Klaus Kopetzki ist Orgelbauer aus Leidenschaft. Foto: Michael Raubold Photographie

Klaus Kopetzki ist Orgelbauer aus Leidenschaft und hat im Lauf seines Lebens eine beachtliche Sammlung aufgebaut.

Höpfigheim -

Mächtige Töne schallen durch die Werkstatt. Vom Subbass bis zu den Posaunen und Trompeten lässt die von Klaus Kopetzki gebaute Orgel das Haus in der Marbacher Straße erbeben. Mittels eines feinen Tricks muss der erfahrene Orgelbauer aber nicht selbst spielen: „Das ist eine Organola, die mit Papierrollen spielt.“

Die Idee dazu und auch einige der schon mehr als 100 Jahre alten Papierrollen stammen von verschiedenen Orgeln, so auch von der „Heldenorgel“ in Kufstein, an deren Renovierung und Umbau Kopetzki als junger Orgelbauer wie bei vielen anderen Projekten in der berühmten Walcker-Manufaktur beteiligt war. Aus zahlreichen Um- und leider auch Abbauten hat Kopetzki noch gut erhaltene Orgelteile wie Pfeifen, Klaviaturen, Windladen und brauchbare Mechanikteile gesammelt und somit „für die Nachwelt erhalten“. In der heimischen Werkstatt sind aus diesen Einzelbestandteilen neue Orgeln entstanden.

So auch für die Orgel in der Werkstatt, die sowohl normal als auch durch einen „Spielapparat“ gespielt werden kann. „Der Spieltisch mit dem Apparat wurde seinerzeit von der evangelischen Kirchengemeinde Gärtringen mit zwei dazu gehörigen Papierrollen erworben.“ Die meisten Pfeifen dieser Werkstattorgel stammen aus der alten Murrer Orgel. Ein Teil des Prospektes stammt aus der Steinheimer Martinskirche, wo er – schon als selbständiger Orgelbauer – die Orgel neu bauen und gestalten durfte, so dass die Glasfenster im Chor besser zur Geltung kommen. Bei Führungen der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal berichtet der 75-Jährige gerne von den rund 30 Orgeln, die er in Eigenregie gebaut hat, und vielen anderen Orgeln vom Ulmer Münster bis zum Hamburger Michel. „Ich bin ganz schön viel rumgekommen. In der Region kenne ich fast jede Kirche.“

Fast wie ein Museum mutet die Werkstatt an, so viele Erinnerungsstücke sind darin enthalten. „Wenn ich zu allem etwas erzähle, dann dauert das ein halbes Jahr.“ Gerne erklärt Kopetzki die Technik, die bei einem Tastendruck über eine komplizierte Mechanik eine irgendwo im Orgelkasten versteckte Pfeife zum Klingen bringt. Verständlich, warum eine große Orgel mit 8000 Pfeifen als „Meisterwerk“ bezeichnet wird.

Dabei geht es nicht nur um den mechanischen Aufbau, sondern vor allem um den schönen Klang, die „Intonation“. Es gibt Pfeifen aus Holz und aus einer Legierung aus Zinn und Blei. „Der Unterschied liegt im Klang.“ Für Holzpfeifen verwendet man gerne Birnbaum, Ahorn, Eiche und Tanne. Bei den Metallpfeifen ist die größte die 32-Fuß, die zwölf Meter lang, einen halben Meter im Durchmesser und rund 1,5 Tonnen schwer ist. Das Subkontra-C ist der tiefste Ton mit 16,35 Hertz und eigentlich mehr zu spüren als zu hören. Dann gibt es wieder winzig kleine Pfeifen mit wenigen Millimetern Durchmesser. Hier eine winzige Kernspalte und die Lippe, das „Labium“, exakt zu schneiden, ist eine besondere Kunst.

Neben den Lippenpfeifen, die durch einen schwingenden Luftstrom, dem „Windblatt“, wie bei der Flöte den Ton erzeugen, gibt es noch Zungenpfeifen, die ähnlich einem Rohrblattinstrument durch eine schwingende Metallzunge den Ton erzeugen. „Das sind dann die Register, die wie Trompeten, Posaunen, Oboen, Fagott, Krummhorn oder Schalmeien klingen.“

Eine Kunst des Orgelbauers besteht also auch im exakten Stimmen der Pfeifen. Mit dem „Stimmhorn“ genannten Hämmerchen wird die Öffnung „zugekulpt“ oder die Stimmrolle wird etwas verändert, bis Tonhöhe und Klang exakt stimmen. „Die Temperatur spielt auch eine Rolle. In Maulbronn haben wir im Winter bei Null Grad begonnen die Orgel aufzubauen und waren im Hochsommer bei dann 17 Grad in der Kirche fertig.“

Kopetzki hat so einige Lieblingsstücke. Die Idee für ein „Portativ“ hat er aus einem Marienbild entlehnt, wo einer der Engel so eine transportable Orgel mit einem Register und einem Tonumfang von zwei Oktaven spielt. Das Kronenwerk der ehemaligen Murrer Orgel wurde schon für die Ludwigsburger Barockfestspiele ausgeliehen und von fachkundigen Handwerkern schön vergoldet. Eine Regal-Orgel aus der Renaissance, die mit Zungenpfeifen schön schnarrend zum Tänzchen einlädt. Und ein Lieblingsprojekt ist eine mehr als 100 Jahre alte Drehorgel, die noch etwas verstimmt klingt. „Komm, mein Mädle“, sagt Kopetzki liebevoll und lässt über die sich drehende Walze schöne Melodien erklingen.