Verdroschen als Marbacher? Früher war der Gang nach Benningen gefährlich, erfährt Redakteur Frank Wewoda. Foto: MZ

Verdroschen als Marbacher? Früher war der Gang nach Benningen gefährlich, erfährt Frank Wewoda.

Benningen/Marbach - Seit Ende Oktober bin ich Neubürger von Benningen und pendle täglich über die Neckarbrücke nach Marbach. Früher hätte mir da Ungemach gedroht, wie ich am Donnerstag gehört habe, denn: Kommsch Du durch Heutingsheim o’grupft / Durch Beihinge’ o’gstupft / In Benninge’ o’gschlage / Kannsch in Marbach von Glück sage’!“ Ungerupft, ungestupft, ungeschlagen: Der schwäbische Volksmund überliefert hier die Legende von eher zupackenden bis gewalttätigen Zeitgenossen in den Gemeinden entlang des Neckars. Dieser Eindruck von den Benninger Rabauken bestätigte sich jetzt beim Kennenlernen im Rathaus nicht. Aber was man beim Neubürgerempfang nicht so alles lernt über seine neue Heimat! Die historische Neckarbrücke war bis zu ihrer Sprengung im April 1945 holzgedeckt, erzählte Bürgermeister Klaus Warthon.

Sie wurde reichlich sinnlos in den letzten Kriegstagen in die Luft gejagt, um der unaufhaltsamen Besetzung durch die Alliierten wenigstens trotzig verbrannte Erde entgegenzusetzen. Dieses prächtig anzusehende, hölzerne Dach auf der gesamten Länge der Brücke war nun laut Bürgermeister auch ein beliebtes Versteck für Benninger Burschen, die Nebenbuhler aus den Nachbarorten möglichst schon auf der Brücke abfingen und mit einer Tracht Prügel heimschickten.

Ob es die Benninger Haudraufs in den Zeiten, aus denen das Gedicht erzählt, mit mir gut gemeint hätten, ist schwer zu sagen. Jedenfalls begehre ich (derzeit) niemand aus Benningen. Obwohl ich in Rielingshausen aufgewachsen bin, steht bei mir als Geburtsort Ludwigsburg in den Papieren. Das hätte die heimatbewussten Schläger wohl weniger herausgefordert als etwa ein Geburtsort Marbach, stelle ich mir vor. Die Rivalitäten zwischen den direkten Nachbarn sind ja landauf, landab stets am größten. Und die Abgrenzung durch einen Fluss, der um Benningen einen großen Bogen macht, wussten schon die Römer zu schätzen und zu nutzen als natürlichen Limes, der Feinde und zwielichtigen Besuch fernhält.

Die heutige Zeit, durch größtmögliche Mobilität geprägt, ist aber mit dem Wunsch nach Abschottung oder Kleinstaaterei kaum in Einklang zu bringen. Dafür steht auch der zweite Benninger Brückenschlag über den Neckar, der für das lange währende Bauprojekt Umgehungsstraße gebaut wird. Die in der verkehrsgeplagten Ortsdurchfahrt Beihinger Straße so sehnsüchtig erwartete Straße hängt derzeit an Verhandlungen zwischen dem Bauherrn – dem Land – und der Baufirma. Benningen spielt derzeit dabei eine „Moderatorenrolle“, informiert Bürgermeister Klaus Warthon. Wenn alles gutgeht bei den anstehenden Verhandlungen, könnte im Frühjahr 2019 endlich weitergebaut werden. Der Neckar und seine Überquerung ist und bleibt für Benningen das entscheidende Nadelöhr.