Foto: Werner Kuhnle

Projekt ist vorgestellt worden. Bürger sorgen sich um Finanzierung, Auslastung sowie um die Parkplatzsituation.

Großbottwar - Die letzte Bürgerversammlung liegt schon eine ganze Ecke zurück. Vor acht Jahren trommelte die Stadt die Großbottwarer zusammen, um sie in Sachen Flächennutzungsplan auf den aktuellsten Stand zu bringen. Nun gab es erstmals wieder einen solchen Informationsabend. Dabei spielte der Flächennutzungsplan zwar wieder eine Rolle, allerdings nur eine untergeordnete. Im Mittelpunkt stand am Dienstag die geplante Stadthalle. Der Bürgermeister Ralf Zimmermann und die zuständige Fachfrau Irene Sperl-Schreiber erklärten den rund 170 Besuchern, welche Entwürfe warum beim Architektenwettbewerb die Nase vorne hatten, was die Halle leisten können muss und wie das weitere Vorgehen ausschaut. Zudem beantworteten sie die mitunter auch kritischen Fragen aus dem Publikum in der Mensa.

So machte sich der eine oder andere Sorgen, ob die Kommune dieses Projekt überhaupt stemmen kann – ohne sich Hals über Kopf zu verschulden. „Wir können die Stadthalle finanzieren“, versicherte Ralf Zimmermann den Skeptikern. Er erinnerte daran, dass der Schuldenstand heute weitaus niedriger liege, als vor seinem Amtsantritt 2010 prognostiziert. Dabei habe man in der Zwischenzeit sogar einige Großprojekte wie die Sanierung der Wunnensteinhalle in Angriff genommen, die seinerzeit gar nicht im Fokus standen. Und trotz geschätzter Baukosten von 5,5 Millionen Euro werde der Schuldenstand 2018 voraussichtlich unter 6 Millionen Euro liegen. Keinen Hehl machte er indes daraus, dass der Betrieb der Stadthalle ein Zuschussgeschäft werde. Alles in allem müsse man von jährlichen Kosten von bis zu 200 000 Euro ausgehen. „Aber auch die alte Stadthalle hat jedes Jahr Geld gekostet. Und die Sporthallen produzieren ebenfalls einen Abmangel“, sagte er in Richtung von Andreas Schädlich, nachdem der Jugendleiter der TVG-Handballer die Frage der Wirtschaftlichkeit aufgeworfen hatte.

Der Handball-Abteilungsleiter Axel Döttinger hakte nach, wer denn die in der Halle geplanten kulturellen Events manage: eine Betreibergesellschaft oder die Stadt selbst. „Für eine Betreibergesellschaft fehlt uns das Personal“, erwiderte der Rathauschef. Aber die Halle stehe ohnehin nicht zuletzt den Vereinen und für städtische Veranstaltungen zur Verfügung. Zugleich versicherte er dem Handballer, die in dem Gebäude nicht zum Zuge kommen werden, dass sich die angespannte Hallenbelegungssituation mit dem Neubau entschärfen werde – weil dort bestimmte Sportarten ausgeübt werden könnten.

Kritisch hinterfragt wurde aber nicht nur die Art der Nutzung, sondern auch die Zahl der Parkplätze. Ob die 90 geplanten Stellmöglichkeiten tatsächlich reichten, wenn allein der große Saal für 500 Leute konzipiert sei, wollte eine Bürgerin wissen. „Das wird knapp“, redete Zimmermann nicht lange um den heißen Brei herum. Zusammen mit den 150 Parkplätzen vor der Wunnensteinhalle und den 80 Plätzen, die gerade in den Frauengärten entstehen, müsse es aber hinhauen. Wobei er hoffe, dass der eine oder andere auch zu Fuß ins Winzerhäuser Tal aufbreche.

Bis die erste Veranstaltung in der neuen Stadthalle steigt, wird es aber noch eine Weile dauern. Der Rathauschef wollte sich nicht auf einen genauen Zeitplan festnageln lassen. Das Ziel sei aber, bis 2017 alles fertigzustellen. Zunächst müsse aber Baurecht geschaffen und nach Möglichkeit die fehlenden drei Grundstücke erworben werden. Die reine Bauzeit betrage dann etwa eineinhalb Jahre. Wie lange das Genehmigungsverfahren dauert, sei aber sehr schwer abzuschätzen.

Welcher Planer das Projekt am Ende realisieren wird, soll hingegen schon vor Weihnachten feststehen. Die besten Karten hat dabei das Büro Jöllenbeck & Wolf aus Walldorf, das den Architektenwettbewerb für sich entschieden hat (wir berichteten). Doch auch die Träger des zweiten und dritten Preises hätten realistische Chancen, den Auftrag zu erhalten, erklärte Irene Sperl-Schreiber, die den Wettbewerb für die Stadt koordinierte. Dieses Trio sowie die Viert- und Fünftplatzierten dürfen ihren Entwurf nämlich in den nächsten Wochen verbessern, sich persönlich präsentieren und nach Lösungen suchen, die die Kosten reduzieren. Nach verschiedenen, unterschiedlich stark gewichteten Kriterien falle letztlich eine endgültige Entscheidung, kündigte Irene Sperl-Schreiber an. Wobei der Sieg im Wettbewerb am höchsten bewertet werde. „Es bleibt also weiterhin spannend“, sagte die Fachfrau.

Zuvor hatte sie erläutert, welche Vorgabe jede Planung erfüllen muss. So müsse der große Hauptsaal 500 Menschen Platz bieten. Er soll mit einer Bühne und einem Hinterbühnenbereich ausgestattet sein. Weiter wird ein Mehrzweckraum mit einer Größe von rund 100 Quadratmetern verlangt. Dieser kleinere Saal ist beispielsweise für Hochzeiten und Geburtstagsfeiern, aber auch die örtlichen Vereine gedacht. Fürs Foyer wolle man zwischen 140 und 160 Quadratmeter abzweigen, erläuterte Irene Sperl-Schreiber. Wobei auch der Mehrzweckraum einen kleinen Vorbereich bekommen soll. Der Küchenbereich müsse so angeordnet sein, dass der Hauptsaal und das Foyer gleichermaßen angedient werden können.