Derzeit genießen die Anwohner wegen der Arbeiten an dem Tartanplatz eine Ruhe, die sie nicht gewöhnt sind. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Gemeinderat hat eine Nutzungsordnung verabschiedet. In der Sitzung sind auch die Emotionen in den Zuschauerrängen hoch gekocht.

Großbottwar - Eine Demonstration dessen, was in lauen Sommernächten am Schulzentrum abgeht, haben die Gemeinderäte in der Sitzung am Mittwochabend im Rathaus erleben können, als es auf den Zuschauerrängen fast zu Handgreiflichkeiten kam. Dort haben leidgeplagte Awohner aber auch Jugendliche Platz genommen, die den Schulhof zum inoffiziellen Treffpunkt (wir berichteten) erkoren haben. Während im Gremium eine hitzige Diskussion über die neue Benutzungsordnung geführt wurde, sind die Emotionen bei einem Anwohner und einem Jugendlichen so sehr hochgekocht, dass die Situation fast außer Kontrolle geriet. Von den Presseplätzen aus war nicht zu beobachten, wer da wen provoziert hatte.

Was die Szene jedoch verdeutlichte war, dass die Verwaltung die Situation dringend regeln muss. „Die Anwohner haben uns und dem Gemeinderat die erheblichen Lärmbelästigungen zugetragen mit der Bitte, zu reagieren“, so Bürgermeister Ralf Zimmermann.

Dazu hatte die Verwaltung einen Vorschlag vorgelegt, der vorsah, die Benutzung des Tartanplatzes außerhalb des Lehrbetriebes bis 20.30 Uhr zu gestatten. In den Schulferien sowie an Samstagen sollte der Platz von 10 bis 20.30 Uhr der Öffentlichkeit zugänglich sein. An Sonn- und Feiertagen sollte die Nutzung tabu sein. Untersagt sollte es sein, den Platz zu befahren.

Dieser Vorschlag nahm den Anwohnern allerdings nicht die Sorge, „dass auf einem Schulsportplatz eine Partymeile entsteht“, wie sie in einem gemeinsamen Brief an die Gemeinderäte formulieren. Zumal sie wegen der derzeitigen Bauarbeiten an dem Platz einen Eindruck davon haben, wie es sein könnte. „Jetzt haben wir die Ruhe, die sich sicher jedes Gemeinderatsmitglied auch wünscht.“ Sei der Platz in Betrieb, bedeute das, „dass nach circa 15.30 Uhr, wenn die letzten von 1000 Schülern das Gelände verlassen, die Lärmbelästigung bis 20.30 Uhr weitergehen darf“. Das tatsächliche Ende sei hingegen offen.

Auf Verständnis sind die Anwohner mit ihrem Anliegen bei der Freien Bürgerlichen Wählervereinigung gestoßen. Deren Sprecher Thomas Stigler forderte, „eine generelle Zeitbegrenzung bis 19 Uhr“. Applaus brandete auf, als er verlangte, „auch in den Sommerferien zu schließen“. Vereine sollten weiterhin trainieren dürfen.

Dass ausgerechnet die Vereine in der von der Verwaltung vorgelegten Nutzungsordnung fehlten, mache deutlich, wie unausgegoren das Werk sei, hielt Aktiv-Rat Christoph Streicher fest. „Ich stelle darum einen Antrag auf Vertagung und die Einrichtung eines runden Tisches, zu dem wir Anwohner und Nutzer einladen“, forderte er. Was wiederum CDU-Rat Benjamin Traa nicht ins Konzept passte. „Ich halte es für falsch, das Thema ohne Diskussion jetzt einfach abzuschließen.“ Die vielen Besucher wollten doch erfahren, wie sich das Gremium positioniere. Mit drei Ja- und neuen Gegenstimmen sowie vier Enthaltungen wurde der Antrag abgelehnt.

Allerdings fand auch Benjamin Traa, praktizierender Jurist, die Nutzungsordnung stehe „auf dünnem Eis“. Als Beispiel nannte er das Betretungsverbot für das gesamte Schulgelände, von dem die Wege ausgenommen sind. „Ungenauer geht es nicht“, konstatierte er. Auch in Sachen Sperrung in den Sommerferien war er nicht einverstanden. „Wir brauchen erst eine Alternative, bevor wir ein Verbot aussprechen.“ Es sei doch wünschenswert, wenn junge Leute rausgehen, statt den Tag vor dem Fernseher zu verbringen.

In ein ähnliches Horn bließ der Aktiv-Rat Thomas Haag. „Ich habe ein Problem damit, dass der Gesetzgeber die Lärmpegel hochsetzt und wir schränken sie wieder ein.“ Auf der Gemarkung werde älteren Jugendlichen ab 16 Jahren nichts geboten. Während die Aktiv-Fraktion darum dem Verwaltungsvorschlag, den Platz bis20.30 Uhr zu öffnen, hätte folgen können, sorgte die SPD für den Konsens. Doris Daniel brachte 20 Uhr als Schließzeit ins Spiel, was von der Mehrheit getragen wurde. Allerdings nicht an Samstagen, an denen bereits um 19 Uhr Schluss sein soll. In den Sommerferien bleibt der Platz offen. Diese Entscheidung sorgte für ein Raunen auf den Zuschauerrängen.

Bürgermeister Ralf Zimmermann wies darauf hin, dass damit nichts in Stein gemeißelt ist. „Wenn die Regeln nicht praktikabel sind, können wir sie ändern.“

Bereits bevor das Gremium die Ordnung festzurrte, meldete sich CDU-Rat Andreas Strohm zu Wort. „Das Allerwichtigste ist, dass das, was wir gleich beschließen, auch kontrolliert wird“, sagte er. Dafür trägt künftig unter anderem eine neue Stelle im Gemeindevollzugsdienst Sorge, die ebenfalls am Mittwochabend beschlossen wurde. Die 450-Euro-Kraft werde verstärkt den Schulhof kontrollieren. Zudem wünschte sich Strohm eine Liste möglicher alternativer Treffpunkte für Jugendliche.