Das Ornament ist von Dr. A. Zeller gestiftet worden. Foto: Hans Dietl

Der renommierte Restaurator Martin Elsässer hat in der Kleinbottwarer Georgskirche von 1906 bis 1926 Veränderungen vorgenommen.

Steinheim-Kleinbottwar - Für die Änderung der Kleinbottwarer Georgskirche gab es schon seit 1900 Pläne, um das „in sehr heruntergekommenem Zustand befindliche doch in heimatlicher Kunst hochbedeutsame Kirchlein“ zu renovieren. Nach dem Tod des Erstverfassers Dolmetsch 1908 wurde von 1906 bis 1926 der für den Kirchenbau renommierte Martin Elsässer mit der Aufgabe der Renovierung in Kleinbottwar betraut.

Der Kostenvoranschlag vom 26. Oktober 1912 belief sich auf 36 050 Mark. Er ließ die südliche Längsempore entfernen, errichtete im Westen eine neue Querempore auf ornamentiert gestalteten Pfosten und baute, anstelle der flachen Decke aus Gips, eine an den Seiten schräge, in der Mitte erhöhte und bemalte Kassettendecke ein. Der Kirchturm erhielt eine neue Uhr. Ein Vorbau im Westen sorgte bald für Ärger und wurde mit Zustimmung des Landesdenkmalamtes 1966 wieder entfernt.

Eine Glocke wurde von Else Roth gestiftet und 1953 umgeschmolzen. Bei der Firma Walcker in Ludwigsburg wurde eine Orgel um 4000 Mark bestellt, die Treppe zum Chor erneuert und bei der Gelegenheit die Gewölbe der Gruft neu ausgefugt, der Fußboden mit roten Steinzeugfließen belegt und die Grafenloge im Chor ausgetauscht. Der Flügelaltar, nach Verhandlungen über den Verkauf, (im Protokoll heißt es: Der Kirchengemeinderat verpflichtet sich, falls der Hochaltar verkauft werden sollte, solchen nur der Altertümersammlung zum Kauf zu überlassen) von der Nordwand in den Chor versetzt, dabei wurden von Restaurator Wennagel aus Stuttgart das Wappenschild der Familie von Plieningen mit dem schwarzen Pferdekopf gestaltet und vor den heiligen Georg gestellt, sowie weitere Krabben und Kreuzblumen im Gesprenge ergänzt. Der Dienstaltar vor dem Flügel-Altar wurde mit einem Ornament, gestiftet von Dr. A. Zeller, Sohn von Eduard von Zeller aus Stuttgart, ausgestattet. Das Geländer, von der Firma E. Schmid in Schwäbisch Hall hergestellt, ist mit M E signiert.

Auch konnte die Kirche im Winter nun mit zwei Steinkohleöfen beheizt werden und die Rauchfahne zeigte den Weg zur Kirche. Im Äußeren wurde die Treppe zum ehemaligen „Kirchhof“ und in die Kirche, die für Fotos von Hochzeiten und Konfirmationen so beliebt war, errichtet und zwischenzeitlich schon wieder abgebaut.

Martin Elsässer wurde 1884 in Tübingen als Sohn eines Theologen geboren, studierte in München und Stuttgart, wurde Assistent von Paul Bonatz, und war mit gerade 29 Jahren von 1913 bis 1920 Professor für mittelalterliche Baukunst an der TH  Stuttgart. Von 1925 bis 1932 war er leitender Direktor des Hochbauamtes in Frankfurt am Main und hatte in der Folge große Aufträge. Er verstarb am 5. August 1957 in Stuttgart. Ausstellungen über Arbeiten von Martin Elsässer sind gerade in Augsburg und Frankfurt zu sehen.