Foto:  

Räte sprechen sich gegen Pläne eines Bauherren aus. Dieser möchte in der Zaiselgasse in zweiter Reihe ein Mehrfamilienhaus errichten lassen.

Kirchberg - So voll dürften die Besuchersitze bei einer Gemeinderatssitzung in Kirchberg kaum je gewesen sein. Immer wieder wurde nachbestuhlt, so dass sich letztlich gut 40 Besucher im Saal der Feuerwehr in der Pfarrgartenstraße drängten.

Der Anlass für den Ansturm am Dienstagabend war aus Sicht der Bürger kein geringer: Einer der Tagesordnungspunkte war die Beschlussfassung über ein Baugesuch in der Zaiselgasse. Dort sollen nach dem Wunsch des Bauträgers fünf Reihenhäuser im vorderen Bereich und ein Mehrfamilienhaus mit sieben Wohneinheiten im bislang unbebauten hinteren Bereich entstehen (wir berichteten). Viele Bürger befürchten, dass der Betrieb des gegenüber liegenden Gemeindehauses dadurch beeinträchtigt werden könnte. Deshalb waren unter den Zuhörern auch viele junge Menschen vom EC Kirchberg, der sich als Teil der evangelischen Kirche vor allem um die Jugendarbeit kümmert.

Bereits in der vorherigen Sitzung des Gemeinderats hatte das Baugesuch auf der Tagesordnung gestanden. Mehrere Gemeinderäte hatten schon seinerzeit große Bedenken angemeldet, vor allem im Hinblick auf das geplante Mehrfamilienhaus, das in zweiter Reihe entstehen soll. Beides war als ein Baugesuch eingereicht worden, weshalb über beides als Gesamtpaket entschieden werden musste. Auf Antrag von Erich Drexler (Gesundes Gemeinwesen Kirchberg) hatten die Räte im Juli noch keine Abstimmung vorgenommen. Drexler hoffte, man könne im Gespräch mit dem Bauträger einen Kompromiss finden.

Dazu ist es jedoch nicht gekommen, wie Bürgermeister Frank Hornek jetzt erläuterte: „Wegen der Urlaubszeit habe ich die Bauherren heute Nachmittag zum ersten Mal treffen können.“ Er habe den Eindruck, dass der Bauherr „um eine Konsenslösung bemüht“ sei; allerdings machte er auch deutlich: „Nur zwei Einfamilienhäuser wird er nicht wollen.“ Eine weitere Verschiebung der Entscheidung durch die Räte sei nicht möglich, betonte Hornek, denn: „Es gibt eine Frist, innerhalb derer sich die Gemeinde zu einem Bauvorhaben äußern muss, sonst gilt die Zustimmung als angenommen.“

Für den Bereich, in dem das Mehrfamilienhaus entstehen soll, gibt es keinen Bebauungsplan. Deshalb habe die Gemeinde zwei baurechtlich sichere Möglichkeiten, „einzuhaken“, so der Rathauschef: zum einen die nicht vorgesehene „Hinterlegerbebauung“, zum anderen den Baurechtsparagraphen 34, wonach sich ein Bauvorhaben in die Umgebung einfügen müsse. Alle anderen Einwände, die bereits in der letzten Sitzung vorgebracht worden seien, seien zwar menschlich teils nachvollziehbar, aber baurechtlich nicht relevant.

In der Diskussion und auch in der folgenden Abstimmung sprachen sich alle Räte einstimmig dafür aus, das Einvernehmen wegen der beiden genannten Punkte nicht zu erteilen. Helmut Layher von der Bürgerunion Kirchberg (BUK) warnte allerdings vor allzu viel Optimismus: „Auch wenn wir ‚Nein‘ sagen ist das noch nicht vom Tisch, wie die Erfahrung mit Bauvorhaben in Nachbargemeinden zeigt.“ Frank Hornek erklärte, keiner wisse, wie es damit weitergehe. Die Verwaltung würde nun die Stellungnahme des Gemeinderats mit der Begründung für die Ablehnung nach Backnang schicken. „Der Rest ist dann abzuwarten.“ Die Besucher waren jedenfalls erleichtert über die Entscheidung der Räte: „Ich bin vorerst zufrieden“, sagte ein junger Mann vom EC Kirchberg. „Mal gucken, was noch kommt.“