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In Großbottwar wird die Rückkehr der Störche vorbereitet. Der Adebar in Pleidelsheim ist indes weg. Wo er ist, weiß keiner.

Großbottwar/Pleidelsheim - Die Temperaturen klettern nachts immer noch auf und teilweise sogar unter den Gefrierpunkt. Doch das scheint einige Störche nicht zu jucken. Die ersten Exemplare sind nämlich bereits wieder aus ihren Winterquartieren ins Ländle zurückgekehrt. Auch in Cleebronn, wie der Winzerhäuser Storchenfachmann und langjährige Tripsdrill-Chef Dieter Fischer sagt. Dort habe ein Adebar angefangen, auf einem Telegrafenmast ein Nest zu bauen. Ob die Vögel bald auch im nur wenige Kilometer entfernten Bottwartal aufschlagen, vermag Dieter Fischer nicht zu prognostizieren. „Zu den Chancen kann ich nichts sagen. Ich hoffe aber, sie stehen gut“, erklärt er schmunzelnd.

Er will aber auch in diesem Jahr der Wahrscheinlichkeit etwas auf die Sprünge helfen. So möchte er die Nester auf dem Großbottwarer Rathaus und der Winzerhäuser Kelter kalken lassen. Das imitiert den Kot der Vögel und gaukelt ihnen vor, dass sich hier ein Artgenosse niedergelassen hat. Außerdem sollen die Niststellen herausgeputzt werden. Wann genau die Aktion über die Bühne geht, ist allerdings noch nicht fix. Dieter Fischer hat sich aber Dienstag, 7., und Mittwoch, 8. März, im Kalender freigehalten. Für das Vorhaben hat er einen Steiger angefordert, weil die Drehleiter der Feuerwehr nicht weit genug hinaufreiche, erklärt Dieter Fischer. „Wir wollen es dieses Mal anders machen, damit es besser hebt“, sagt er. Vor allem will der Experte verhindern, dass es das Nest auf dem Rathaus bei einem Sturm zerfleddert. An den Horst auf der Kelter will er ran, weil davon nicht mehr viel übrig sei. „Die Krähen haben das teilweise fortgeschleift.“

Keinen Handlungsbedarf sieht Dieter Fischer hingegen bei der dritten Brutstätte auf Großbottwarer Gemarkung, die sich auf einem Dach im Sauserhof befindet. „Die sieht super aus“, betont er. Auch mit der Niststätte Numero vier beim Holzweilerhof sei noch alles in Ordnung. Trotzdem ist das natürlich keine Garantie, dass es heuer mit einer Wiederansiedlung des Großbottwarer Wappentiers klappt. „Irgendwann wird es aber funktionieren. Ich halte das Bottwartal immer noch für ideal für Störche“, betont Dieter Fischer.

Er ist zudem überzeugt davon, dass sich die prächtigen Vögel schon seit fünf oder sechs Jahren hier tummeln würden, wenn man sie mit einem Gehegestorch angelockt hätte. „Das wäre am einfachsten und idealsten“, sagt er. Bei einigen Naturfreunden ist diese Methode aber umstritten. Wobei selbst die Landesbeauftragte für den Storchenschutz Ute Reinhard diesen Schritt zuletzt nicht mehr ausgeschlossen hatte.

Ganz ohne Lockmittel hatte sich ein Adebar um den Jahreswechsel in Pleidelsheim rund um die Gärtnerei Hammer aufgehalten (wir berichteten). Inzwischen fehlt von ihm aber jede Spur. Dieter Fischer hat auch schon nach ihm Ausschau gehalten, aber nicht entdecken können. „Um Heilige Drei Könige herum war er plötzlich weg“, sagt Sabine Hammer, Inhaberin der Gärtnerei. Sie hoffe, dass es dem Tier gut geht. Und sie hat auch eine Vermutung, wo es den Pleidelsheimer Adebar hinverschlagen haben könnte: nach Baden-Baden. Dort landete nämlich am 8. Januar ein entkräfteter Storch auf dem Dach eines Minis an einer Tank- und Rastanlage. Die Polizei leistete Erste Hilfe. „Ein verständigter Vogelwart kam zum Parkplatz vor der Raststätte und übernahm den Vogel“, heißt es in einer Mitteilung des zuständigen Polizeipräsidiums Offenburg.

Bei besagtem Vogelwart handelte es sich um Pierre Fingermann aus Rastatt. Und der kannte den auf dem Auto gestrandeten Adebar nur zu gut. Er hatte das Tier nämlich schon einmal in seiner Obhut. Der Greifvogelexperte päppelte den Storch vom 6. bis zum 22. September auf. „Anschließend habe ich ihn fliegen lassen“, sagt der Naturschutzwart im Kreis Rastatt. Der Vogel sei aber nach zwei oder drei Tagen von seinen Ausflügen immer wieder zurückgekehrt – bis er dann eine längere Tour von vier oder fünf Tagen unternommen habe und ausgelaugt auf der Rastanlage aufgetaucht sei. Pierre Fingermann kann somit aber ausschließen, dass dieser einst von Hand aufgezogene Storch über die Weihnachtsfeiertage einen langen Abstecher nach Pleidelsheim unternommen hat.

Wo könnte also der Adebar aus der Neckargemeinde geblieben sein? Dieter Fischer kann sich vorstellen, dass er sich einfach ein neues Revier gesucht hat. Ein einzelner Storch habe auf jeden Fall die Chance, hierzulande einen Winter zu überstehen. Das bestätigt Pierre Fingermann. „Das sind Allesfresser“, sagt der Experte aus Rastatt. Schwierig werde es nur, wenn zu viel Schnee liege und die Vögel nicht mehr nach Nahrung picken können.