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In der Altstadt und auf der Schillerhöhe ist am Donnerstagabend bei der Marbacher Lokalrunde allerhand los gewesen.

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Viel geboten war in Sachen Musik am Donnerstagabend in der Marbacher Altstadt und auf der Schillerhöhe. Zur achten Marbacher Lokalrunde zogen kleine Gruppen und Paare umher, in bester Laune und immer in Vorfreude auf das nächste musikalische Highlight. Ihr gemeinsames Kennzeichen: Ein gelbes Plastikarmband, das zum Eintritt zu allen neun Veranstaltungsorten berechtigte.

In sechs Restaurants spielte jeweils eine Live-Band, im Schlosskeller bevölkerten gleich drei nacheinander die Bühne, in Mincis Kaufladen ließen 20past7 die Scheiben zittern, lediglich im @home gab’s Musik aus der Konserve. Viele Besucher hatten sich einen genauen Plan zurechtgelegt, wann sie welcher Band zuhören wollten. Da jeweils zur vollen Stunde eine Viertelstunde Pause eingelegt wurde, war es möglich umzuziehen, ohne etwas zu verpassen. Doch man konnte auch zwischendurch reinhören oder vorzeitig wieder gehen.

Schlosskeller, 18 Uhr: Eigentlich hätte hier der musikalische Auftakt sein sollen. Doch irgendetwas hatte Franz Kraus, der Rock’n’Roll und Rockabilly spielen sollte, wohl durcheinandergebracht. Jedenfalls lief um 19 Uhr noch der Soundcheck. Später heizten dann Jasoco, eine seit etwa drei Jahren existierende Band aus ehemaligen Schülern des Friedrich-Schiller-Gymnasiums, mit Oldies und aktuellen Liedern die Stimmung an. Derart vorgewärmt, konnte das überwiegend junge Publikum das Highlight des Abends feiern: „Ska Surprise“. Die Überraschung bestand darin, dass sich dahinter eine der bekanntesten Ska-Bands verbarg, Spicy Roots aus Schwieberdingen. Das wussten allerdings nur wenige Eingeweihte. „Wir haben damit bewusst keine Werbung gemacht, weil wir den Charakter der Lokalrunde mit dem Umherziehen von Ort zu Ort nicht zerstören wollten“, erzählte der Türsteher am Eingang. Der Schlosskeller war dennoch proppenvoll.

Was die deutschen Musiker zeitlich verschusselt hatten, machten zwei Italiener wett. Im Restaurant Glocke sorgten Angelo Ditta und Salva di Fresco bereits weit vor dem offiziellen Start um 19.30 Uhr für Wasenatmosphäre – Lederhosen und karierte Hemden inbegriffen. „Wir sind ein wenig volksfestgeschädigt“, sagte di Fresco. „Deshalb singen wir heute auch mehr deutsche Lieder als sonst.“ Wobei nicht nur der Wasen, sondern auch die Wies’n musikalisch gewürdigt wurde mit alpenländischen Titeln wie „Resi, i hol di mit mei’m Traktor ab“ oder „Anton aus Tirol“. Bei „Die Hände zum Himmel“ oder „Hölle, Hölle, Hölle“ klatschte das Publikum begeistert mit.

Ganz anders war die Stimmung in der Bar- und Shisha-Lounge @home. Hier musste man im Dämmerlicht erst einmal suchen, bevor man hinter dem Tresen DJ Sky am Laptop entdeckte. Vielleicht lag’s aber auch an den süßlich riechenden Rauchschwaden, die durch den Raum zogen. Um 20 Uhr hatte sich erst eine Handvoll junger Leute eingefunden. Es war wohl noch zu früh am Tag.

Mit technischen Problemen kämpfte zunächst die Rockabilly-Band Primebeats im Café Provinz. Dann jedoch ging’s so temperamentvoll los, dass sich das Café in Windeseile füllte. „Great balls of fire“ rollten musikalisch durch den Raum, gefolgt vom Presley-Hit „Hound Dog“. Ein Hund im Lokal fühlte sich offenbar angesprochen und wedelte freundlich und rhythmisch mit der Rute. Das menschliche Publikum klatschte ebenso rhythmisch mit.

In der Grabenstraße konnte man schon von weitem karibische Klänge hören. Im „C’est la vie“ spielte John Noville Reggae, Latin und Soul. Beim Eintritt wurde man auch klimamäßig in die Karibik versetzt, wozu nicht nur die heiße Musik, sondern auch die vielen Besucher beitrugen. Ein Paar im gesetzteren Alter legte trotzdem ein Tänzchen aufs Parkett, während es die Jugend vorzog, cocktailschlürfend von den bequemen Sitzen aus zuzuhören und frenetischen Beifall zu spenden.

Von der Karibik direkt nach Burkina Faso, auch diese Reise war bei der Marbacher Lokalrunde kein Problem. Das rhythmische Trommeln der Djembe, das dank Bakary Koné das Restaurant „Chez Slimane“ erfüllte, war ebenfalls schon von weitem zu hören und erfüllte die untere Altstadt mit afrikanischem Flair.

„Two Men One Beer“ verbreiteten im Hinterhof des Restaurants „Zur Scheune“ nicht nur beste Stimmung mit Hits von C.C.R., den Stones oder R.E.M., sondern verrieten dem Publikum auch, dass in Wirklichkeit sie die meisten Beatles-Hits geschrieben haben und zudem mit „Eve of destruction“ einen Riesenhit in den USA hatten. Angeblich sang letzteres ja Barry McGuire, doch die Besucher der „Scheune“ wissen es jetzt besser.

Für die Band „Beat-Klub“ mussten sich die Musikfans aus der Altstadt hinaus und zur Schillerhöhe in Jägers Restaurant bemühen. Aber der Weg lohnte sich. Von Reggae wie bei Bob Marleys „Stir it up“ bis zu Bob Dylans „Mr. Tambourine Man“ riss die Band mit ihrem breiten Repertoire aus Hits der Sechziger und Siebziger die Besucher mit. Nicht nur das Publikum tanzte, auch Sänger Alex Kraus schwang die Hüften, während Gitarrist Calo Rapallo tief in die Knie ging – wer die Zuhörer mit den Beatles zu „Twist and shout“ auffordert, darf selber ja auch nicht zurückstehen.