Noch kein Storch fürs Bottwartal. Foto: dpa

Die Zugsaison geht ihrem Ende entgegen, ohne dass bislang ein Adebar gesichtet worden wäre.

Großbottwar - Es ist zum Haare raufen. Jedes Jahr aufs Neue macht sich Dieter Fischer die Mühe, die vier Horste auf Großbottwarer Gemarkung herausputzen. Das soll die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich irgendwann ein Storch in einem der Nester niederlässt. Bislang haute das allerdings nicht hin. Die Population der prächtigen Vögel nahm zwar insgesamt in Baden-Württemberg zu. Doch ums Bottwartal machten Brutpaare stets einen weiten Bogen. Eine Trendumkehr zeichnet sich auch heuer nicht ab. Die Zugsaison neigt sich ihrem Ende entgegen. Und bisher hat Dieter Fischer keinen einzigen Storch rund um Großbottwar entdeckt.

„Es hat sich gar nichts getan. Ich weiß nicht, was los ist“, sagt der Fachmann. 2016 hätten immerhin mehr als ein Dutzend Störche auf der Durchreise in Winzerhausen übernachtet. Nun könne er nicht einmal solche Stippvisiten vermelden. Am Wetter könne es nicht liegen. „Das war super“, stellt der Winzerhäuser fest. Er weist aber auch darauf hin, dass das noch nicht das letzte Wort sein muss. „Ein paar Tage haben wir noch“, erklärt er. Bis Ende April könnten sich Exemplare hier nach ihrer Rückkehr aus den Winterquartieren einfinden. Allerdings sei es schon auch so, dass die Tiere inzwischen früher wieder in nördlicheren Gefilden auftauchen. Vermutlich wegen des Klimawandels, sagt Dieter Fischer. In Tripsdrill, wo er jahrelang Geschäftsführer war, seien die Störche beispielsweise längst wieder alle da. Mehr noch: Zu den vier Paaren, die sich vor dem Freizeitpark angesiedelt hatten, seien jetzt zwei weitere gestoßen, freut sich Dieter Fischer. Für die Besucher sei das ein echter Hingucker. Chancen, einen Storch zu beobachten, haben Groß und Klein jedoch nicht nur bei Tripsdrill, sondern auch im Pleidelsheimer Wiesental. Im dortigen Naturschutzgebiet haben sich zwei Adebare niedergelassen (wir berichteten). Kurzzeitig hatten die beiden einen Abstecher auf einen Horst in Ingersheim unternommen, den Dieter Fischer wie in Großbottwar herausputzen ließ.

Nur ein vorübergehendes Gastspiel hätten die Vögel zudem in Erligheim gegeben. „Vor 14 Tagen war da ein Pärchen. Es stammte wohl aus Tripsdrill“, berichtet Fischer. Tatsächlich gebrütet hätten Störche hingegen auf einem Telegrafenmasten in Cleebronn. Außerdem seien schon in der dritten Saison Adebare an einem See in Zaberfeld anzutreffen. Ebenfalls keine Eintagsfliegen sind die Störche, die in Horrheim ihre Kreise ziehen. Sie seien auch schon in den vergangenen Jahren in dem Teilort von Vaihingen/Enz gewesen.

„Das wird nach und nach kommen“, ist Dieter Fischer weiterhin davon überzeugt, dass sich die Vögel sukzessive in der Gegend ausbreiten werden und dann auch mal im Bottwartal landen. Dieter Fischer stellt sich dabei Tripsdrill als eine Art Zentrale vor, von der aus die Tiere verschiedene Quartiere in der Umgebung in Beschlag nehmen. Wobei er die Hoffnung nicht ganz aufgegeben hat, dass es doch noch dieses Jahr mit der Wiederansiedlung der Störche im Bottwartal klappt. „Ich bin guter Dinge, dass noch was passiert.“

So wie in Pleidelsheim. Dort haben die Adebare auch Eier gelegt. Denkbar wäre es sogar, dass die Jungen bereits geschlüpft sind. „Das wäre der Zeit nach möglich“, erklärt der Ludwigsburger Ornithologe Claus König. „Das lässt sich aber nicht mit Gewissheit sagen“, sagt er. Es sitze stets einer der Störche auf dem Nest, wodurch eventueller Nachwuchs verdecken würde. Beobachter müssen sich also gedulden, bis die kleinen Adebare so groß sind, dass sie über den Rand des Horstes spicken können. König wünscht der Storchenfamilie nur, dass sie genug zu fressen findet. Sorgen bereitet ihm nämlich der Temperatursturz. „Ich hoffe, dass das kalte Wetter keinen negativen Einfluss hat.“