Patrick Zieker hat in der laufenden Runde 27 Treffer erzielt. Foto: Archiv (Baumann)

Patrick Zieker ist im Sommer vom Handball-Zweitligisten SG BBM Bietigheim zum Erstligisten TBV Lemgo gewechselt.

Kleinbottwar - Es ist der Traum eines jeden Handball-Buben, einmal in den größten Hallen Deutschlands aufzulaufen. Am besten gemeinsam mit seinen Idolen. Für Patrick Zieker ist dieser Kindheitstraum mit seinem Wechsel vom Zweitligisten SG BBM Bietigheim zum Erstligisten TBV Lemgo vollends in Erfüllung gegangen. Seit Sommer trainiert und spielt er mit Handballgrößen wie Carsten Lichtlein, Florian Kehrmann, Sebastian Preiß oder Jens Bechtloff. Vor allem Kehrmann hat es Patrick Zieker in jungen Jahren angetan. „Ihn habe ich immer im Fernsehen gesehen. Jetzt neben ihm aufzulaufen fühlt sich immer noch an wie ein Traum“, erklärt er.

Ein Traum, der nicht zu enden scheint. Denn bereits 16 Mal – also bei allen Partien des TBV – durfte er in dieser Liga gemeinsam mit seinem Vorbild die Halle betreten. Etwas besonderes ist das Ganze für den 19-Jährigen immer noch, auch wenn er inzwischen schon des Öfteren nach Spielschluss ein Bier mit seinem Teamkameraden getrunken hat. „Er war eben lange mein Idol. Das kann man nicht einfach zur Seite schieben“, sagt er und freut sich über jeden Tipp, den Kehrmann für den Linksaußen hat. Denn: Lernen und weiter nach vorne kommen steht für Patrick Zieker derzeit ganz oben auf der Prioritätenliste.

„Als ich nach Lemgo gewechselt bin, war für mich klar, dass ich erstmal reinschnuppern möchte. Mein Ziel war, die Chancen, die ich bekomme, auch zu nutzen.“ Und das hat der Kleinbottwarer getan. Da sein direkter Konkurrent auf Linksaußen, Jens Bechtloff, wegen einer Verletzung immer wieder passen musste, konnte sich Zieker schnell beweisen. Insgesamt 27 Tore hat er so bislang erzielt – kein schlechter Wert für das Nachwuchstalent. „Ich bin sehr zufrieden, wie alles gelaufen ist. Bislang fällt mein Fazit durchweg positiv aus.“

Auch, wenn es sportlich nicht ganz so gut läuft für den TBV Lemgo. Derzeit rangiert das Team auf Platz 13. „Da haben sich sicher viele etwas anderes vorgestellt“, meint er, fügt aber an: „Wir hatten von Anfang an Verletzungspech. Zudem haben uns die Finanzprobleme des Vereins etwas gehemmt. Das hatte man als Spieler einfach im Hinterkopf.“ Nun ist aber alles geklärt und zur Rückrunde „wollen wir richtig angreifen“, sagt Patrick Zieker, der sich manchmal immer noch wie in einem Traum fühlt.

„Die erste Liga ist einfach eine besondere Hausnummer. Das merkt man bei allem.“ Im Spiel geht es sichtlich rauer, härter und schneller zur Sache, das Umfeld ist um einiges professioneller strukturiert als Zieker es bislang kannte. „Aber es macht Spaß“, sagt er. Auch wenn die Doppelbelastung Handball und Schule nicht leicht zu verkraften ist. „Meine Schule geht noch bis Mai, dann habe ich meine Fachhochschulreife sicher. Das Gute ist, dass ich immer wieder für meine Trainings frei bekomme. Da kommt mir die Schule schon sehr entgegen“, erzählt der Schüler.

Entspannung findet der 19-Jährige in seinem neuen Zuhause – mitten in der Innenstadt von Lemgo. „Meine Freundin und ich fühlen uns dort sehr wohl. Lemgo ist wirklich schön, aber auch ländlich. Genau das mag ich. Es erinnert mich an meine Heimat Kleinbottwar“, verrät er. Ins Bottwartal kommt Zieker derzeit zum eigenen Bedauern nur selten. Dafür ist der Zeitplan des TBV einfach zu straff. Selbst über Weihnachten wollte der Junioren-Nationalspieler in seinem neuen Zuhause bleiben. „Meine Freundin und ich hatten vor, ganz ruhig zu feiern, ehe dann am zweiten Feiertag ein Spiel angestanden hätte“, berichtet er von seinen ursprünglichen Plänen. Eine Verletzung hat nun aber alles über den Haufen geworfen – und Zieker ist seit einer Woche zu Hause in Kleinbottwar. Auf der einen Seite, um besinnliche Weihnachten im Kreise der Familie zu feiern. Auf der anderen Seite, um in Bietigheim eine Reha zu absolvieren.

Vor rund zweieinhalb Monaten zog sich der Handballer im Spiel gegen Magdeburg einen Meniskusriss zu. Vor zehn Tagen ist Zieker nun operiert worden. „Am Anfang ging es noch mit den Schmerzen. Doch dann ist es immer schlimmer geworden“, erzählt er von den vergangenen Monaten. „Wir haben uns aber dennoch entschieden, dass ich erst jetzt operiert werde, denn so kann ich mich über die Winterpause auskurieren und verpasse nur drei Spiele“, erklärt er das lange Hinauszögern. Rund vier Wochen wird der Handballer nun brauchen, bis er wieder ganz fit ist. Seine Reha möchte er in Bietigheim absolvieren. Dort war er nämlich schon einmal mit der gleichen Verletzung und hat sich nach eigenen Aussagen sehr gut betreut gefühlt.

Damals stoppte ihn die Verletzung kurz vor der Weltmeisterschaft mit der Jugend-Nationalmannschaft. Das war bitter. „So schlimm ist es diesmal nicht. So eine Verletzung gehört eben dazu“, sagt er. Und letztlich hat sie doch was gutes. „So konnte ich Weihnachten zu Hause feiern und habe bis zum 6. Januar Zeit, mal wieder eine Stippvisite bei meinen alten Vereinen machen.“