Heiße Rhythmen im Schlosskeller. Foto: avanti

Slimane Arroudj hat Thomas Arhin Eyison und die Gruppe Ojda eingeladen. Bei der Afrikanischen Nacht im Schlosskeller hat auch das Publikum mitgetanzt.

Marbach - Ein Stück Afrika ist am Samstagabend nach Marbach gekommen: Gastgeber Slimane Arroudj hatte zur afrikanischen Nacht in den Schlosskeller geladen und das ungemütliche Novembergrau für Stunden vergessen lassen. Das ist an einem Ort, an dem viele hin und wieder ein wenig frösteln, schon ein Kunststück.

Zum Auftakt wurde den mehr als 60 Gästen erst einmal kulinarisch kräftig eingeheizt. Mit Knoblauch gewürzte Hackbällchen, leicht scharf gewürzte, frittierte Bananen und eine harmlos aussehende, senfgelbe Soße. „Vorsicht, scharf“, warnte Arroudj mit verschmitztem Grinsen, doch nicht jeder nahm die Warnung ernst und tauchte unbedacht sein Hackbällchen hinein. Und so konnte man schon wenig später einige erschrockene Gesichter sehen, die quasi kurz vor dem Feuerspucken standen, und einige andere, die sich köstlich darüber amüsierten. Zum Glück gab es noch eine Soße mit Sellerie, Ingwer und Kräutern, die bestens zum Löschen geeignet war.

Der zweite Gang wurde erst einmal halb interessiert, halb misstrauisch berochen. „Was ist das?“, fragte eine Frau und deutete auf zwei runde helle Scheiben, die entfernt an aufgeschnittene Kartoffelklöße erinnerten. „Yams“, bekam sie zur Antwort. Das Wurzelgemüse wurde begleitet von gewürfeltem Fleisch in Erdnusssoße und Reis und legte sich wie Balsam auf die gereizten Schleimhäute.

Solchermaßen angenehm gesättigt, freuten sich die Besucher auf den musikalischen Teil des Abends. Slimane Arroudj hatte Thomas Arhin Eyison und die Gruppe Ojda eingeladen, die auch schon beim Festival der Kulturen auf dem Burgplatz gespielt haben. „Die waren so toll, da habe ich gedacht, die will ich unbedingt auch in den Schlosskeller holen“, sagte er. Die vier Männer und zwei Frauen sorgten mit ihren Kostümen in den ghanaischen Landesfarben rot, gelb und grün für ein buntes Bild auf der Bühne. „Grüß Gott“, begrüßte Eyison die Gäste und erntete Gelächter. Erst auf seine Nachfrage: „Kommt keine Antwort?“ tönte ein fröhliches „Grüß Gott“ zurück.

Schnell wurde deutlich, dass die Gruppe Odja, zu Deutsch „Feuer“, ihren Namen völlig zu Recht trägt. Wilde Tänze, rasend schnelle und variantenreiche Trommelrhythmen – da kam man schon beim Zusehen ins Schwitzen. „Man sagt, wir Afrikaner haben Rhythmus im Blut“, sagte Eyison. „Das ist falsch, sonst könnten wir mit Blutspenden reich werden.“ Gespielt wurden unter anderem ein Erntedanktanz und ein spiritueller Tanz, der nach erfolgreicher Heilung durch einen Medizinmann aufgeführt wird.

Ein Highlight des Abends war, als sich drei Trommler auf der Bühne eine Art Duell lieferten unter dem Motto „lauter, schneller, länger“. Schon bald zog der erste sein Shirt aus, wenig später folgte der zweite, nur der dritte trommelte scheinbar unbeeindruckt weiter, auch als Eyison scherzhaft dessen Oberteil lupfte, um zu schauen, ob er denn immer noch nicht schwitzte. Und mancher fragte sich wohl, wie man solch ein Tempo bei afrikanischer Hitze durchhalten kann, wenn es schon im Schlosskeller warm wird.