Andreas Roll fordert bei der Mahnwache vor dem Bahnhof unter anderem einen Schutzraum für Journalisten. Die Teilnehmer setzen sich für die Freilassung des Journalisten Julian Assange ein Foto: avanti

Von musikalischen Botschaften des Widerstands-Rappers Kilez More begleitet, formierte sich am Samstag vor dem Bahnhof Marbach eine Mahnwache für Julian Assange.

Marbach - Oft sind es die Kleinen, die den Riesen die Stirn bieten und sich gegen Unrecht und Unterdrückung zur Wehr setzen. Ein solches Paradebeispiel zeigte sich am Samstagnachmittag mit der Mahnwache, die friedenspolitisch aktive Bürger vor dem Marbacher Bahnhof abhielten.

Für die Initiatoren Andreas Roll sowie Anna und Achim Meyer war es nicht nur das Bedürfnis, als „Freunde mit gutem Charakter“, ein Zeichen zu setzen gegen Menschenrechtsverletzungen, wie sie derzeit „durch den autoritären Regierungsstil in Großbritannien und den USA demonstriert“ werden. „Wir setzen uns für die Freilassung des Journalisten Julian Assange ein“, so die Kernaussage der Aktion. Die Demonstranten traten aber auch gegen „einen Sumpf von Lügen und fingierten Vorwürfen“ an, die Assange, der auf seiner Enthüllungsplattform Wikileaks Kriegsverbrechen und andere Machenschaften aufdeckte, zu einem Verbrecher abstempeln sollen. „Wir dürfen uns in diese Lügen nicht hineinziehen lassen“, mahnte Roll, dem es ganz konkret auch um Demokratie und Pressefreiheit geht.

„Das haben viele in diesem Zusammenhang noch nicht verstanden“, so der Marbacher, der sich in der Schillerstadt als Teil des Grünen Ortsvorstands engagiert und der es noch vor zwei Jahren für „undenkbar hielt, dass ein Journalist, der Transparenz schafft und die Wahrheit verkündet, schließlich im Gefängnis sitzt und gefoltert wird“. Seine Empörung darüber brach sich auch in weiteren Aussagen Bahn, die Roll vor dem Mikrofon rund 40 Anwesenden gegenüber verkündete.

So forderte er „einen Schutzraum für Journalisten“ und meinte: „Man muss offensichtlich damit rechnen, gejagt zu werden, wenn man grauenvolle Wahrheiten ans Tageslicht bringt.“ Assange, der übrigens schon siebenmal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde, sieht sich nach dem Spionagegesetz der USA gleich 18 Anklagepunkten gegenüber und blickt auf eine Haftstrafe von 175 Jahren. Roll fragte öffentlich: „Was bleibt von unserer Demokratie, wenn so ein Beispiel Schule macht und die USA damit durchkommen?“ Dass die deutschen Tageszeitungen „das Thema jedoch zu Tode schweigen, ist durch nichts zu entschuldigen“, so Roll. Er führte weiter aus, dass die USA, denen er Angriffskriege und daraus resultierend, millionenfache Todesopfer vorwarf, „Europa destabilisieren und auch die historisch gewachsene Beziehung zu Russland gefährden wollen.“

Der Kabarettist Achim Meyer schlüpfte vor Ort in die Rolle des „Theo Aufrecht“ und analysierte die Situation auf schwäbisch ausgefeilte Weise. Er stellte mit seinem Spiel die Verleumdungen gegenüber Assange bloß und fragte laut: „Warum muss der in den Knast und net die andere?“ Auf die von ihm gestellte Frage, warum man zur Demo gehen solle, um dort Presse- und Meinungsfreiheit einzufordern, gab er seiner imaginären Frau Berta die Antwort: „Damit Du mi Grasdackel schimpfa kosch und Dir trotzdem nix bassiert!“ Seine tatsächliche Ehefrau, Anna Meyer, konzentrierte sich wenig später dagegen wieder auf die nackten Tatsachen. Sie ließ die Zuhörer teilhaben an den „brisanten Erkenntnissen des Uno-Sonderberichterstatters für Folter, Nils Melzer, und dessen Untersuchung im Fall von Wikileaks-Gründer Julian Assange. Im Interview mit der Schweizer Zeitung „Republik“ gab Melzer zu verstehen: „Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System.“ Weitere Redner kamen bei der Mahnwache zu Wort. So beanstandete etwa Robert Trautwein aus Kirchberg, dass sich deutsche Politiker nicht entschieden genug für Julian Assange einsetzten.

Zu der Veranstaltung ist inzwischen ein YouTube-Kanal frei geschaltet, in den professionell erstellte Videos hochgeladen wurden:  

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