Die richtige Körperhaltung ist wichtig: Die Kinder lernen, wie sie sich in unguten Situationen verhalten können. Foto: Werner Kuhnle

Auch in diesem Jahr findet in der Grundschule ein Selbstbehauptungskurs statt.

Großbottwar - Lass mich in Ruhe“, fordert der etwa zehn Jahre alte Dunkelhaarige seinen gleichaltrigen Kontrahenten zum wiederholten Mal auf. Der Unruhestifter kommt feixend auf ihn zu, will ihm die Haare verwuscheln. Der Dunkelhaarige bleibt entspannt, stoppt ihn mit vorgehaltenen Handflächen und läuft dann weg. „Das hast du super gemacht“, lobt ihn Uschi Daub nach der Spielszene.

Vielleicht liegt die gekonnte Reaktion auf eine Provokation auch daran, weil der Drittklässler schon Fortgeschrittener ist. Denn er und seine Schulkameraden haben sich am Donnerstagvormittag im Musiksaal versammelt, um die Gewaltprävention „Stark, sicher und fair“ erneut zu üben. „Das Konzept ist effektiv“, erklärt die Selbstbehauptungstrainerin aus Erligheim. „Bei den Zweitklässlern fängt man an“, weiß Daub, die das Angebot in diesem Jahr das erste Mal anleitet. Während der Folgeklassen würde geübt, um das Erlernte zu festigen.

Seit 2012 findet der Kurs, der größtenteils durch den Förderverein der Wunnensteinschule finanziert wird, innerhalb zweier Monate im Jahr statt. Für die Schüler lautet das Ziel laut Ankündigung: Ich-Stärke entwickeln, Gefahren und Gewaltsituationen erkennen, vermeiden und überwinden, einen fairen Umgang miteinander lernen, um in Konfliktsituationen entsprechend zu handeln. „Die Körperhaltung Kopf-voraus ist keine gute“, das würde sie beispielsweise den Schülern über die häufige Haltung „cooler“ Jungs erklären. Die „Stopphaltung“ sei geeigneter, bekommen sie vorgeschlagen. Dazu gebe sie „gute“ Sätze vor. Etwa, „Lass-mich-in-Ruhe“ sei in Ordnung, der Zusatz „du Blödmann“ eher kontraproduktiv. „Und dann wird geübt, wieder und wieder.“ Intensive Gespräche während der Treffen nennt Daub einen weiteren wichtigen Punkt. „Immer wieder erkläre ich den jungen Menschen, warum es wichtig ist, in Konflikten ruhig und gelassen aufzutreten“, erklärt Daub eine weitere Empfehlung. Dass die Kinder begreifen, was sie vorgebe, sei ihr wichtig.

Neben dem selbstbewussten Auftreten unter Gleichaltrigen, werden die Schüler für Situationen mit Erwachsenen außerhalb der Schule sensibilisiert. „Du läufst einfach weg“, sei ein Vorschlag, wenn ein Kind von einem Überlegenerem seltsam angesprochen würde, lernen die Schüler. Und, dass das nicht unhöflich sei. Dazu dürfe man bei einer ungewöhnlichen Situation durchaus laut schreien. „Ein weiteres Thema ist Angst“, die Kinder würden erfahren, dass sie zum Leben dazugehöre und wie man mit ihr umgeht.

Daub erklärt ihre Inhalte gerne mit Beispielen, was für die Kinder plausibler sei. „Klar und authentisch auftreten“, das sei eine wichtige Botschaft, die die jungen Leute auch umsetzen. Immer wieder bekommt sie positive Reaktionen aus dem Alltag. Zum Beispiel hätten ihr zwei Mädchen aus einer dritten Klasse jüngst erzählt, dass sie nun nicht mehr streiten würden. Eine Lehrerin hat ihr berichtet, die Schüler seien kurz nach den Schulungen ruhiger miteinander umgegangen. Allerdings würden sie oft schnell wieder in alte Muster fallen. „Streiten gehört auch zum normalen Miteinander“, relativiert Daub. Aber eine respektvolle Kommunikation könne man durch ausdauerndes Training gut lernen.