Beim Laternenumzug reitet Martin auf einem braven braunen Isländer. Foto: avanti

Zum 25. Mal hat der Martinsumzug mit Pferden und Laternenbegleitung stattgefunden.

Großbottwar - Es ist alles so, wie es der mehr als 100 Jahre alte Brauch vorsieht. Ein paar Leute, in altertümliche Gewänder gehüllt, eine Schar römische Soldaten und zwei Pferde für den heiligen Martin von Tours. Dazu eine große Menschenmenge, die mit Lampions das Geschehen beleuchten will. Die katholische Kirche St. Pius X. ist proppenvoll und über die Hälfte der Gäste sind Kinder. Sie beäugen erwartungsvoll die ungewöhnliche Kulisse im Gotteshaus. Denn neben dem Altar ist am Sonntagabend ein Stadttor aus Pappe aufgebaut worden, bewacht von zwei Jugendlichen als römische Soldaten verkleidet. Den musikalischen Auftakt gestaltet die Bläserklasse der Wunnensteinschule, angeleitet durch Jens Heim. „Rund 1600 Jahre ist es her, als der Soldat Martin einen Mantel geteilt hat“, erzählt der katholische Pfarrer Pius Angstenberger den Ursprung des Festes. Eine Hälfte habe er einem Bettler zum Kälteschutz geschenkt, es sei im Römischen Reich passiert, erfahren die Zuhörer. Dieser Akt solle als Symbol des Teilens für die Welt gelten, so Angstenberger. Mit dem flotten Liedchen „Vom Anfang bis zum Ende“ übernehmen Schüler die Gestaltung in der Kirche. „Laternen . . . leuchten hell das Stadttor an“, beginnt der Schülerchor in einem Lied das Martinsspiel. Und „Martin zieht voran“ erfährt man durch die jungen Leute weiter. „Ich bin müde vom langen Ritt“, erklärt der dargestellte Martin im Soldatengewand inmitten eines wuseligen Marktgeschehens. Die jüngeren Schüler würden die Szenen spielen, ältere als Erzähler fungieren, hatte zuvor ein Schüler erklärt. Nach und nach erfährt die Festgemeinde, wie der damalige römische Soldat Martin während eines bitterkalten Abends mit einem Teil seines Mantels dem frierenden Armen Linderung verschafft hatte. Und auch, dass der spätere Bischof dieses Amt zunächst abgelehnt und sich deshalb bei den Gänsen versteckt hatte. Die Tiere sind ebenso ein Symbol für den Martinstag geworden.Im Sinne des Festes, teilen sich Pfarrer Angstenberger und Schulleiter Roland Müller ein Gebäck in Gansform vor den Gästen. Mehr davon und Punsch hätten bereits die fleißige Helfer der Landfrauen in der „Schule an der Linde“ vorbereitet, erklärt anschließend der Schulleiter und gibt somit den Startschuss zum Martinsritt. Ein braver brauner Isländer, der mit seiner Reiterin nebst Begleitpferd aus Beilstein nach Großbottwar gekommen ist, trägt den barmherzigen Martin und führt auf der Straße vor der Kirche einen langen Menschenzug an. Darunter viele Kinder, die stolz, oft selbst gebastelte, Laternen und die älteren Teilnehmer Fackeln vor sich tragen. Und manch ein kleiner Mitmacher bewundert das sichere Geleit der Feuerwehr- und Polizeileute. Freundlich von Sternen und einer klaren Mondsichel beleuchtet, findet der bunte Marsch durch den Ort an der Schule sein Ziel. Dort ist schon, ganz nach der Tradition, ein großes Feuer angezündet worden. Mit dem gemeinsamen Singen findet das Kirchenfest des heiligen Martin ein stilvolles Ende.