Die Firma HWA ist im Auftrag von Mercedes-Benz Motorsport für die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft (DTM) verantwortlich. Foto: Oliver von Schaewen

Neue Anträge und eine Haftbeschwerde sorgen dafür, dass das Amtsgericht weitere Termine zur Klärung des mutmaßlichen Millionen-Betrugs ansetzt.

Marbach/Affalterbach - Im großen Betrugsprozess am Amtsgericht Marbach gegen einen Schweizer Geschäftsmann, der die Affalterbacher Firma HWA um einen Millionenbetrag geprellt haben soll, ist auch nach zehn Tagen Verhandlung, Anhörung von Zeugen und Verlesung von Dokumenten kein Ende in Sicht: Die Verteidigung forderte am Montag die Ladung weiterer Zeugen sowie ein Gutachten und legte Haftbeschwerde ein. Aus ihrer Sicht ist die Beweisaufnahme längst nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft erklärte dagegen erneut, keine weiteren Zeugen mehr hören zu müssen und im Zuge der Beschleunigung das Verfahren abschließen zu können.

Die Staatsanwaltschaft Heilbronn wirft dem gelernten Elektroingenieur und Berufspiloten vor, im Jahr 2015 mit seiner auf Zypern beheimateten Firma UBFS invest zwei Sponsoringverträge mit der HWA AG in Affalterbach über insgesamt 4,3 Millionen Euro abgeschlossen und auch Werbeleistungen in Anspruch genommen, jedoch nicht die vereinbarten Zahlungen dafür geleistet zu haben. Die HWA AG ist im Auftrag von Mercedes-Benz Motorsport für die DTM verantwortlich.

Am Montag nun stellte die Verteidigung nach der dritten Anhörung des zuständigen Sachbearbeiters bei der Polizei den Antrag, die Lebensgefährtin des Angeklagten, die in der Schweiz wohnt, als Zeugin zu hören. Sie war bereits vor etlicher Zeit vom Gericht geladen worden, hatte jedoch über eine Anwältin erklären lassen, nicht nach Deutschland kommen zu wollen. Darüber hinaus forderte der Anwalt des 52 Jahre alten Schweizers ein Sachverständigengutachten über die für die Verteidigung so unerklärlich kurze Zeitspanne bei einem E-Mail-Verkehr zwischen der Deutschen Bank und ihrer Zweigstelle in Istanbul über die Echtheit einer Bankgarantie der türkischen Ziraat-Bank. Die Vorsitzende Richterin des Schöffengerichts, Ursula Ziegler-Göller, wies daraufhin auf die Zeitverschiebung zwischen der Türkei und Deutschland hin: „Die 50  Sekunden sind tatsächlich 50 Minuten.“

Der Angeklagte hat eigenen Schilderungen zufolge in seiner Zeit als Dozent an der TH  Sankt Gallen ein Devisenhandelssystem entwickelt, das die Wahrscheinlichkeit von Kursschwankungen zu 95 Prozent genau vorhersagt. Mit diesem System machte er sich Ende 2014 selbstständig und gründete „aus steuerlichen Gründen und wegen des guten Wetters“ die Firma UBFS invest auf Zypern.

Nach seiner Festnahme auf Zypern Anfang März 2017 sitzt der 52-Jährige in Untersuchungshaft in Deutschland. Bis heute glaubt er, dass ihm rechtmäßig 100  Millionen Euro zustehen, die ein inzwischen inhaftierter italienischer Geschäftsmann angeblich in UBFS investieren wollte. Von dieser Summe wollte der Angeklagte zehn Millionen Euro in Sponsoringaktivitäten wie etwa der DTM stecken, um den Namen seiner Firma bekannt zu machen und weitere Kunden zu generieren. Er beteuert, die HWA von Anfang an über die Abhängigkeit seiner Vertragserfüllung von der Auszahlung der 100  Millionen nie im Unklaren gelassen zu haben.

Bislang wurde über ein halbes Dutzend Zeugen aus dem In- und Ausland gehört, etliche mussten aufgrund der ausschweifenden Befragung der Verteidigung mehrmals vor dem Schöffengericht Rede und Antwort stehen. Der Prozess, der im September 2017 ursprünglich auf einige Verhandlungstage festgesetzt worden war, ist nun bis Ende Februar terminiert worden.

Der Prozess wird am 8. Februar im Amtsgericht Marbach fortgesetzt.