Die Vorsitzende des Kirchengemeinderates Silvia Schmidt und Pfarrer Manfred Baral danken Johannes Decker ( links) mit Präsenten für seine langjährigen treuen Dienste in der evangelischen Kirchengemeinde. Foto: Frank Wittmer

Johannes Decker hat den Kirchenchor mehr als ein halbes Jahrhundert geleitet.

Kleinbottwar - Ein trauriger Anlass überschattete den Sonntagsgottesdienst kürzlich in der evangelischen Kirchengemeinde Kleinbottwar: Der Kirchenchor hat sein Abschiedskonzert gegeben. Mit nur noch zwölf Sängern gestaltete sich das geliebte gemeinsame Singen zunehmend schwieriger. Zudem ist Johannes Decker, der den Kirchenchor ganze 53 Jahre lang treu geleitet hat, nunmehr 82 Jahre alt. Im Landesarchiv hatte Kirchengemeinderat Siegfried Mauthe recherchiert, dass es den Kirchenchor Kleinbottwar seit 1898 gab. Aus 119 Jahren sind nur drei Chorleiter belegt: Seit 1898 Karl Westermayer, 35 Jahre lang von 1926 bis 1961 Lina Mannsperger und schließlich seit 1963 Johannes Decker.

Der erste Eintrag im Pfarrbericht anlässlich der Visitation der Kirchengemeinde Kleinbottwar am 21. und 22. Juli 1900 lässt allerdings vermuten, dass es das organisiertes Singen schon länger gibt: „Der Gemeindegesang ist für eine kleine ländliche Gemeinde unter der langjährigen Leitung des Schullehrers Westermayer gut. An Festtagen tritt ein seit 1898 bestehender gut geschulter gemischter Kirchenchor unter Leitung des Schullehrers Westermayer auf.“ Es folgte eine glanzvolle Zeit. Im Jahr 1920 war etwa zu lesen: „Für den Kirchenchor ist neuerdings viel Interesse vorhanden und es steht zu hoffen, dass auch weniger bekannte Choräle durch ihn in der Gemeinde bekannt gemacht werden können, da die Bevölkerung musikalisch begabt ist.“

Johannes Decker wurde schließlich am 1. Dezember 1963 „für eine Übergangszeit“ bei der Kirchengemeinde Kleinbottwar angestellt. Jeden Mittwoch kam der Kirchenmusik-Student von Marbach mit dem Fahrrad nach Kleinbottwar, um mit den Sängern im Alter von 15 bis 70 Jahren zu üben. „Es zeigte sich bald, dass Johannes Decker nicht nur ein begnadeter Musiker von großem Können war“, so der frühere Pfarrer Friedrich Hörger zum 40-jährigen „Dienstjubiläum“. „Sein Charme, Humor und sein Glaube gaben der Singstunde einen besonderen Gehalt.“

Ausflüge, Freizeiten, Chortreffen mit den Partnergemeinden Magdala und Altenbergen sowie natürlich unvergessliche Konzerte, die Decker sowohl als Chorleiter als auch Organist bravourös meisterte, bereicherten das Gemeindeleben. Auch als Bezirkskantor in Korntal blieb Decker dem Kleinbottwarer Kirchenchor treu. Unter vier Gemeindepfarrern und einigen Vakanzzeiten sei er eine „Säule der Verlässlichkeit“ gewesen, so Pfarrer Hörger.

Die Chormitglieder haben ihren Dirigenten als „immer gut gelaunt, freundlich, aufmunternd, geduldig, zuverlässig und humorvoll“ beschrieben. „Die Singstunde machte Arbeit und Spaß zugleich.“ Falsche Töne seien nach Ansicht des „weisen Dirigenten“ allenfalls dem schlechten Wetter zuzuschreiben.

Und auch der aktuelle Pfarrer Manfred Baral zeigte sich nun bei der Verabschiedung beeindruckt von dem Schwung und den vielen guten Früchten, die die lebendige Vermittlung des Evangeliums durch den Gesang in der Kirchengemeinde über so lange Zeit getragen hat.