So mancher braucht beim ersten Sprung vom Kasten noch eine starke Hand. Foto: Michael Raubold Photographie

Die Abteilung „Kindersport in Steinheim“ vom TSG Steinheim erfreut sich großer Nachfrage.

Steinheim-Kleinbottwar - Zögerlich steht die kleine Judith auf einem Kasten, vor ihr auf dem Boden liegt eine Sportmatte. Springen? Oder doch nicht springen? So ganz geheuer ist dem Mädchen der Höhenunterschied noch nicht. Also reicht ihr Betreuerin Janine Klinger – oder wie hier alle sagen: Jini – flugs eine Hand. Und schwupps: Schon hüpft Judith und landet auf der Matte. Sie strahlt einen kurzen Moment und macht sich gleich daran, die nächsten Hindernisse zu erklimmen – bis der Parcours sie ein paar Momente später wieder auf den Kasten führt. Und diesmal? Wieder zögert Judith kurz. Doch jetzt fühlt sie sich sicherer. Und springt alleine. „Sehr gut!“, lobt Jini direkt und streicht ihr kurz übers Haar.

Es ist eines der vielen kleinen Erfolgserlebnisse, die die Kinder in der Bottwartalhalle in Kleinbottwar erleben. Jede Woche kommen hier Jungen und Mädchen im Alter von zwei bis sieben Jahre zusammen, um in den nach Alter aufgeteilten Gruppen Sport zu treiben. „KiSte“ – Kindersport in Steinheim – nennt sich das Angebot, das der TSG Steinheim seit 2013 anbietet.

„Es geht darum, Freude am Sport zu vermitteln und motorische Grundlagen zu schulen. Der soziale Aspekt gehört aber genauso dazu“, sagt Janine Klinger, die das Angebot als alleinige Betreuerin leitet. Die Kinder lernen also, sich in der Reihe anzustellen, zu warten oder auch zu teilen. So harrt der kleine Tim hinter Judith der Dinge, bis diese vom Kasten gehüpft ist. Und in der kurzen Pause des einstündigen Trainings bekommt jedes Kind zwei Salzstangen – auch wenn die Kids hier natürlich versuchen, zu schummeln, dafür aber entsprechend ermahnt werden.

Mit flotten Sprüchen und klaren Ansagen hält Jini die kleine Meute, die an diesem Nachmittag aus 16 Kindern zwischen fünf und sieben Jahren besteht, auf Trab – und unter Kontrolle, was bei dieser Anzahl an Kids keine so einfache Aufgabe ist. Doch die Betreuerin weiß auch zu motivieren: Die Übungen verpackt sie beispielsweise in Geschichten, diesmal in die von Bob dem Baumeister. „Ich kenne im Disneychannel inzwischen glaube ich jede Kinderserie“, stellt Janine Klinger lachend fest, schließlich „muss ich da ja mitreden können“.

Und so will Bob der Baumeister heute ein Haus bauen. Um die Steine zu besorgen müssen die Kids aber erst über den Berg (Parcours) in den Steinbruch gelangen. Hier können sie die Steine (riesige Playmobilklötze) abklopfen (mit einem Ball abwerfen) und dann auf einen Lkw (Mattenwagen) laden. Und bei der nächsten Übung wird aus den Steinen nach dem anstrengenden Transport ein Haus gebaut – bis letztlich die Walze namens Rollo die Straße dorthin ebnet. Und wodurch ließe sich das besser nachahmen, als durch viele, viele Purzelbäume? Einen solchen darf jedes Kind machen, das beim Fangespielen von den Jägern – den „Bobs“ – berührt wird. „Und beim Purzelbaum immer auf den Bauch gucken“, erklärt Jini den Kleinen, die mit Feuereifer bei der Sache sind.

Nach einer Stunde verabschieden sich die Sprösslinge mit einem Sprung für ein „High-Five“ von Jini, danach beginnt dirtekt das Training für die Drei- und Vierjährigen. „Mit der Zeit ist die Nachfrage immer größer geworden, gerade bei den Älteren“, freut sich Klinger. Da tat es auch keinen Abbruch, dass sich das anfangs als Kindersportschule (KiSS) angebotene Programm nicht weiterführen ließ. Dafür wäre ein Gütesiegel notwendig gewesen, das der TSG wegen hoher Anforderungen bei den Hallenzeiten oder der Anzahl der Trainingsstunden pro Woche nicht bekommen hätte. Auch der finanzielle Aufwand wäre hoch gewesen. „Das Grundgerüst haben wir uns aber erhalten, und bei der Aufteilung nach dem Alter der Kinder sind wir nun variabler“, sagt die Diplom-Sportwissenschaftlerin Janine Klinger, die – wenn sie nicht gerade mit den Kindern trainiert – in einer Praxis für Physiotherapie in Bittenfeld arbeitet. Dazu ist sie leidenschaftliche Handballerin und Co-Trainerin bei der HG Steinheim-Kleinbottwar.

Und wer weiß: Vielleicht entscheidet sich ja auch eines der „KiSten“-Kinder später einmal für den Handballsport. Durch die zahlreichen TSG-Angebote stehen jedenfalls viele Wege offen. „Wir hoffen natürlich, dass die Kinder dabei bleiben. In welche Richtung das geht, überlassen wir aber komplett ihnen“, sagt die Betreuerin. Profitieren von dem Nachwuchsangebot sollen schließlich alle Sport-Abteilungen des Vereins.