ISDS. Was alles hinter diesen Abkürzungen steckt, scheint nur wenigen Experten klar zu sein, und wenn es um die Inhalte geht, ist es umso schwieriger, klare Auskunft zu bekommen.

So ging es Maria Heubuch selbst: Als sie versuchte, Auszüge aus dem Vertragstext zum Freihandelsabkommen TTIP zu bekommen, hat man ihr vier Seiten zugeschickt. „Und fast alles war geschwärzt.“ Dass man mitunter „depressiv“ im Brüsseler Getriebe werden kann, wie Heubuch zugibt, ist nachvollziehbar. „Die Erdung zum normalen Leben geht bei den Berufspolitikern verloren.“ In den Fängen der allgegenwärtigen Lobbyisten verlieren manche ihr Urteilsvermögen, hat die selbst ernannte „Agrarebellin“ festgestellt.

Fakt ist: Der Druck nimmt zu, gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere für die landwirtschaftliche Nutzung zuzulassen. Welche Folgen die Fokussierung auf Gentechnik haben kann, hat die Bäuerin selbst in den USA erlebt. „Da gibt es nur noch Mais und Soja. Ein Schlachthof, der erst vor wenigen Jahren mit viel Geld gebaut worden war, stand leer, weil niemand mehr Futtergetreide anbaut.“

Hier sieht Heubuch die eigentliche Gefahr: Die kleinbäuerliche Landwirtschaft geht verloren, wenn gentechnisch veränderte Pflanzen „durch die Hintertür“ in die Landwirtschaft und letztlich in die Mägen der Verbraucher gelangen. In den USA müssen Gen-Lebensmittel nicht gekennzeichnet werden, auch das bei uns übliche Vorsorgeprinzip gibt es nicht, Schäden müssen nachgewiesen werden, was nahezu unmöglich ist.

Durch das Abkommen TTIP könnten die hohen Standards in Europa kippen. Aber auch ohne den freien Handel sei es fraglich, wie lange Staaten wie Deutschland ihre ablehnende Haltung aufrecht halten können. Neue Techniken lassen die Grenzen zwischen Züchtung und Gentechnik verschwimmen.

In der von Sebastian Engelmann moderierten Diskussion wurde einiges klarer. Statt vager Befürchtungen gab es dann doch noch handfeste Aussagen. So stellte der TTIP-Fachmann klar, dass das Abkommen keineswegs schon in trockenen Tüchern ist. Europaparlament und alle nationalen Parlamente müssten dem umstrittenen Vertrag zustimmen, was sehr unwahrscheinlich sei.