Das Spiel „Stapelmännchen“ erfordert Geschick und Balance – da wird bei jeder Spielfigur mitgefiebert! Foto: Michael Raubold Photographie

Die Landfrauen vereinen bei der Premiere des Strick- und Spielenachmittags mehrere Hobbys.

Steinheim-Kleinbottwar - Es ist ein sonniger Tag in Kleinbottwar. Die Katze der Mesnerin streift um das Gemeindehaus und wirft ab und an einen Blick ins Innere des Gebäudes. Nanu? Ein kleines Grüppchen von Frauen erregt die Aufmerksamkeit des Vierbeiners: Sie lachen, würfeln, stricken und schenken Tee nach. Es sind die Landfrauen des Teilorts mit ihren Gästen. „Wir haben heute unseren allerersten Spiel- und Stricknachmittag“, erklärt Gudrun Stiefel aus dem Vorstandsteam. Die Idee sei beim Bezirkstreffen der Landfrauen von anderen Ortsgruppen vorgestellt worden: „Und ich dachte mir, das könnten wir doch auch mal hier bei uns testen.“

Auf Worte folgen Taten: Spiele hat schließlich fast jeder zu Hause. „Und weil manche lieber zur Stricknadel greifen, haben wir das integriert“, so Gudrun Stiefel. Kurz nach Saalöffnung finden sich prompt schon die ersten Grüppchen zusammen, die interessiert den Spielestapel durchstöbern, den Karin Schäfer heute mitgebracht hat. Memory, Uno, Stapelmännchen . . . fast jede findet hier direkt ein Lieblingsspiel.

Vier Frauen eröffnen direkt eine Runde „Mensch ärgere dich nicht“ an einem der Tische im Gemeindehaus. „Das kennen schon alle, und wir müssen nicht erst noch aufwendig die Regeln erklären“, begründet Karin Schäfer die Auswahl. Zudem dauert eine Runde nicht allzu lang und es können noch andere Spiele ausprobiert werden. Und Spaß macht es ganz offensichtlich auch noch. „Wenn du mich jetzt rauswirfst…“, droht eine der Frauen der andere. „Was dann? Wirfst du dann das Brett um?“, kommt prompt die freche Retoure.

Gudrun Stiefel ist derweil auf der Suche nach Mitspielern fürs „Gaigeln“: „Das ist ein schwäbisches Kartenspiel. Ich habe es schon ewig nicht mehr gespielt und mich daher richtig auf den Nachmittag gefreut.“ Dafür müssen zuerst einmal die Siebener aus einem Pack Karten aussortiert werden, was das Vorstandsmitglied kurzerhand schon einmal erledigt: „Spielen ist einfach immer schön. Aber nicht jeder hat auch eine Familie zum Mitspielen zu Hause“, weiß Stiefel. Auch deshalb sind solche Nachmittage für die Landfrauen wichtig.

„Das Miteinander ist ein großer Faktor. Schon früher hat man sich ja oft im Winter beispielsweise zum Stricken getroffen und sich dabei ausgetauscht“, so Stiefel. Daran hat sich bis heute nicht viel verändert. Am „Strick-Tisch“ wird sich emsig unterhalten – in diesem Fall über die alten Fotos von Landfrauen-Ausflügen, die Meta Schäfer mitgebracht hat. Die werden für die große Jubiläumsfeier im April gebraucht, denn die Landfrauen in Kleinbottwar feiern dieses Jahr ihr 70-Jahr-Jubiläum. 1948 hat alles seinen Anfang mit 22 Frauen genommen. „Ich dachte mir einfach, ich bringe die Bilder schon heute mal mit“, so Schäfer. „Vielleicht erkennt ja jemand einen darauf wieder?“

Und tatsächlich werden schon kurz danach kleine Anekdoten und Erinnerungen ausgetauscht: Von Ausflügen nach Paris oder in die damalige DDR. „Da mussten wir alle in einer kleinen Hütte warten während der Kontrolle“, weiß Meta Schäfer. Für viel Gelächter sorgt auch die Geschichte, als der Bus auf einem Waldweg feststeckte und mit vereinten Kräften der Landfrauen wieder angeschoben wurde.

Fast wie nebenbei klackern dabei weiter emsig die Stricknadeln. „Das geht schon ganz automatisch“, erklärt Dagmar Susteric mit einem Lachen. Dabei habe sie selbst erst mit 50 Jahren zu ihrem Hobby gefunden. Doch seitdem steht die Produktion an Stricksocken nicht mehr still: „Ich habe fast immer eine ganze Bestellliste von Enkeln und meinem Sohn.“ Das kennen auch die anderen Frauen nur zu gut, denn Meta Schäfer nickt sofort und lacht: „Ich schenke an Weihnachten immer allen in der Familie Socken. Als ich mal ein Jahr ausgesetzt habe, gab es gleich Protest.“ Das nächste Paar wird sich aber wohl etwas verzögern, denn eine der Frauen zaubert das Kartenspiel „Skip-Bo“ aus ihrer Handtasche – das kennen fast alle von ihren Enkeln und Kindern und sind sofort mit von der Partie. „Die Idee für den Nachmittag ist toll“, lobt Dagmar Susteric: „So kommt man raus und erlebt etwas anderes. Und da man sich hier kennt, gibt es auch immer viel zu erzählen.“