Albrecht Leize hat seinen Zuhörern nicht nur die Schlösslesgeschichte, sondern auch viel Wissenswertes über den Ort vermittelt. Foto: TG

Ein Rundgang durch den Ort zeigt 18  historische Besonderheiten auf.

Höpfigheim - Steinheim-Höpfigheim
Auf historische Besonderheiten möchte die Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal im Rahmen ihrer regelmäßigen Ortsrundgänge aufmerksam machen. So waren am vorvergangenen Sonntag rund 20  Teilnehmer der Einladung zu einer Führung durch den Steinheimer Teilort Höpfigheim gefolgt, bei der Albrecht Leize durch die Ortsmitte und zum Wasserschloss der einstigen Ortsherren führte. Leize schloss diesen Rundgang mit dem Besuch der örtlichen Orgelbauwerkstätte ab.

Als ehemaliges Wasserschloss bildet das Schlössle Höpfigheim mit seinem attraktiven Torhaus mit der einstigen Zugbrücke an sich schon eine Besonderheit. Die im Jahr 1344 erstmals urkundlich erwähnte Burg war im Jahre 1500 im Besitz der Adelsfamilie Speht. Diese wiederum ließ die Burganlage umbauen und verpasste ihr das heutige Aussehen. Im Jahre 1587 verkauften die Spehts das Schlössle mitsamt dem Schlossgut an den Herzog Ludwig von Württemberg, der seinen Geheimrat Melchior Jäger von Gärtringen damit belehnt hat.

Zum Schlossgut gehörten 180 Hektar Äcker, Wiesen, Wald, sechs Hektar Weinberge und die gesamten Wirtschaftsgebäude im äußeren Schlosshof. Zudem einige Zehntscheunen mit großen Kellern darunter und die Kelter in der heutigen Keltergasse. Das gesamte Schlossgut wurde früher an drei Pächter verpachtet, die damals,, Mayerei“ hießen.

Im Jahr 1678 musste dann ein Nachkomme Melchior Jägers das Lehengut wegen Misswirtschaft und Verschuldung an den Herzog zurückgeben. Im Jahr 1708 verschenkte Herzog Eberhard Ludwig das Schlossgut seiner Mätresse Wilhelmine von Grävenitz, die es jedoch nur wenige Monate behielt. 1714 schenkte der Herzog das Schlossgut seinem einzigen Sohn, dem Erbprinzen Friedrich Ludwig. Dieser erkor Höpfigheim zu seinem Lieblingsort und hatte große Ausbaupläne. Sein Tod 1731 verhinderte diese Planung. Höpfigheim blieb dann lange Zeit herzogliches Kammerschreibgut und Stabsamt mit einem Stabsamtmann, der im Schloss residierte. 1767 – also vor 250 Jahren – verkaufte die herzogliche Finanzverwaltung die zum Schlossgut gehörenden Äcker ,Wiesen, Wald, Weinberge und Wirtschaftsgebäude an 114 Höpfigheimer zum Preis von 7000 Gulden. Davon mussten 1000 Gulden zur Jahresfrist bezahlt werden, der Rest musste erst in den folgenden 90 Jahren bezahlt werden. 1820 erwarb die Gemeinde Höpfigheim das Schlossgebäude und richtete Rathaus, Schule und Lehrerwohnung ein.

Nach wie vor bildet das Schlössle den markanten Mittelpunkt des Dorfes und heutigen Steinheimer Stadtteils. Die spätgotische evangelische Georgskirche – erbaut um 1500 – mit ihren Grabdenkmälern der Adelsfamilien Speht und der Melchior Jägers aus der Renaissancezeit, der Widdumhof und die Zehntscheunen mit Fruchtkasten und Bandhaus sowie die Wolfsgasse- im Volksmund, wie Albrecht Leize berichtete, seit Urzeiten als ,,Belgrad“ bei den Höpfigheimern bekannt, weil vor etwa 200 Jahren einige arme Höpfigheimer Bürger in Richtung Schwarzes Meer ausgewandert waren. Dabei sind etliche nur bis Belgrad gekommen und haben den Rückweg wieder eingeschlagen. In Höpfigheim angekommen, haben diese sich im früheren Hohlweg, heute die Wolfsgasse, ihre kleinen Häuschen erstellt. Vorbei am Friedhof und der Alten Kelter waren weitere Anlaufstellen.

Dann wurde die Führung durch Höpfigheim mit einer Besichtigung der Orgelbauwerkstätte Klaus Kopetzki beendet. Der Orgelbauer im Ruhestand machte die Besucher mit Details aus der der Kunst des Orgelbaus bekannt. Begriffe wie gedeckte und offene Pfeifen, Achtfuß oder Zungenregister und vieles mehr wurden erklärt. Auch dass die Orgel aus Ägypten kommt und erstmals um 800 nach Christus im Raum Deutschland bekannt wurde, erfuhren die Besucher. Dann ließ der Orgelbauer einige Instrumente erklingen, und die Besucher lernten einige feine Unterscheidungen im Klang von Orgeln aus verschiedenen Epochen kennen.