Das Haus ist seit zehn Jahren unbewohnt. Foto: Werner Fuchs

Vereine und Bürger sind an einer Besichtigung im Rahmen von Stadtführungen interessiert.

Großbottwar - Das „Schiefe Haus“ , ein historisches Schmuckstück der Stadt aus dem Jahr 1549, das im Stadtzentrum steht, zeigt sich frisch herausgeputzt in neuer Fassade. Mit einem Aufwand von rund 90 000 Euro haben Gipser und Maler das Äußere wieder hergerichtet. Das Dach des historischen Gebäudes wurde daneben auch noch mit Biberschwanz-Ziegeln neu gedeckt.

Besucher im Städtchen bleiben bewundernd bei dem Haus in der Langen Gasse Ecke Zehntgasse stehen und auch Großbottwars Bürger sind stolz auf dieses einmalige Haus. Den Namen „Schiefes Haus“ hat es aber nicht bloß wegen seiner Originalität an allen Kanten und Wänden schief auszusehen. In den 1950-er Jahren wurde in einem Zeitungsartikel mit Bild dessen Hausgeschichte beschrieben. Doch anstatt des Namens des letzten bekannten Hausbesitzers war das Objekt kurzerhand in der Artikelüberschrift „Das Schiefe Haus von Großbottwar“ genannt worden. So blieb ihm dieser Name bis heute erhalten.

Die Großbottwarer nannten es damals jedoch noch „Feila Häusle“. Der Name kam daher, dass sein letzter Eigentümer, bevor es die Stadt wenige Jahre vor dem letzten Krieg für 800 Reichsmark erwarb, Heinrich Feil war. Wegen seines einmaligen Aussehens war es bereits im Jahr 1931 in das Verzeichnis der Landesdenkmale aufgenommen worden.

Der damalige Oberlehrer Otto Schäfer, ein verdienstvoller Heimatforscher, der im heutigen Bürgersaal des historischen Rathauses bereits im Jahr 1928 ein Heimatmuseum eingerichtet hatte, war mit seinen Ausstellungstücken im Jahr 1937 in das kleine städtischen Haus umgezogen. Mit dem uralten Mobiliar richtete er es als altes Bauernhaus her.

In den wirren Monaten nach Kriegsende 1945 wurde das Haus geplündert und das Mobiliar zu Brennholz gemacht. Als dann Heimatvertriebene aus Bessarabien stammend und umgesiedelt aus Polen hierher kamen, wurde das Haus von einer Flüchtlingsfamilie bezogen und in dem im Haus ebenfalls befindlichen Stall bekam ihr mitgekommenes Pferd seinen Platz.

Seit rund zehn Jahren steht das Haus leer und viele Bürger, vor allem die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins, sind daran interessiert, dass das einstige „Feila Häusle“ wieder zu einem Museum wird. Ausstellungsstücke sind in großer Zahl vorhanden, doch Vorschriften über Offenhalten eines Museums ohne weitere bauliche Ergänzungen erschweren das Vorhaben.

So hoffen interessierte Großbottwarer, dass wenigstens bei Stadtführungen ein Blick in das „Schiefe Haus“möglich wird und in seinem großen Gewölbekeller die Besucher ein Probiergläsle voll Wein trinken können, wenn diese erstmalig einen solchen Keller sehen.