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Die Tagesverfügbarkeit der Feuerwehr ist nicht nur auf der Führungsebene meist schlecht. Das liegt oft an beruflichen Verpflichtungen.

Großbottwar/Oberstenfeld - Die vom Oberstenfelder Kommandanten Jürgen Beck geäußerte Kritik am Nachbarort Großbottwar (wir berichteten) wird vom Rathaus und der Feuerwehr zurückgewiesen. „Wir danken Herrn Beck, dass er die Einsatzleitung am Storchenkreisel übernommen hat“, sagt der Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann. Weil zunächst keine Führungskraft aus Großbottwar zur Verfügung stand, wurde Beck als Kommandant aus Oberstenfeld zu dem Gasalarm vergangene Woche gerufen. Später hat der Großbottwarer Abteilungskommandant Matthias Scheufele die Einsatzleitung übernommen. Bei der Hauptversammlung der Oberstenfelder Wehr hat Beck dann Kritik am Nachbarort verlauten lassen. Personal und Ausrüstung seien so dünn gesät, dass er auch im Jahr 2013 schon zweimal im Rahmen der Überlandhilfe als Kommandant mit ausrücken musste.

Der Großbottwarer Kommandant Christian Brückel sieht die „unglückliche Situation“ den beruflichen Verpflichtungen seiner Führungskräfte geschuldet. „Was soll ich machen, wenn ich zwei Zugführer habe, die beruflich jetzt weit weg von Großbottwar unterwegs sind? Der Job geht halt vor.“ Auch bei Brückel selbst und seinem Stellvertreter Michael DeNoni sei es so, dass sie tagsüber berufsbedingt nicht immer zur Verfügung stehen können. „Da ist Oberstenfeld möglicherweise in einer besseren Situation, leider ist das bei uns nicht so.“

Selbstverständlich dränge man darauf, dass junge Leute die Ausbildung zum Gruppen- oder Zugführer absolvieren. „Aber um einen Platz an der Landesfeuerwehrschule zu bekommen, muss man ein oder zwei Jahre warten.“ In der kurzen Zeit, in der Brückel Kommandant ist, habe er noch nicht alle strukturellen Dinge angehen können, die ihm am Herzen liegen. Beispielsweise die Gründung einer Jugendfeuerwehr, die jetzt auf den Weg gebracht wird. Großbottwar ist eine der wenigen Wehren ohne Jugendabteilung, während in anderen Orten schon das 25-jährige Bestehen der Jugendwehr gefeiert wurde. Beinahe selbstverständlich stammt in Marbach oder Steinheim ein Großteil der Führungskräfte aus dem eigenen Nachwuchs.

Aber auch ohne Jugendabteilung sei die Großbottwarer Wehr jung und engagiert, betont Bürgermeister Zimmermann. „Wir haben jetzt wieder vier junge Kandidaten für die Aktive Wehr. Die Nachwuchsgewinnung funktioniert.“ Der notwendige und sinnvolle Umbruch durch den Wechsel auf der Kommandoebene brauche eben seine Zeit, so Zimmermann. „Wir stellen uns ganz klar vor unsere Wehr, die wir für leistungsfähig und einsatzbereit halten.“ Dass an der Ausstattung gespart werde, müsse er klar zurückweisen. „Wir haben jetzt wieder ein neues Fahrzeug für die Wehr im Haushaltsplan stehen.“

Durch die gemeinsame Ausrückeordnung der Feuerwehren sei es nicht ungewöhnlich, dass Oberstenfeld bei einem größeren Einsatz mit alarmiert werde. Dies sei auch umgekehrt der Fall. Kooperationen gibt es mittlerweile zwischen vielen Kommunen. Die Hilfe zwischen Beilstein und Oberstenfeld funktioniere seit Jahren gut in beide Richtungen, betont der Beilsteiner Kommandant Bernd Kircher. „Ab Alarmstufe 2 braucht es zwei Löschzüge und eine Drehleiter, das kann tagsüber wohl keine Wehr mehr alleine bewerkstelligen.“ Andere Beispiele der Zusammenarbeit: Bei einem größeren Einsatz in Kleinbottwar wird die Großbottwarer Wehr mit alarmiert, für Höpfigheim ist Murr mit verantwortlich, die auch mit Pleidelsheim seit Jahren eine gute Überlandhilfe und Kameradschaft pflegt. Und bei einem Großeinsatz wie dem Gasleck in Steinheim im vergangenen Jahr werden ohnehin alle verfügbaren Kräfte im Umkreis alarmiert.