Die Reiterei ist das Steckenpferd der Jugendlichen, die nun endlich nicht mehr beim Reiten nass werden müssen. Foto: avanti

Der Reit- und Fahrverein Bottwartal kann wieder in einer eigenen Halle trainieren. Eineinhalb Jahre nach dem Feuer in der alten Halle ist die neue eingeweiht worden.

Großbottwar - Stellvertretend für den Großbottwarer Bürgermeister hat Andreas Strohm die zahlreichen Gäste begrüßt, die am Samstag zur Eröffnung der neuen Reithalle gekommen waren. Fröstelnd standen sie draußen vor dem Eingang, der von einer großen roten Schleife versperrt gehalten wurde. Mit einem sauberen Schnitt durchtrennte der Vorstandsvorsitzende des Reit- und Fahrvereins Großbottwar, Wolfgang Pfeiffer, das Band und lud die Anwesenden ein, die helle, in goldbraunem Holz gebaute neue Halle zu besichtigen.

Zuvor jedoch überbrachte Andreas Strohm die Grüße der Stadtverwaltung. Er ließ im Anschluss daran noch einmal jenen Augenblick Revue passieren, in dem er selbst – mit weiteren Eltern, die in der Nähe und zu dieser Stunde, mit ihren Kindern ein Klassenfest veranstalteten – auf die Rauchwolke blickte, die sich am 16. Juli 2016 gen Himmel erstreckte. Seitdem würde er ganz anders für die Ausstattung der Feuerwehr argumentieren, so Strohm, der sich wünschte, „so etwas nicht noch mal erleben zu müssen“. Seit dieser Zeit sind knapp eineinhalb Jahre vergangen, und es mussten bis zum Tag der Einweihung „einige Hürden überwunden werden“. Doch überraschend schnell sei es mit dem Bau schließlich voran gegangen und es gelte, nach vorne zu schauen.

Für Frank Reitter, Präsident des Baden-Württembergischen Reitsportverbands, zeigte sich der Neubau als weiterer Meilenstein des Vereins, den man sich allerdings unter anderen Umständen gewünscht hätte. Er sprach mit großer Anerkennung über den Verein, der durchaus mit Stolz auf seinen Umgang mit dieser Krisensituation und die nun zurückliegende Zeit blicken könne. Flagge hätten die Mitglieder des RFV Bottwartal bereits im September 2016 gezeigt, als sie sich trotz der Tragödie, am örtlichen Straßenfest beteiligt hatten. Und auch die Tatsache, dass der Reitbetrieb bei Wind und Wetter aufrecht erhalten blieb, verdiene großen Respekt. 2017 wiederum habe der Reit- und Fahrverein – mit Unterstützung von Freunden anderer Reitvereine – sogar das traditionelle Reitturnier ausrichten können.

Matthias Müller, Präsident des Sportkreises Ludwigsburg, gratulierte ebenfalls und überbrachte im Namen der 513 Sportvereine im Kreis, dem Reit- und Fahrverein seine Glückwünsche. „Ohne das besondere ehrenamtliche Engagement wäre das alles nicht zu stemmen gewesen. Man merkt, dass die Harmonie im Verein stimmt.“ Ein Glas Sekt in die Hand bekam schließlich jeder Besucher, der sich Zutritt verschafft hatte und die freundliche helle Reithalle ausgiebig betrachten konnte. Mitten im Reitbereich wartete ein hölzernes Pferd, das mit einem Tuch bedeckt war. Schriftführerin Kerstin Maier übergab es den neun jungen Voltigier-Mädchen, die anlässlich der Einweihung verschiedene Übungen darauf zeigten. Graziös sprangen sie auf das Holz-Gestell und demonstrierten anschaulich jene gymnastischen Parts, die „vorab stets auf dem Turnpferd eingeübt werden müssen, bevor man ein lebendiges Pferd beturnen darf“. Noch am Freitag hatten sie dies bei Kälte und Eis und unter freiem Himmel machen müssen. Neben den Reiterinnen waren aber auch die Mütter froh, „dass man nun wieder ein Dach über dem Kopf habe“. Die Kinder seien oft nass bis auf die Haut gewesen, so die Mutter der 16-jährigen Antonia. Die Pianistin Violetta Kammerlocher umrahmte das Nachmittagsprogramm live mit ihrem sinnlich-melodischen Tastenspiel.