Martin Wenzl (am Tischende von rechts), Nicole Schnell, Marc Holzwarth und Markus Schmid schildern ihre Bedenken im Zusammenhang mit dem Steinbruch. Foto: Werner Kuhnle

Bürger wollen, dass sich durch die geplante Steinbrucherweiterung und die Ansiedlung von Baumit die Lebensumstände nicht verschlechtern.

Kirchberg - Dass sie schon immer neben einem Steinbruch leben und dass sie auch weiterhin mit dem Steinbruch leben können, das betonten Nicole Schnell, Marc Holzwarth, Markus Schmid und Martin Wenzl explizit im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch den vier Bürgern aus Zwingelhausen ist es wichtig, für die Zukunft bestimmte Bedingungen zu vereinbaren und zu wissen, wo die Reise hingeht.

Bisher seien in regelmäßigen Gesprächen zwischen Anwohnern und der Firma Lukas Gläser, dem Betreiber des Steinbruchs, immer wieder Verbesserungsvorschläge angesprochen und letztlich oft auch umgesetzt worden. Doch dass die geplante Ansiedlung eines Trockenbaustoffwerks der Firma Baumit neben dem Steinbruch der Firma Gläser und dessen Erweiterung (wir berichteten) weitere Verschlechterungen in Bezug auf Erschütterungen, Lärm, Staub und Verkehr im Kirchberger Teilort mit sich bringt, möchte das Quartett nicht einfach so hinnehmen. Wobei sie dabei nicht nur für sich, sondern auch für viele andere der rund 170 Zwingelhäuser sprechen.

Nicole Schnell, Marc Holzwarth, Markus Schmid und Martin Wenzl sind aktuell unter anderem deswegen enttäuscht, weil der seither bestehende jährliche Austausch zwischen meist rund 40 Bürgern und der Firma Gläser heuer nicht stattgefunden habe. Von den Plänen am Steinbruch hätten die Anwohner erst durch die im Mitteilungsblatt veröffentlichte Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am 1. März erfahren. Am 22. März habe dann eine Informationsveranstaltung stattgefunden. Die vier Bürger finden, dass ihre Fragen nach ihrer eigenen Präsentation bei dieser Veranstaltung nicht ausführlich genug beantwortet wurden. Nun sagt Martin Wenzl: „Wir wären zu weiteren Gesprächen bereit.“

Ein von den Zwingelhäusern ausgearbeiteter, detaillierter Fragebogen, der insgesamt 25 Fragen an die drei am Verfahren Beteiligten enthält und der Redaktion vorliegt, ist noch nicht vollständig beantwortet. „Am 23. April haben wir den Fragebogen per E-Mail an die Gemeinde und an die beiden Firmen gesendet und um Beantwortung gebeten“, berichtet Marc Holzwarth. Die Firma Baumit habe gleich am nächsten Tag geantwortet und den Teil mit den für sie bestimmten Fragen vollständig wie angekündigt nach rund drei Wochen beantwortet. Die Gemeinde jedoch habe sich trotz zweimaligem Nachfragen insgesamt acht Wochen mit der Beantwortung Zeit gelassen – die erste E-Mail sei laut Aussage von Bürgermeister Hornek nicht bei ihm angekommen. Die Antworten der Firma Lukas Gläser stehen immer noch aus.

Deren Geschäftsführer Wilhelm D. Kern erklärt dazu auf Nachfrage, dass der Kirchberger Bürgermeister die Fragen „soweit möglich“ beantwortet habe. Zudem seien alle geforderten Gutachten in Arbeit. Das für die Anlagen im Steinbruch notwendige bundesimmissionsschutzrechtliche Verfahren sei in Vorbereitung. „In diesem Verfahren wird die Öffentlichkeit nach Vorgabe beteiligt. Ein wenig Geduld wäre hilfreich“, erklärt Wilhelm D. Kern. Im nächsten Schritt des Bebauungsplanverfahrens für die Baumit-Ansiedlung würden die Forderungen der Bevölkerung berücksichtigt.

Bis dato fehle aber der Dialog, sagt Nicole Schnell und erläutert, dass es ihnen wichtig sei, gemeinsam vernünftige Lösungen zu finden. Und auch Markus Schmid betont, dass es um eine gemeinsame und offene Diskussion gehe, woraufhin Marc Holzwarth ergänzt, dass niemand von ihnen der Firma Gläser schaden oder gar das ganze Vorhaben verhindern wolle. Und Martin Wenzl stellt fest: „Das unterscheidet uns von der Bürgerinitiative in Rielingshausen.“

Allerdings haben die Zwingelhäuser auch mehrere Kernforderungen rund um das Thema Steinbruch und Baumit-Ansiedlung:

Erschütterungen: Der Steinbruch sei ungemein gewachsen, die Erschütterungen hätten extrem zugenommen, so die vier Zwingelhäuser. Martin Wenzl grenzt diese Entwicklung vor allem auf die vergangenen vier bis fünf Jahre ein. Auch Bürgermeister Hornek hat bei der Informationsveranstaltung angesprochen, dass sich seit dieser Zeit die Einstellung der Anwohner zum Steinbruch verändert habe. Doch die Firma Gläser habe reagiert, sagen die Zwingelhäuser: Mittlerweile werden vor Sprengungen Messgeräte an verschiedenen Orten in der Gemeinde aufgestellt, um die Stärke der Erschütterungen zu dokumentieren. Diese lägen mit ihren Schwingwerten häufig im Bereich bis zu 3,3 und damit unter dem nach DIN 4150 vorgeschriebenen Wert 5. Trotzdem sind die Zwingelhäuser Bürger überzeugt, dass das zu viel ist und die stark spürbaren Erschütterungen Schäden an den Gebäuden verursachen. Risse in Wänden haben sie mit Fotos dokumentiert. Sie wünschen sich, dass der Wert künftig unter 2 bleibt.

Verschmutzung: Vor allem bei Ostwind ziehe eine „Staubwolke“ in Richtung Zwingelhausen, „sogar die Arbeitsplatte in der Küche ist dann ständig staubig“, sagt Nicole Schnell und die vier Bürger zeigen einen Film, in dem Staub aufwirbelt, als ein Kind neben dem Spielplatz durch Gras spaziert. „Welche Auswirkungen das auf die Gesundheit hat“, fragt sich Nicole Schnell – „besonders für die Kinder“. Die Zwingelhäuser wünschen sich folglich auch in Sachen Verschmutzung regelmäßige Messungen und betonen, dass der Staub nicht nur durch die Sprengungen entstehe, sondern auch durch den Lkw-Verkehr auf und rund um das Steinbruchgelände erzeugt werde. „Wenn das in den Wüstenbach abgeleitete Grundwasser aus dem Steinbruch für die Bewässerung der Straßen genutzt würde, wäre das sicher schon eine Verbesserung“, ist sich Marc Holzwarth sicher. Martin Wenzl fügt hinzu, dass bei der geplanten Renaturierung die Staubwolke künftig durch eine bewusste Bepflanzung an ausgesuchten Stellen aufgehalten werden könne.

Lärm: Auch die Lärmbelästigung, die außer bei Sprengungen durch rückwärtsfahrende Lkw mit ihren Piepsern verursacht wird, stört die Zwingelhäuser. Besonders in den frühen Morgenstunden, „öfter schon vor 6 Uhr“, wie die Bürger in ihrem Fragebogen beschreiben. Auch Elektro-Stapler könnten die Geräuschentwicklung beim Beladen verringern. Und dass Baumit in seiner Antwort auf den Fragebogen erneut bestätigt, dass für den Mischturm ein Drei-Schicht-Betrieb vorgesehen ist und der Verladebetrieb in zwei Schichten mit eventueller Erweiterung ablaufen soll, bereitet den vier Gesprächsteilnehmern ebenfalls Sorgen. Verkehr: Auf Fotos wird deutlich, wie angespannt die Verkehrssituation direkt vor der jetzigen Einfahrt in den Steinbruch ist: Die Lkw parken teilweise vor dem Werksgelände, auch neben der Straße, auf einem für die Landwirtschaft vorgesehenen Weg neben der Straße. Und das, obwohl von der Firma Gläser aus vorgesehen ist, dass sie auf dem Werksgelände ihre Pausen und Rangierfahrten machen.

Eine Fahrbahn mit Einfahrt- und Ausfahrtspur ist laut Antwort von Baumit „ab dem Übergang zum Werksgelände“ vorgesehen, damit die Lastwagen sich dort nicht gegenseitig behindern und auf der Zufahrtsstraße warten. Weiter verspricht das Unternehmen hier „regelmäßige Fahrerschulungen für zurückhaltendes Fahrverhalten im Werksgelände und den angrenzenden Orten“. Radfahrer und Fußgänger: Der vom Gemeinderat entwidmete und für die Kooperation von Baumit und Gläser benötigte Feldweg stelle für die Zwingelhäuser bisher eine sichere Anbindung für Radfahrer und Fußgänger dar – so die vier Zwingelhäuser im Gespräch. Vor allem in Richtung Aspach und Backnang. Markus Schmid fährt auf diesem Weg mit dem Rad zur Arbeit und trifft hier auch immer wieder andere Radfahrer und Spaziergänger. „Hier beginnt auch das Wüstenbachtal, es gibt keine andere Möglichkeit zur Querung.“ Marc Holzwarth macht sich genauso Sorgen, denn die Kinder, die künftig eine weiterführende Schule besuchen, weil es in Kirchberg keine mehr gebe, könnten nicht mehr sicher mit dem Rad zu Schulen in Aspach oder Backnang gelangen, sie müssten die L 1124 überqueren, auf der keine Geschwindigkeitsbegrenzung gelte. Und: „Wenn die Kinder mit dem Bus zur Schule fahren, wie kommen sie zu Fuß nach der Schule sicher von der Bushaltestelle zurück nach Zwingelhausen?“ Besagte Haltestelle liegt an der L 1124. Morgens sei das kein Problem, weil der Bus durch den Ort fahre, aber eben mittags nicht mehr. Zum einen sei dann aus Richtung Backnang kommend eine mehrspurige Landstraße zu überqueren und danach müssten die Kinder an der von Lastwagen stark frequentierten Straße entlang nach Zwingelhausen laufen, ohne dass dort ein Fuß- oder Radweg vorhanden sei. Rund 30 Kinder und Jugendliche wohnen in Zwingelhausen. Eine echte Alternative für den entwidmeten Feldweg sei an der Landstraße nur eine Querungshilfe, bestenfalls eine Unterführung, wie Martin Wenzl vorschlägt. Doch die Situation an einer Landstraße ist nach Aussage von Bürgermeisters Hornek in der Informationsveranstaltung nicht Sache der Gemeinde.