Stefanie Schmidt beruhigt Goethe und steigt dafür in den Fluss. Foto: 7aktuell/Kirschner

Ein Pferd namens Goethe ist am Sonntagabend unter dramatischen Umständen aus der Murr gerettet worden. Das Tier war in Panik geraten.

Kirchberg - Sie sei „so froh und dankbar“, sagt Sonja Volk – die Erleichterung der 49-Jährigen hört man selbst am Telefon deutlich. Der Reitlehrerin aus Rielingshausen gehört das Pferd, das am Sonntagabend gegen 19.30 Uhr unterhalb des Kirchberger Bahnhofs in die Murr gesprungen war. Es sei nicht mehr alleine herausgekommen, so Klaus Hinderer, Pressesprecher der Polizei Waiblingen. 15 Mann der örtlichen Feuerwehr und weitere Helfer seien nötig gewesen, um den zehnjährigen Hannoveraner nach mehr als einer Stunde aus dem Fluss zu retten.

Vorausgegangen war ein Geländeritt auf der Vielseitigkeitsstrecke beim Gewann Altach. Eine Gruppe von Reitern trainierte dort für die Kirchberger Vielfalt – ein Turnier, das die Pferdefreunde Obertorhöfe am 10., 13. und 14. April ausrichten. Deren Vorsitzender Herbert Adelhelm war ebenfalls vor Ort. Eine 27-Jährige stürzte bei einem Sprung und streifte beim Versuch, das Pferd festzuhalten, diesem die Trense vom Kopf, die sich dann zwischen den Beinen des Tieres verhedderte. Offenbar in Panik rannte Goethe – so der Name des Rosses – weg. „Gesehen habe ich nichts, aber einen Schrei gehört“, sagt Adelhelm.

Während er mit einem Motorrad dem galoppierenden Pferd hinterher fuhr, kümmerte sich Sonja Volk zunächst um die Reiterin, bevor auch sie mit dem Auto die Verfolgung des Tieres aufnahm. Das „machte plötzlich einen Satz und stand in der Murr“, erinnert sich Adelhelm, der sofort die Feuerwehr alarmierte. Der Fluss sei dort immerhin zwei Meter tief und die Böschung an dieser Stelle sehr steil, berichtet der Kommandant der Kirchberger Wehr, Rainer Drexler, auf Nachfrage.

Mittlerweile waren auch die restlichen Reiter eingetroffen. Sowohl die Gestürzte als auch Stefanie Schmidt sprangen laut Volk beherzt ins Wasser, um dem Tier zu helfen, das gegen die starke Strömung ankämpfte, um auf den Beinen zu bleiben. Dramatische Momente habe es mehrmals gegeben, erzählt die Besitzerin. „Jetzt ertrinkt er“, habe sie befürchtet, als ihr Pferd gar nicht mehr zu sehen war. Drexler bestätigt, dass es zweimal „ganz knapp“ gewesen sei. „Ich dachte schon, wir bekommen es nicht mehr raus“, sagt der Feuerwehrmann. Deshalb sei zwischendurch auch ein Boot aus Backnang angefordert worden. Doch die Helfer hätten immer wieder den Kopf des Tieres hochgerissen und probiert, ihm ein Halfter anzulegen. Nachdem das gelungen war, konnten daran Seile befestigt werden, an denen der völlig entkräftete Goethe schließlich mit vereinten Kräften aus dem Fluss geführt wurde.

Die beiden Frauen, die völlig durchnässt und unterkühlt waren, wurden mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Um Goethe kümmerte sich der benachrichtigte Tierarzt. Dem Pferd gehe es „den Umständen entsprechend“, es habe Schürfwunden und stehe mit vier bandagierten Beinen im Stall, so Volk. „Aber er frisst schon wieder.“ Die gestürzte Reiterin habe einen leichten Schock und einige Prellungen davongetragen.