Der Regionalverkehrsplan stufe die Bottwartalbahn mittlerweile als „sehr dringend“ ein, so Renkonen. Foto: Archiv

Zur Bottwartalbahn diskutieren Politiker mit Fachleuten. In zehn Jahren könnte das Zügle fahren.

Wann kommt die Bottwartalbahn? Diesen mutigen Titel hatte der Landtagsabgeordnete Daniel Renkonen (Grüne) einer Podiumsdiskussion am Dienstagabend gegeben, zu der er mit den Grünen-Ortsverbänden im Bottwartal hochkarätige Teilnehmer in die Kelter Winzerhausen geholt hatte.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und daher leicht verspätet, kamen Gerd Hickmann, der Leiter der Abteilung ÖPNV beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg, und der Landesvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland Matthias Lieb. Der Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann vertrat die Kommunen im Bottwartal. Renkonen wollte „der Reise ins Ungewisse“ konkrete Fakten beigeben. Der Regionalverkehrsplan stufe die Bottwartalbahn mittlerweile als „sehr dringend“ ein. Der Lückenschluss über den Landkreis hinaus nach Heilbronn werde als Niederflurbahn eher einer Stadtbahn ähnlich sein. Das Potenzial sei vorhanden. „Viele Einpendler nach Stuttgart fahren durchs Bottwartal, wenn die Autobahn mal wieder dicht ist.“

Zimmermann sieht vor allem den Anschluss an die Region Heilbronn für das Bottwartal als Gewinn. Er freue sich, dass im Schozachtal die Bahn ebenfalls vorangetrieben wird, wie der Untergruppenbacher Bürgermeister Joachim Weller berichtete. Hier sei man offen für neue Trassenführungen. „Die Bahn muss nicht mitten durch den Ort fahren, wenn es einen guten Buszubringer gibt.“ Die Zeit sei reif für die Bahnverbindung zwischen Marbach und Heilbronn, so der Vertreter für den Nachbarkreis, der die Machbarkeitsstudie ohne einen Obolus der Kommunen vorfinanziert.

Im Kreis Ludwigsburg beteiligen sich die Gemeinden, zu denen sich jetzt auch Murr gesellt hat, zu 50 Prozent, so Zimmermann. Eine neue „standardisierte Bewertung“ sei notwendig, weil sich zwischenzeitlich die Technik verändert habe und die Fortsetzung bis Heilbronn im Jahr 2002 noch nicht berücksichtigt worden war. Sein „Bauchgefühl“ sage ihm, dass die Bottwartalbahn dieses Mal in den Bereich der Wirtschaftlichkeit kommen wird. Renkonen rechnet allerdings damit, dass die Bahn zunächst ein Zuschussgeschäft bleiben wird.

Die Kommunen seien große Schritte vorangekommen. „Wir reden jetzt schon über einen Fahrplan“, stellte Zimmermann fest, der allerdings vor verfrühten Detaildiskussionen warnte. Man sei jetzt gespannt auf die Abstimmung im Ludwigsburger Kreistag im Herbst, der die Machbarkeitsstudie beauftragen müsste.

Hickmann stellte der Bottwartalbahn gute Chancen in Aussicht. „Wenn der politische Wille da ist, könnte in zehn Jahren der erste Zug durchs Bottwartal fahren.“ Er rechne mit weiteren drei Jahren Diskussion, drei bis vier Jahren Planung und drei Jahren Bauzeit. „Das ist ambitioniert, aber in 15 Jahren ist es auf jeden Fall zu schaffen.“

Schwierig sei allerdings im Vergleich zu anderen erfolgreichen Bahnreaktivierungen, dass die Trasse nur noch in den Plänen vorhanden sei. „De facto geht es um einen Neubau.“ Der Experte rechnet mit 50 Millionen Euro Investitionskosten. Die Förderung von Bund und Land würde bei 60 beziehungsweise 20 Prozent liegen.

Lieb stellte den Beitrag zum Klimaschutz heraus. „Wollen wir die Fahrgastzahlen im ÖPNV verdoppeln, braucht es deutlich bessere Angebote.“